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Zwei Probleme ausgemacht: Versorger zerlegen Habecks Heizpläne – „Völlig an Realität vorbei“

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Von: Teresa Toth

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Versorgungsunternehmen halten das angekündigte Heizungsverbot ab 2024 für unrealistisch. Die finanziellen Risiken seien durch die starren Vorgaben zu hoch.

Frankfurt – Ab 2024 soll es ein Verbot für den Einbau neuer Öl- und Gasheizungen geben. Der Vorschlag für das Heizungsverbot stammt von Umweltminister Robert Habeck (Grünen) – er sieht darin die Chance, fossile Brennstoffe langfristig komplett abzuschaffen. Kommunale Versorger halten das angekündigte Verbot jedoch für nicht umsetzbar.

Das Heizungsverbot sieht vor, ab dem Jahr 2024 nur noch die Installation von Heizsystemen zu erlauben, die mit mindestens 65 Prozent erneuerbaren Energien betrieben werden. Öl- und Gasheizungen sollen dann durch Wärmepumpen, Solaranlagen, Infrarotheizungen oder Holz- und Pellet-Öfen ersetzt werden. Bieten die lokalen Versorger umweltfreundliches Öko-Gas wie Wasserstoff an, ist der Einbau von Gasheizungen allerdings weiterhin möglich. Spätestens ab 2030 soll die Versorgung mit Öko-Gas gewährleistet sein.

Versorger kritisieren Heizungsverbot der Ampel: Regelungen würden das Gegenteil bewirken

Um herkömmliches Gas auf Öko-Gas umzustellen, bräuchten die Versorgungsunternehmen jedoch mehr Zeit. Die geplanten Regelungen seien „völlig an der Realität vorbei“, kritisiert der Chef des Verbands Kommunaler Unternehmer e.V. Ingbert Liebing gegenüber der Bild. Sie seien „kontraproduktiv und bewirken das Gegenteil. Für uns sind sie eher ein Bremsklotz.“ Laut Liebing benötige es zwei bis drei Jahre für die Planung neuer Gasnetze und weitere Jahre, bis die kommunalen Versorger eine zuverlässige Herstellung und Lieferung von Öko-Gas garantieren können.

Das Heizungsverbot sieht vor, ab 2045 komplett auf fossile Brennstoffe verzichten zu können.
Das Heizungsverbot sieht vor, ab 2045 komplett auf fossile Brennstoffe verzichten zu können. © Annette Riedl/dpa

Auch die angekündigte Entschädigungspflicht für Versorger seien laut Liebing „nicht hinnehmbar“. Die Regelung sieht vor, dass der Versorger diejenigen Haushalte mit Gas-Heizungen entschädigen muss, sollte das Öko-Gas nicht wie angekündigt zur Verfügung stehen. „Sie führen dazu, dass so gut wie kein Versorger die Gasnetze weiter für Alternativen öffnen wird, weil die Finanzrisiken viel zu groß sind“, bemängelt der Verbandschef. Er prophezeit, dass sich die Stadtwerke folglich eher zurückhalten werden, wenn es um das Angebot von Öko-Gas gehe. Um dem entgegenzuwirken, müsse es deutlich „mehr Flexibilität“ bei der Umstellung geben.

Hierfür spricht sich auch der Verein Deutscher Ingenieure (VDI) aus. Statt harter Nutzungsverbote müsse eine schrittweise Einführung von klimaneutralen Wärmelösungen anvisiert werden. Die aktuelle Ausbaugeschwindigkeit der erneuerbaren Energien sei demnach weder im Strom- noch im Wärmesektor ausreichend, um die politischen Zielsetzungen zu erreichen. Es gelte daher gesetzliche, regulative und ökonomische Rahmenbedingungen zu schaffen, um einen ausreichenden Ausbau der verschiedenen erneuerbaren Energien zu beschleunigen.

Kritik der Versorger an Heizungsverbot: Schrittweiser Umstieg durch höhere CO2-Abgabe

Erreicht werden könnte dies durch die Verteuerung von fossilen Energien – etwa durch eine EU-weite Erhöhung der CO2-Abgabe bei gleichzeitiger Erhöhung der Quote für erneuerbare Energien zur Wärmeerzeugung im Gebäudeenergiegesetz. „Damit würden der Ersatz fossiler Wärmeerzeuger oder die Installation von Solaranlagen bei Neubauten indirekt forciert“, sagt Jochen Theloke, Geschäftsführer der VDI-Gesellschaft Energie und Umwelt.

Der Bundesverband Nachhaltige Wirtschaft e.V. (BNW) dagegen kritisiert eine höhere Flexibilität beim Umstieg auf erneuerbare Energien. Ein striktes Gas- und Ölheizungsverbots ab 2024 sei dringend notwendig, um die Emissionen im Gebäudesektor zu senken. Die unklaren Formulierungen im Ergebnispapier bezüglich des fossilen Heizungsverbots würden laut dem Verband vermutlich dazu führen, dass auch nach 2024 weiter Gas- und Ölheizungen verbaut werden. (tt/dpa)

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