Nach Insolvenz: Nächste große Änderung bei Schuhhändler Görtz

Um das Unternehmen zu retten, schließt der Schuhhändler Görtz die Hälfte seiner Filialen. Die Familie zieht sich nun auch vollständig aus dem Geschäft zurück.
München – Bereits Ende 2022 hat der Schuhhändler Görtz Insolvenz angemeldet. Mit Hilfe der beauftragten Sachverwalter und einer Unternehmensberatung wollte das Traditionsgeschäft zu einer „für alle Beteiligten guten Fortführungslösung“ finden. Das Verfahren steht laut einer aktuellen Pressemitteilung von Görtz kurz vor dem erfolgreichen Abschluss. Es sei nun auch ein langfristig orientierter Investor im Boot: die Fürderhin GmbH mit Sitz in München, deren Gesellschafter Leonie und Burkhard von Wangenheim sind.
Die Familie Görtz verlässt ihr Unternehmen allerdings, wie das Manager Magazin von einer Sprecherin erfuhr. Sie gibt demnach beinahe 150 Jahre nach Gründung sämtliche Anteile an dem Traditionsgeschäft ab und scheidet aus dem Gesellschafterkreis aus. Das Schuhgeschäft wurde im Jahre 1875 von Johann Ludwig Görtz im Hamburger Stadtteil Barmbek eröffnet. Die sich daraus entwickelnde Handelskette im Familienbesitz erlangte bundesweit Bekanntheit und verzeichnete mit zeitweise 160 Filialen in Deutschland und Österreich dreistellige Millionenumsätze.
Schuhgeschäft schließt Filialen: Görtz durch Insolvenz „verschlankt“
Um die Fortführung des Unternehmens sicherzustellen, sei es unvermeidbar, das „Filialportfolio“ zu verschlanken – also Filialen schließen –, so eine Pressemitteilung des Schuhhändlers. Man bleibe jedoch weiterhin deutschlandweit und auch in Österreich mit knapp 80 Geschäften präsent. Görtz sei „eine Marke mit viel Potential“, so Geschäftsführer Frank Revermann. Es gebe zwar „noch einige Hausaufgaben zu erledigen“, man starte jedoch „voller Elan in die neue Zukunft“ des Unternehmens. Auf die Zusammenarbeit mit dem neuen Investor freue man sich.

In die Insolvenz war der Schuhhändler Görtz laut eigenen Angaben geraten, nachdem nicht nur die Corona-Pandemie den Modehandel verstärkt ins Internet verlagert hatte, sondern schließlich auch durch den im Februar 2022 ausgebrochenen Ukraine-Krieg, die Inflation und die steigenden Energiepreise, die allesamt zu einer enormen Kaufzurückhaltung geführt hätten – zunächst in den Filialen und schließlich auch im Onlinegeschäft.
Insolvenz bei Görtz: Schuhgeschäft auch online erfolglos
Ähnliche Erfahrungen macht auch die Kaufhauskette Peek & Cloppenburg: Sie beantragte Anfang März ein Schutzschirmverfahren. Das verstärkte Online-Engagement soll für sie mehr Be- als Entlastung nach sich gezogen haben. Selbst der Online-Handel Zalando hatte im Februar mitgeteilt, dass Hunderte Stellen gestrichen werden sollen. Details dazu ließ das Unternehmen aber bis zuletzt offen.
Die Insolvenz von Görtz hatte das Wirtschaftsjahr 2022 geprägt, gemeinsam mit der Zahlungsunfähigkeit der Kaufhauskette Galeria Kaufhof. Insgesamt 175.000 Beschäftigte waren von den Pleiten im Großformat betroffen. Die Schäden für die Gläubiger blieben mit offenen Forderungen in Höhe von 36 Milliarden Euro allerdings noch unter dem Rekordwert von 51 Milliarden Euro im Vorjahr. (na/dpa/afp)