Rendite nicht hoch genug: VW will Kernmarke umbauen
VW konnte zuletzt neuerlich den Gewinn steigern. Das täuscht jedoch nicht darüber hinweg, dass die Kernmarke Sorgen macht. Die Verantwortlichen sehen sich zum Handeln gezwungen.
Wolfsburg/München - Volkswagen verdient sehr viel Geld. Das liegt jedoch weniger an den Modellen der Kernmarke Volkswagen Pkw. Vielmehr sind es die lukrativen Töchter Porsche und Audi, die eine prächtige Rendite abwerfen und im vergangenen Jahr jeweils einen Rekordgewinn verbuchten. Dadurch gelang dem Mutterkonzern selbst ein Gewinnanstieg, was dazu auch an der profitablen Finanzsparte liegt. Jedoch täuscht dies intern nicht über ein Problem hinweg: dass die Kernmarke zu wenig Rendite abwirft, nach Meinung der Chefetage.
In einer zunächst internen Mitteilung an die Mitarbeiterschaft kündigt die Konzerntochter Umbaumaßnahmen an, um das Kostenproblem in den Griff zu bekommen. Als Ziel wird darin ausgegeben, dass Volkswagen Pkw eine „nachhaltige Umsatzrendite“ von 6,5 Prozent erwirtschaften soll. Wie die Nachrichtenagentur AFP schildert, befand sich die Rendite im ersten Quartal 2023 lediglich bei drei Prozent. „Wir sehen, dass unsere Marke - bei allen Stärken - wirtschaftlich noch nicht solide genug aufgestellt ist“, beinhaltet die von VW-Markenchef Thomas Schäfer unterschriebene Mitteilung.
VW Pkw benötigt mehr Effizienz - auch andere Konzernmarken betroffen
Welchen Ansatz VW bei der Umstrukturierung der Pkw-Sparte verfolgt, wurde noch nicht konkretisiert. Näheres soll den Investoren am 21. Juni bei einer Konferenz erläutert werden, berichtet das Handelsblatt. Auch die Belegschaft soll in den kommenden Wochen mehr erfahren. Jedoch werde ein Programm für „deutlich mehr Effizienz und Synergien“ gestartet, lässt der Markenchef wissen. Dabei gehe es auch um eine stärkere „Verzahnung“ der Produktion mit den Konzerntöchtern Skoda und Seat sowie der Nutzfahrzeugsparte.
In dem Bericht ist allerdings bereits von geplanten Maßnahmen der Wolfsburger die Rede. Dabei spielt auch das Thema Personalabbau eine Rolle. Allerdings würden „echte Einschnitte“ verhindert, führt das Handelsblatt aus. Stellenabbau sei „nicht das Ziel.“ Allerdings dürfte die Zahl der Arbeitsplätze schrumpfen - mitunter, weil E-Autos weniger aufwändig produziert werden als Verbrenner-Pendants. Wie die Stellen-Reduzierung ablaufen soll: über Altersteilzeit sowie Nicht-Nachbesetzungen von Stellen.

VW benötige dennoch Nachwuchs und Autos, die den Kunden wieder mehr wert sind als Konkurrenzmodelle. Der Hintergrund: Selbst im Heimatland sieht sich Volkswagen einem immer härteren Wettbewerb ausgesetzt. Dazu sind chinesische, oftmals bezahlbare Fabrikate dabei, den europäischen Markt zu stürmen. Dass die mittlerweile hochpreisigen VW-Neuwagen noch teurer werden, erscheint schon deshalb zumindest fraglich.
VW: Absatz von Kernmarke geschrumpft - Stellantis als Rendite-Vorbild
Laut dem Bericht soll bei der Kernmarke Volkswagen Pkw unter anderem die Modellpalette erneuert werden und „auf allen Ebenen gespart“. Das betrifft offenbar auch den Einkauf, was zwangsläufig zulasten der Zulieferer ginge. Im Raum stehe ein Paket, mit dem das Jahresergebnis der Kernmarke VW Pkw um mindestens drei Milliarden Euro erhöht werden soll, es könnten aber auch „deutlich mehr“ sein, teilt die Zeitung mit.
2022 verkaufte die Pkw-Sparte weltweit rund 4,6 Millionen Autos, das ist etwa die Hälfte des gesamten Konzerns. Seit 2019 (6,2 Mio.) sinkt der Absatz jedoch kontinuierlich und die Werke seien auch mangels Nachfrage längst nicht ausgelastet. Als Vorbild für die Wolfsburger taugt vermutlich der Stellantis-Konzern: Der Mega-Konzern (u. a. Fiat, Peugeot und Chrysler) verbucht jährlich Renditen im zweistelligen Prozentbereich. (PF)