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Klimaschutz: In diesen Gemeinden dürfen keine Einfamilienhäuser mehr gebaut werden

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Von: Amy Walker

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Rund 45 Prozent der freien Flächen in Deutschland sind versiegelt. Deshalb wollen viele Kommunen den Neubau einschränken. In manchen Gemeinden gibt es mittlerweile regelrechte Bauverbote.

Berlin – Der Traum vom selbst gebauten Eigenheim geht langsam aber sicher in die Brüche. Nicht nur die deutlich gestiegenen Kosten für den Neubau halten viele Menschen davon ab, sich ihr Traumhaus zu finanzieren. Mittlerweile sind es auch Gemeinden, die den Bau neuer Einfamilienhäuser unterbinden wollen. Der ökologische Fußabdruck eines Einfamilienhauses sei nicht mehr zu rechtfertigen, so das Argument. Das Thema polarisiert.

Viele Kommunen regeln Bauverbote über die Bebauungspläne

Münster, Wiesbaden, Hamburg: Drei Städte, die etwas gemeinsam haben. In diesen drei Orten – oder in Teilen davon – wird der Bau eines Einfamilienhauses eingeschränkt. Die Art und Weise, wie das getan wird, ist unterschiedlich. Doch der Effekt ist der gleiche: Baugenehmigungen für neue Einfamilienhäuser werden selten oder nie erteilt.

In Wiesbaden zum Beispiel soll beschlossen werden, dass pro Hektar Land eine Mindestwohnungsdichte herrschen soll. Diesen Beschluss könnten dann nur noch Mehrfamilienhäuser realisieren, berichtet das Handelsblatt.

Wohnsiedlung am Stadtrand
Grüner Rasen und Einfamilienhäuser bestimmen das Bild einer Stadtrandsiedlung. © Bernd Settnik/dpa-Zentralbild/dpa

Wo überall solche Bauverbote gelten, kann nicht genau gesagt werden. Denn die Kommunen regeln das über ihre Bebauungspläne, oft wird darüber wenig oder gar nicht berichtet. Das ist auch die Hoffnung der Gemeinden: Wenn die Öffentlichkeit nichts von den Änderungen an den Bebauungsplänen erfährt, können auch keine Diskussionen darüber geführt werden.

Flächenversiegelung soll eingeschränkt werden

Dass die Flächenversiegelung ein Problem ist, daran besteht kein Zweifel. Vor allem in den Kommunen, die in den vergangenen Jahren Überflutungen oder Überschwemmungen erlebt haben, ist man zum Umdenken gezwungen. Die Bundesregierung verfolgt zudem das Ziel, bis 2050 die Neuversiegelung auf „netto null“ zu senken. Damit dieses Ziel auch nur annähernd erreicht werden kann, darf auch nicht mehr so gebaut werden, wie früher. Aber sind Bauverbote für Einfamilienhäuser wirklich der richtige Weg?

Ökonomen sehen Verbote eher kritisch. Schließlich hält das Bauverbot einer Kommune niemanden auf, einfach im Nachbarort zu bauen, wo es ein solches Verbot nicht gibt. Damit werde „rein gar nichts“ erreicht, sagt André Adami, Bereichsleiter Wohnen beim Marktforschungsinstitut Bulwiengesa, im Handelsblatt.

Auch Michael Voigtländer, Immobilienexperte beim Institut der deutschen Wirtschaft (IW), sieht das ähnlich. Viel besser wäre es, den Neubau neu zu denken und zu versuchen, über diesen Weg den ökologischen Fußabdruck zu senken.

Politische Uneinigkeit bei Bauverboten

Politisch sind Bauverbote umstritten. Bauministerin Klara Geywitz (SPD) möchte vor allem junge Familien dazu bringen, bestehende Gebäude zu kaufen, anstatt neu zu bauen. Einfamilienhäuser sieht sie skeptisch. Die CDU hält die Meinung der Bauministerin für „anmaßend“. Ein Eigenheim sei „gelebte Freiheit, gute Altersvorsorge und macht unabhängig von steigenden Mieten“, so Jan-Marco Luczak, baupolitischer Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion gegenüber dem Handelsblatt.

Die Grünen plädieren statt Verboten für mehr Sanierung und Umbau in Bestandsgebäuden. Die FDP ist der Meinung, dass Einfamilienhäuser vor allem im Neubau gar nicht so klimaschädlichen seien, wie viele denken.

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