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Erwerbsminderungsrente steigt: Armutsrisiko bleibt trotzdem hoch

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Von: Patricia Huber

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Ab Juli 2024 dürfen sich Millionen Erwerbsminderungrentner über mehr Geld freuen. Doch das Armutsproblem löst das nicht.

Berlin – Ab dem 1. Juli 2024 dürfen sich Erwerbsminderungsrentner über Verbesserungen freuen. Die Ampel-Regierung hat beschlossen, dass alle, deren Erwerbsminderungsrente zwischen 2001 und 2018 begonnen hat, einen pauschalen Zuschlag erhalten werden. Die Höhe des Zuschlags hängt von den Entgeltpunkten ab und wird individuell berechnet. Bei einem Rentenbeginn zwischen 2001 und 2014 gibt es einen Renten-Zuschlag von 7,5 Prozent. Wer zwischen Juli 2014 und Dezember 2018 in Erwerbsminderungsrente gegangen ist, erhält 4,5 Prozent mehr.

Renten-Erhöhung für Erwerbsgeminderte: Armutsgefahr bleibt

Diese Erhöhung klingt auf den ersten Blick sehr gut. Doch es dürfte auch danach noch ein Problem sein, dass Erwerbsgeminderte stark armutsgefährdet sind. Die Renten-Erhöhung senkt die Zahl der Betroffenen, die armutsgefährdet sind, ab Juli 2024 um zwei Prozentpunkte, wie eine Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung in Berlin zeigt. Auch die Armutsquote kann damit um zwei Prozentpunkte gesenkt werden.

Doch im Vergleich zum Bevölkerungsdurchschnitt ist diese Quote immer noch recht hoch. Genauer gesagt sogar fast doppelt so hoch, wie das DIW erklärt. „Der Wegfall des Erwerbseinkommens […] wird zwar durch die Erwerbsminderungsrente in der gesetzlichen Rentenversicherung versichert. Diese ist aber so niedrig, dass Erwerbsgeminderte einem sehr hohen Armutsrisiko ausgesetzt sind und überdurchschnittlich häufig Leistungen der Grundsicherung beziehen“, so Studienautor Peter Haan.

Senioren gehen spazieren
Ab Juli 2024 erhalten etliche Erwerbsminderungsrentner:innen mehr Geld. © IMAGO/Martin Wagner

Erwerbsminderungsrente: So viel mehr gibt es im Durchschnitt

Mit der Reform steigt die durchschnittliche Erwerbsminderungsrente von 968 Euro pro Monat auf 1034 Euro pro Monat an. Dennoch bleibt das Armutsrisiko hoch. In der Gesamtbevölkerung liegt der Durchschnitt bei 16 Prozent – also über zehn Prozent weniger, als bei Erwerbsgeminderten.

Von der Reform profitieren laut DIW dann rund 2,6 Millionen Menschen direkt. Bei den Reformen zuvor wurden nämlich die Bestandsrentner immer außen vor gelassen. Doch die Reform kommt spät. Da Erwerbsgeminderte im Schnitt eine niedrige Lebenserwartung haben, wird ein „relevanter Teil der Begünstigten“ schon gar nicht mehr am Leben sein, bis die Reform in Kraft tritt. „Die Reform der Erwerbsminderungsrente ist ein wichtiger, wenn auch deutlich zu später Schritt für viele der Bestandsrentnerinnen und -rentner“, erklärt auch DIW-Studienautor Johannes Geyer. (ph)

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