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Finnland bringt neues Super-AKW an den Start - auch mithilfe deutscher Technik

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Von: Markus Hofstetter

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Während Deutschland sich gerade aus der Atomkraft verabschiedet hat, nimmt Finnland ein nagelneues AKW in Betrieb - nach massiven Anlauf-Schwierigkeiten.

Olkiluoto - Deutschland hat am Samstag (15. April) seine letzten drei Atomkraftwerke abgeschaltet. Andere Länder dagegen setzen weiterhin auf Nuklearenergie, sie bauen ihre Kapazitäten teilweise sogar aus. So will Frankreich, trotz seiner gegenwärtigen Probleme mit seinen Atomkraftwerken, weitere Reaktoren bauen.

Finnland bringt neues Super-AKW an den Start: Reaktor deckt 14 Prozent der landesweiten Stromproduktion ab

Auch Finnland setzt auf Atomenergie, am 16. April ist im Atomkraftwerk (Akw) Olkiluoto ein neuer Nuklearreaktor ans Netz gegangen - allerdings zwölf Jahren später als geplant. „Alle Tests sind abgeschlossen und die reguläre Stromproduktion hat heute begonnen“, teilte der Betreiber TVO am Sonntag mit.

Atomkraftwerk Olkiluoto
Ein Blick auf den Reaktor Olkiluoto 3 (aufgenommen an 5. September 2022) © Roni Lehti/dpa/picture alliance

Mit 1600 Megawatt ist es der leistungsstärkste Druckwasserreaktor des Modells ERP in Europa, er soll laut TVO „14 Prozent der Stromproduktion des Landes“ abdecken. Zusammen mit den beiden älteren Reaktoren produziert das Akw Olkiluoto dem Betreiber zufolge nun „etwa 30 Prozent des finnischen Stroms“.

Finnland bringt neues Super-AKW: Auch mithilfe von Siemens

Der Reaktor Olkiluoto 3 wurde vom deutsch-französischen Konsortium Areva-Siemens errichtet, Baubeginn war 2005. Der von Frankreich entwickelte EPR (European Pressurised Water Reactor) sollte nach der Tschernobyl-Katastrophe von 1986 die Kernkraft wiederbeleben. EPR ist ein Druckwasserreaktor der dritten Generation mit umfangreichen Sicherheitsvorkehrungen. So soll ein sogenannter Core-Catcher (Kernfänger) im Falle einer Kernschmelze den geschmolzenen Kernbrennstoff (Corium) sicher auffangen.

Allerdings gab es bei dem Bau in Finnland nicht nur zeitliche Probleme, auch die Kosten uferten aus. Laut NTV kostete Olkiluoto 3 rund 6,4 Milliarden Dollar mehr als geplant. Auch bei EPR-Projekten in Frankreich und Großbritannien gibt es Verzögerungen und Kostenexplosionen.

Energieversorgung in Finnland: Politik und Bevölkerung stehen hinter Atomkraft

Politik und in der Bevölkerung in Finnland unterstützen die Atomenergie. Das Land setzt unter anderem auf Atomkraft, um Energieimporte aus Russland zu ersetzen. Zudem sollen sich nur so ambitioniert Klimaziele erreichen lassen. Deswegen spricht sich der Fraktionschef der finnischen Grünen, Atte Harjanne, für die Nutzung der Atomkraft aus.

Mit dem neuen Reaktor erhöht sich der Anteil der Kernenergie an der Stromerzeugung in Finnland auf rund 40 Prozent. Neben Olkiluoto gibt es ein weiteres Kraftwerk mit zwei Reaktoren, Loviisa.

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