1. 24hamburg
  2. Wirtschaft

Arm in der Rente: Frauen sind deutlich schlechter dran

Erstellt:

Von: Amy Walker

Kommentare

Frauen erhalten im Alter deutlich weniger Geld aus Alterseinkünften als Männer: Jede fünfte Frau über 65 Jahren ist damit armutsgefährdet. Und: Die Rentenlücke wird auch zukünftig ein Problem bleiben.

Berlin – Frauen über 65 haben 2021 im Schnitt ein Drittel weniger Alterseinkünfte als gleichaltrige Männer gehabt. Darüber informiert das Statistische Bundesamt (Destatis) vor dem Internationalen Frauentag am 8. März. Die geschlechtsspezifische Rentenlücke – auch Gender Pension Gap genannt – wird Destatis zufolge auch in den kommenden Jahren ein Problem bleiben, wenn die Politik nicht nachsteuert.

Rente: Armutsgefährdung bei Frauen größer als bei Männern

Frauen haben im Alter in Deutschland durchschnittlich 17.814 Euro brutto im Jahr aus Alterseinkünften zur Verfügung. Männer hingegen haben 25.407 Euro brutto, also 30 Prozent mehr. Zu den Alterseinkünften zählen Alters- und Hinterbliebenenrenten, Pensionen sowie sämtliche private Renten.

Aufgrund niedrigerer Renten waren 2021 Frauen auch häufiger armutsgefährdet als Männer. Als armutsgefährdet gilt man, wenn man als alleinstehende Person weniger als 1.247 Euro netto im Monat zur Verfügung hat. 2021 betraf das in Deutschland jede fünfte Frau über 65 Jahren. Dadurch waren Frauen häufiger von Wohnkosten überfordert, konnten ihre Wohnung also nicht angemessen heizen oder mussten mindestens 40 Prozent ihrer Einkünfte für die Wohnung ausgeben.

Eine Seniorin mit Brille und heller Bluse sitzt am Küchentisch und zählt Euroscheine. (Symbolfoto)
Frauen bleibt im Schnitt viel weniger Rente im Alter als Männern. © Ok Shu/Imago

Wie Destatis weiter informiert, waren Frauen im Alter öfter abhängig von den Einkünften des Ehepartners durch die Hinterbliebenenrente. 29 Prozent aller Frauen über 65 erhielten eine solche Hinterbliebenenrente. Zum Vergleich: Nur fünf Prozent der Männer im gleichen Alter erhielten eine Hinterbliebenenrente. Diese Rente entsteht aus der Altersvorsorge des Ehepartners. Klammert man die Hinterbliebenenrente aus, dann liegt der Gender Pension Gap noch viel höher: Frauen erhalten im Alter demnach 42,6 Prozent weniger Geld in der Rente als Männer.

Gründe für den Gender Pension Gap sind vielfältig

Gründe für die Verdienstungleichheit zwischen den Geschlechtern sind vielfältig. Im Wesentlichen handelt es sich bei der Rentenlücke um die gleichen Ursachen: Frauen arbeiten häufiger in schlecht bezahlten Branchen, nehmen sich mehr Auszeiten für die Kindererziehung, sind seltener in Führungspositionen vertreten, arbeiten häufiger in Teilzeit. All das führt am Ende des Arbeitslebens auch zu geringeren Rentenansprüchen.

Nach Angaben von Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) liegt der Lohnunterschied zwischen Männern und Frauen in Deutschland bei 18 Prozent. Davon gehen 7 Prozent auf Diskriminierung zurück, also darauf, dass Firmen Frauen noch immer schlechter bezahlen als ihre männlichen Kollegen. Heil fordert deshalb mehr Tarifbindung, um die Löhne zu verbessern, sowie mehr Transparenz bei den Löhnen, um Diskriminierung zu vermeiden. „Da, wo es einen Tarifvertrag gibt, sind die Löhne in der Regel besser“, sagte Heil.

Rentenlücke bleibt ein Problem – Mütterrente soll Abhilfe schaffen

Die Statistik zeigt, dass aber auch in Zukunft die Rentenlücke ein Problem bleiben wird, da noch immer viel mehr Frauen als Männer in Teilzeit arbeiten, in der Regel, weil sie Kinder haben oder andere Angehörige pflegen. 2021 arbeiteten 10,6 Prozent der erwerbstätigen Männer in Teilzeit, bei den Frauen waren es 47,4 Prozent. Filtert man die Daten nur nach Personen, die Kinder haben, dann ist der Unterschied noch eklatanter: 63,6 Prozent der Mütter arbeiteten 2021 in Teilzeit im Vergleich zu 7,3 Prozent der Väter.

Doch seit 2019 soll mit der umgangssprachlich genannten Mütterrente das Problem angegangen werden. So erhalten Eltern, die für die Kindererziehung in Voll- oder Teilzeit zu Hause bleiben, trotzdem eine Rente. Umgerechnet gibt es pro Jahr der Kindererziehungszeit etwa 34 Euro Rente im Monat. Und: erste Zahlen zeigen, dass zumindest die Rentenlücke zwischen kinderlosen Frauen und Frauen mit Kindern dadurch kleiner wird. 2021 hatten Mütter mit zwei Kindern nur noch 2,5 Prozent weniger Rente als kinderlose Frauen. Damit zeichnet sich eine kleine Verbesserung ab. Doch von den Renten der Männer bleiben alle Frauen noch weit weg.

Auch interessant

Kommentare