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Später in Rente, früher tot? Studie verdeutlicht Folgen von höherem Renteneintrittsalter 

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Von: Lisa Mayerhofer

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Chef alleine im Büro.
Die Debatte um eine Erhöhung des Renteneintrittsalters reißt nicht ab. (Symbolbild) © Imago

Die Debatte um die Erhöhung des Renteneintrittsalters reißt nicht ab. Eine neue Studie zeigt jetzt, dass ein höheres Renteneintrittsalter für die Bevölkerung gravierende Folgen haben kann.

Berlin – Viele Ökonomen, Arbeitgeber und auch einige CDU-Sozialpolitiker wollen das Eintrittsalter für die Rente erhöhen. Der Arbeitsentwurf der CDU-Fachkommission sieht beispielsweise vor, das Renteneintrittsalter ab 2031 direkt an die Lebenserwartung zu koppeln, wenn diese wie prognostiziert weiter ansteigt. „Konkret erhöht sich dann dadurch die Regelaltersgrenze um vier Monate für jedes gewonnene Lebensjahr“, zitierte die Welt aus dem Papier.

Arbeitgeberpräsident Rainer Dulger forderte zudem eine Abkehr von der Frührente. Bislang steigt das Eintrittsalter der gesetzlichen Rente bis zum Jahr 2030 schrittweise auf 67 Jahre an, der Eintritt in die Frührente ist je nach Jahrgang ab 63 Jahren oder älter möglich.

Studie: Verbindung zwischen späterem Renteneintritt und erhöhter Sterblichkeit liegt vor

Klar ist: Das Rentensystem steht durch den demographischen Wandel vor dem Kollaps – und muss dringend reformiert werden. Da klingt der Vorschlag, beispielsweise den Renteneintritt an die steigende Lebenserwartung zu koppeln, erst einmal sinnvoll. Doch eine neue Studie zeigt nun, dass ein höheres Renteneintrittsalter für die Bevölkerung gravierende Folgen haben kann.

Ein deutsch-spanisches Forscherteam kann in seiner Arbeit eine Verbindung zwischen einem späteren Renteneintritt und einer erhöhten Sterblichkeit herstellen. Cristina Bellès-Obrero, Sergi Jiménez-Martìn und Han Ye von den Universitäten Mannheim und Barcelona haben Sozialversicherungsdaten jeweils vor und nach der Rentenreform 1967 in Spanien analysiert. Bei dieser Reform haben die Spanier über den Stichtag des 1. Januar 1967 das Alter für den Vorruhestand angehoben – von 60 auf 65 Jahre.

Eine Auswertung der Daten legt dabei nahe, dass das Risiko, im Alter zwischen 60 und 69 Jahren zu sterben, bereits bei einem um ein Jahr verzögertem Renteneintritt 4,2 Prozentpunkte höher war als bei einem regulären Renteneintritt. Zudem war bei den Menschen, die eine Teilrente hatten, die Sterblichkeitsrate niedriger. Die Forscher schlagen deshalb eine Verminderung der Arbeitsstunden im späteren Erwerbsleben vor, um die Gesundheit der älteren Arbeitnehmer zu schützen und gleichzeitig den Arbeitsmarkt zu schonen.

Ökonom Fratzscher: Höheres Renteneintrittsalter – mehr Menschen in der Erwerbsminderung

Marcel Fratzscher, Professor für Makroökonomie an der Humboldt-Universität zu Berlin und Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), warnt vor einem weiteren negativen Effekt, den die Erhöhung des Renteneintrittsalters nach sich ziehen könne: Ein größerer Anteil an Beschäftigten würde dann in die Erwerbsminderung rutschen, fürchtet der Ökonom in einer aktuellen Zeit-Kolumne.

Einer Studie des DIW Berlin zufolge würden schon jetzt 4,5 Millionen Menschen in Deutschland eine Erwerbsminderungsrente beziehen oder waren erwerbsgemindert und sind nun im Ruhestand. Deren Armutsrisiko sei jedoch doppelt so hoch wie das der gesamten Bevölkerung. Folge: Mehr Menschen würden in die Altersarmut rutschen – vor allem, wenn sie ein niedriges Einkommen hätten, so Fratzscher. Ein weiteres Problem sei zudem, dass nicht nur überproportional viele Menschen mit niedrigen Einkommen in die Erwerbsminderung fallen würden – „diese Versicherung ist zudem so gering, dass viele durch eine Erwerbsminderung in Armut geraten und aus dieser Lage ihr Leben lang nicht mehr herauskommen“, so Fratzscher.

Mit Material der dpa

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