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Kämpfe im Sudan bedrohen Nachschub mit wichtigem Rohstoff – Coca-Cola und Pepsi drohen auszugehen

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Von: Markus Hofstetter

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Gummiarabikum ist ein bei Verbrauchern weitgehend unbekannter Rohstoff. Das könnte sich bald ändern. Denn der Zusatzstoff wird knapp - mit weitreichenden Folgen für beliebte Lebensmittel.

München - Gummiarabikum ist ein wichtiger Lebensmittelzusatzstoff. In der EU deklariert als E414 dient er Konzernen wie Coca-Cola, Pepsi, Mars oder Nestlé als Verdickungsmittel, Emulgator und Stabilisator, zum Beispiel in Getränken, Süßigkeiten oder Kosmetika. Auch in der Medikamentenherstellung kommt Gummiarabikum zum Einsatz, zum Beispiel für den Überzug von Dragées.

Die Machtkämpfe im Sudan könnten nun Auswirkungen auf den Nachschub von Gummiarabikum haben. Das afrikanische Land ist der Hauptlieferant des wertvollen Rohstoffs, der aus dem Wundsaft von Akazienbäumen gewonnen wird. Je nach Schätzung stammen 50 bis 80 Prozent des weltweit produzierten Gummiarabikums aus dem Sudan.

Coca-Cola Flaschen im Regal
Wenn Gummiarabikum fehlt, könnten die Coca-Cola-Regale leerer werden © Igor Golovniov/imago

Kämpfe im Sudan bedrohen Versorgung mit Gummiarabikum: Vorräte reichen für bis zu sechs Monate

Durch die Kämpfe wurde offenbar der Handel mit dem Rohstoff innerhalb des Sudans und auch über die Grenzen hinweg gestoppt. Es scheint unklar zu sein, wann Produktion und Export wiederaufgenommen werden können. Kurzfristig herrscht jedoch noch kein Mangel an Gummiarabikum. Denn wie die Nachrichtenagentur Reuters berichtet, haben die Konzerne angesichts der seit vielen Jahren unsicheren Lage im Sudan Vorräte aufgebaut, um im Fall einer Krise nicht kalt erwischt zu werden.

Doch sollten die Kämpfe andauern, könnten auf sie Probleme zukommen. „Je nachdem, wie lange der Konflikt andauert, kann es durchaus Auswirkungen auf die Fertigwaren im Regal haben“, sagte Richard Finnegan von der irischen Kerry Group, einem Anbieter von Gummiarabikum für Lebensmittelhersteller.

Finnegan schätzt, dass die aktuellen Vorräte fünf bis sechs Monate reichen. Geteilt wird diese Einschätzung von Martijn Bergkamp von Foga Gum, einem niederländischen Unternehmen, das sudanesisches Gummiarabikum importiert und verarbeitet. Wie es derzeit konkret um den Nachschub bei den Konzernen bestellt ist, ist allerdings unklar. Pepsi und Coca-Cola haben sich laut Reuters nicht dazu geäußert. Nestlé hat eignen Angaben zufolge Vorkehrungen getroffen.

Kämpfe im Sudan bedrohen Versorgung mit Gummiarabikum: Getränkehersteller haben keine Alternative

Die weltweite Produktion von Gummiarabikum beläuft sich nach Schätzungen der Kerry Group auf etwa 120.000 Tonnen pro Jahr, deren Wert soll sich auf 1,1 Milliarden Dollar belaufen. Die Hauptanbauländer liegen in der Sahelzone, neben dem Sudan sind das Äthiopien, Tschad, Somalia und Eritrea, wobei letztere Gummiarabikum in deutlich geringeren Mengen als der Sudan exportieren.

Alternativen zu Gummiarabikum zu finden ist schwer. Während Kosmetikhersteller möglicherweise Ersatzstoffe verwenden können, gibt es laut Reuters keine Alternative für kohlensäurehaltige Getränke, in denen es verhindert, dass sich die Zutaten trennen. Die große Bedeutung des Gummiarabikums für die Konzerne zeigte sich bereits in den 1990er Jahren. Die USA verhängten damals Sanktionen gegen den Sudan, da der damalige Staatschef Omar al-Bashir angeblich den internationalen Terrorismus unterstützte. Gummiarabikum war jedoch davon nicht betroffen, auch weil es sich dabei um einen kritischen Rohstoff handelt.

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