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Ab ins Steuerparadies: Wie Griechenland deutsche Rentner anlockt

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Rückansicht von Touristen, die sich auf einer Bank ausruhen, mit der Aussicht auf Palmen.
Immer mehr Menschen zieht es im Alter ins Ausland. Besonders Griechenland lockt mit Steuervorteilen. (Symbolbild) © Archiv/imago

Im Alter die Sonne genießen? Das soll für viele Deutsche Methode werden. Griechenland legt listige Steuerspar-Modelle auf, um die Einnahmen zu mehren.

Athen – 300 Sonnentage pro Jahr, herrliche Strände, kristallklares Meer – und ein Steuerparadies: Wer will in einem EU-Land leben und arbeiten, das dies alles bietet? Genau das dachte sich die konservative Regierung in Griechenland unter Premierminister Kyriakos Mitsotakis. Sie lockt Privatpersonen aus dem Ausland an. Sie sollen ihren Steuersitz nach Hellas verlegen, um in den Genuss lukrativer Steuerprivilegien zu kommen. Mitsotakis’ Plan geht auf, zumindest in zwei von drei Zielgruppen. Das berichtet merkur.de.

Bisher 124 (Super-)Reiche, dazu mehr als 4500 Arbeitnehmer sowie Selbstständige sowie 335 Rentner haben sich seit 2020 entschlossen, ihren Steuersitz nach Griechenland zu verlegen. Tausende Anträge seien noch in Bearbeitung, wurde nun in Athen bekannt. Der Grund dafür ist simpel: die ihnen gewährten Steuerprivilegien.

Gesetz soll Griechenland zum Steuerparadies machen

Das Gesetz mit der Nummer 4646/2019, das Griechenland zum Steuerparadies machen soll, hatte die im Juli 2019 ins Amt gewählte Alleinregierung der konservativen Nea Dimokratia (ND) unter Mitsotakis bereits im Dezember 2019 durch das Athener Parlament gebracht. Die Details der Prozeduren zur Erlangung des attraktiven Steuerstatus wurden im Februar 2020 festlegt.

Zielgruppe 1: Reiche und Superreiche, die ihren uneingeschränkten Steuersitz nach Griechenland verlegen, haben demnach einen Pauschalbetrag von 100.000 Euro pro Steuerjahr für alle ihre Auslandseinkünfte unabhängig von deren Höhe an den hellenischen Fiskus abzuführen. Für Eltern und minderjährige Kinder kostet der Steuer-Status im Paket sogar nur 20 000 Euro. Das war’s.

Der steuerliche Neo-Grieche hat die Herkunft dieser Gelder auch nicht mal zu deklarieren. Die einzige Bedingung: Er muss in einem Kalenderjahr wenigstens kumuliert 183 Tage im Land sein und mindestens 500.000 Euro in Griechenland investieren. Dazu zählen der Erwerb von Immobilien, aber auch bewegliche Vermögenswerte wie Staatsanleihen oder Aktien und Beteiligungen von Unternehmen mit Sitz in Griechenland. Bisher sind so Investitionen von 62 Millionen Euro gezählt worden. Einzig inländische Einkünfte aller Art müssen zu den hohen griechischen Steuersätzen (44 Prozent ab 40 001 Euro) versteuert werden.

Rentner aus dem Ausland sollen mit Steuergeschenken angelockt werden

Zielgruppe 2: Arbeitnehmer und Freiberufler. Interesse an diesem Sparpaket bekunden bisher hauptsächlich Griechen, die das Land 2010 bis 2020 während der desaströsen Staatsschulden und der damit einhergehenden Wirtschafts- und Finanzkrise verlassen haben. Jetzt kehren sie in ihre alte Heimat Hellas auf einen neuen Arbeitsplatz als abhängig Beschäftigte, Freiberufler und Selbstständige zurück und werden hierzulande mit einem sehr niedrigen Steuersatz besteuert. Die Rückkehrer sind sieben Jahre lang von der Einkommensteuer in Höhe von 50 Prozent des in Griechenland erzielten Einkommens befreit.

Zielgruppe 3: Auch Rentner aus dem Ausland, vor allem Deutschland, hat Mitsotakis ins Visier genommen, um sie mit Steuergeschenken nach Hellas zu locken. Mit bisher eher bescheidenem Erfolg: Bei den Rentnern hat Athen seit 2020 bis heute lediglich 335 Anträge aus 21 Ländern bewilligt, nur 120 befinden sich aktuell in der Bearbeitung. Experten zufolge hat die Pandemie ein größeres Interesse von Ruheständlern bis dato verhindert.

Das Paket der Regierung: Rentner, die ihren steuerlichen Wohnsitz nach Griechenland verlegen, werden in jedem Steuerjahr mit einem Satz von lediglich sieben Prozent auf alle im Ausland erzielten Einkünfte besteuert. Günstiger geht es kaum. (FERRY BATZOGLOU)

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