Bahnstreik der EVG lässt Deutschland 50 Stunden stillstehen: „Folgen werden weitreichend sein“
Die EVG kündigt an, ab Sonntag zu streiken. Insgesamt 50 Stunden soll auf den Gleisen alles still stehen. Pendler und Reisende müssen mit dramatischen Einschränkungen rechnen.
Frankfurt — Die Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) ruft zum Warnstreik auf: Von Sonntagabend, 22 Uhr bis Dienstagabend, 24 Uhr, wird der Bahnverkehr bestreikt. Mit dem bundesweiten 50-Stunden-Warnstreik will die Gewerkschaft den Druck auf die Arbeitgeberseite im laufenden Tarifkonflikt mit der Deutschen Bahn und 50 weiteren Bahnbetrieben erhöhen. Zum dritten Mal müssen sich Pendler und Reisende auf erhebliche Einschränkungen einstellen.
EVG ruft zum Streik auf — Ab Sonntag steht Bahn für 50 Stunden still
Ganze 50 Stunden lang soll der Fern-, Regional- und Güterverkehr still stehen, wie die EVG auf einer Pressekonferenz am Donnerstag (11. Mai) mitteilte. „Da sich an den Verhandlungstischen nur wenig bewegt, wird jetzt noch einmal gestreikt“, teilte EVG-Tarifvorständin Cosima Ingenschay am Donnerstag mit. „Insgesamt streiken wir 50 Stunden und erhöhen damit den Druck deutlich, weil uns die Arbeitgeber keine andere Wahl lassen“, hieß es von Verhandlungsführer Kristian Loroch.

Die Tarifverhandlungen im Bahnsektor laufen seit Ende Februar. Es ist der dritte bundesweite Warnstreik, zu dem die EVG seither aufruft. Im März legte sie gemeinsam mit der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi große Teile des öffentlichen Verkehrs inklusive der meisten Flughäfen für einen Tag lahm. Der zweite Ausstand beschränkte sich im April auf einen Zeitraum von acht Stunden, sorgte aber ebenfalls für viele Ausfälle vor allem im Fernverkehr.
EVG kündigt „Weitreichende Folgen an“ — Gewerkschaft will Druck auf Deutsche Bahn erhöhen
„Aus eigener Überzeugung scheint die Deutsche Bahn kein verhandlungsfähiges Angebot vorlegen zu wollen, offensichtlich ist dazu erheblicher Druck nötig. Deshalb setzen wir jetzt einen neuen Akzent“, so Loroch. Die Mitglieder der EVG sind aufgefordert, sich am Streik zu beteiligen. Die Gewerkschaft schätzt die Beteiligung am Warnstreik als „insgesamt hoch“ ein. „Die Folgen werden entsprechend weitreichend sein“, sagte die stellvertretende EVG-Vorsitzende Cosima Ingenschay in einer Mitteilung der EVG am Donnerstag. Detaillierte Informationen zu den betroffenen Verkehrsmitteln werden noch bekannt gegeben.
Die Gewerkschaft will bei den Verhandlungen mindestens 650 Euro mehr im Monat für die Beschäftigten herausholen oder zwölf Prozent bei den oberen Einkommen bei einer Laufzeit von zwölf Monaten. Die Deutsche Bahn will sich hingegen am Abschluss des öffentlichen Dienstes orientieren, der Ende April erzielt wurde. Daran angelehnt hat der bundeseigene Konzern zunächst einen steuer- und abgabenfreien Inflationsausgleich in mehreren Stufen von insgesamt 2850 Euro vorgeschlagen.
EVG streikt ab Sonntag: Streit mit DB um Mindestlohn und Tariferhöhungen
Darüber hinaus sollen Löhne und Gehälter ab März 2024 stufenweise erhöht werden: um insgesamt zehn Prozent für die unteren und mittleren sowie um acht Prozent für die oberen Lohngruppen. Ein entscheidender Knackpunkt bei den Verhandlungen war zuletzt der gesetzliche Mindestlohn: Rund 2000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter erhalten diesen aktuell bei der DB nur über Zulagen.
Die EVG will vor den Verhandlungen über Tariferhöhungen zunächst den Mindestlohn von zwölf Euro in der Gehaltstabelle verankern. Etwaige Verhandlungsergebnisse würden dann auf diese zwölf Euro angerechnet. Einen Vorschlag der Bahn, mit dem die 12 Euro rückwirkend zum März dieses Jahres in die Tabellen aufgenommen werden sollten, wies die Gewerkschaft diese Woche zurück. (vk/dpa/afp)