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Habecks Heiz-Gesetz: Größter deutscher Heizungsbauer will bald auch Geschäft mit Gasheizungen einstellen

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Von: Amy Walker

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Der Heizungsbauer Thermondo verkauft ab sofort keine Ölheizungen mehr. Auch Gasheizungen stehen vor dem Aus, kündigt Geschäftsführer Gerke Gersema gegenüber IPPEN.MEDIA an.

Berlin – Wer jetzt noch eine Öl- oder eine Gas-Heizung installiert, macht aus Sicht des größten deutschen Heizungsbauers einen großen Fehler. Deswegen hat die Firma Thermondo in der vergangenen Woche bekannt gegeben, dass sie sich gänzlich vom Heizöl verabschieden will. Obwohl die Nachfrage gestiegen war, installiert der Heizungsbauer mit Sitz in Berlin keine neuen Ölkessel mehr. Ab sofort setzt Thermondo nur noch auf die Wärmepumpe, solarthermische Anlagen und auf Gas-Heizungen - wobei auch die ein Auslaufmodell sind.

Abschied vom Öl hatte sich angekündigt

„Uns war die Ölheizung schon lange ein Dorn im Auge“, sagt Gerke Gersema, Geschäftsführer von Thermondo im Gespräch mit IPPEN.MEDIA. Die 2013 gegründete Firma habe von Anfang an das Ziel verfolgt, den Gebäudesektor klimaneutral zu machen. Da habe die Ölheizung nicht wirklich in das Geschäftsmodell gepasst. Dass Thermondo irgendwann ganz aus dem Geschäft mit Ölheizungen aussteigen würde, sei also schon lange klar gewesen, versichert Gersema.

Thermondo GmbH

Thermondo wurde 2013 gegründet durch den heutigen CEO Philipp Pausder. Seitdem hat das Unternehmen eigenen Angaben zufolge über 35.000 Heizungen ausgetauscht und hat 500 festangestellte Handwerker und Handwerkerinnen, insgesamt beschäftigt das Unternehmen 800 Personen. Die Handwerker und Handwerkerinnen sind bundesweit tätig, Sitz des Unternehmens ist aber Berlin.

Seit wenigen Tagen installiert die Firma keine Ölheizungen mehr. Stattdessen will sie ihre Kunden für die Wärmepumpe gewinnen. „Wir sind überzeugt, dass die Wärmepumpe die Schlüsseltechnologie ist“. Thermondo bietet zwar noch Gasheizungen zur Installation an, bevorzugt in Kombination mit Solarthermie. Doch der Geschäftsführer kündigt schon an: „Die Gasheizung installieren wir nur noch solange, bis die Zukunft des Wärmepumpenmarktes durch das GEG klar und verlässlich geregelt ist“.

Kunden sind durch Wärmepumpen-Debatte verunsichert

Die geplante Novelle des Gebäudeenergiegesetzes (GEG) durchläuft aktuell das Parlament. Nach den Plänen sollen Heizungen ab 2024 klimaneutral sein. Doch die die Diskussion um das GEG erhitzt die Gemüter und verunsichert viele Menschen. Davon kann auch Gerke Gersema berichten: „Wir müssen jetzt viel mehr Aufklärungsarbeit machen“. Im vergangenen Jahr, als die Sorge um eine Gasmangellage groß war, gingen die Wärmepumpen quasi weg wie heiße Semmeln. Jetzt seien Kunden viel zögerlicher geworden. „Wir könnten jetzt schon viel mehr Wärmepumpen installieren, wenn wir alle mehr Sicherheit hätten“.

Deswegen hofft Thermondo auch, dass das GEG wie geplant ab 2024 an den Start geht und nicht, wie von vielen Politikern gefordert, verschoben wird. Die Sorgen um Fachkräftemangel oder um Bauteile ließen sich aus Sicht des Geschäftsführers nicht durch Abwarten beheben. „Wir lösen die Probleme nur, indem wir anfangen.“ Dabei gibt es seinen Angaben zufolge nicht so große Probleme mit den Bauteilen, wie man hört. Dadurch, dass Thermondo einen langfristigen Vertrag mit LG abgeschlossen hat, könnten sie innerhalb von 90 Tagen ihre Wärmepumpen geliefert und installiert haben, behauptet der Geschäftsführer. „Oft geht es auch noch schneller“.

Gaszähler
Ein Gaszähler in einem Keller zeigt den Gasverbrauch für die Heizung und Warmwasser im Haushalt an. Deutschland gehört weltweit zu den Ländern, die am meisten Gas zum Heizen nutzen. (Symbolfoto) © Christoph Hardt / Imago Images

Solange die Sicherheit wegen des politischen Streits in Berlin aber nicht gegeben ist, bleiben die Kunden noch zögerlich. Und solange installiert Thermondo auch noch Gas-Heizungen. „Aus unserer Sicht ist die Gas-Heizung aber auch falsch“, so Gersema. Deswegen plant die Firma hier schon den Abschied: Sobald es möglich ist, wird Thermondo auch keine Gasthermen mehr einbauen. Auf ein geplantes Datum lässt sich der Geschäftsführer nicht festnageln, sagt aber schon soviel: „Wir wären schon jetzt gerne durch damit“.

Installation einer Öl- oder Gas-Heizung wird langfristig teuer

Das GEG sieht nun aber auch weitere Heiz-Systeme vor, die die klimaneutralen Vorgaben erfüllen würden. Pellets, Biomasse, Biomethan, Wasserstoff, Fernwärme – all diese Möglichkeiten gäbe es laut Gesetz auch noch. Für Gerke Gersema kommt aber keine dieser Systeme an die Wärmepumpe ran. Vor allem beim Wasserstoff muss er den Kopf schütteln: „Das ist eine Scheindebatte. Wasserstoff ist keine Lösung“, so der Geschäftsführer.

Keine Öl-Heizungen und in absehbarer Zeit also auch keine Gas-Heizungen mehr. Ist das für die Firma nicht ein großes Risiko? „Die Entscheidung ist ein Risiko, ja. Deswegen hat es auch so lange gedauert, bis wir es gemacht haben“, bestätigt Gerke Gersema. Es sei aber aus seiner Sicht auch ein verantwortungsbewusster Schritt. „Wer jetzt eine Öl- oder eine Gas-Heizung installiert, wird in 20 Jahren einer der letzten sein, der noch keine Wärmepumpe hat.“ Die Preise für Öl und Gas werden weiter ansteigen – noch dazu kommen die Entgelte für das Gasnetz, die ebenfalls auf einen starken Anstieg zusteuern, sofern es - wie erwartet - künftig immer weniger Gaskunden gibt. „Das wird sehr teuer werden“, so Gersema.

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