BMW, Porsche, Apple: Wie sich Menschen in Russland trotz Sanktionen mit westlichen Marken-Ikonen eindecken

Zahlreiche große Unternehmen haben Russland nach dem Einmarsch in die Ukraine verlassen. Doch viele Produkte werden nach wie vor in Russland verkauft – mit satten Preisaufschlägen.
Moskau – Nach dem Einmarsch der russischen Armee in die Ukraine vor über einem Jahr haben viele bekannte Marken das Land verlassen, darunter Amazon, H&M, Adidas, Apple, Samsung, BMW, Volkswagen, Starbucks, McDonald’s, Nintendo oder Ikea. Doch deren Produkte sind nach wie vor in Russland zu haben – allerdings mit deutlichen Preisaufschlägen.
Trotz Ukraine-Krieg: Russische Wirtschaft soll wachsen
Zusätzlich zum Rückzug zahlreicher Firmen haben die westlichen Länder und ihre Verbündeten Russland mit zahlreichen Sanktionen belegt – um die russische Wirtschaft in die Knie zu zwingen und die Rüstungsindustrie auszubremsen, so die Hoffnung. Doch die russische Wirtschaft zeigt sich laut Kreml sehr resilient. Erst im April hat die russische Regierung ihre Wirtschaftsprognosen für das laufende Jahr angehoben.
„Die russische Wirtschaft entwickelt sich im Rahmen des neuen Wachstumsmodells aktiv“, zitiert die Tageszeitung Kommersant im April Russlands Diktator Wladimir Putin. Zwar nannte er keine Zahlen, doch zuvor hatte Wirtschaftsminister Maxim Reschetnikow bereits gesagt, er gehe davon aus, dass die Wirtschaft um mindestens 0,1 bis 0,2 Prozent wachsen.
Nachvollziehen lassen sich die Zahlen für Beobachter allerdings nicht: Russlands Regierung hat nach Beginn des Ukraine-Kriegs einen Teil ihrer Wirtschaftsdaten unter Verschluss genommen. Aber auch der IWF hat die Prognosen für Russland im laufenden Jahr angehoben. Statt 0,3 Prozent Wachstum erwarten die Experten nun ein BIP-Plus von 0,7 Prozent.
Kein Apple und kein Samsung: Chinesische Anbieter füllen die Lücken im Sortiment
Putin begründete den Optimismus mit steigenden Umsatzzahlen im Einzelhandel und der stärkeren Auslastung der Bahn im April, die auf eine Belebung der Wirtschaft schließen ließen. Tatsächlich ist die Konsumlaune nach wie vor da – und die Regale in russischen Supermärkten auch nicht leer. Denn: die Lücken füllen nun chinesische Produkte. So haben beispielsweise im Smartphone-Bereich chinesische Anbieter nach Berechnungen von Marktforschern den Platz der bisherigen Spitzenreiter Samsung und Apple eingenommen, die Russland inzwischen verlassen haben.
Chinesische Marken kamen zum Jahreswechsel auf rund 95 Prozent des Marktes, berichtete der Sender CNN unter Berufung auf Zahlen der Analysefirma Counterpoint Research. Größter Anbieter sei Xiaomi mit mehr als 50 Prozent, gefolgt von der Firma Realme. Allerdings bewegen sich die chinesischen Smartphones anders als in Deutschland mangels Konkurrenz auf einem viel höherem Preisniveau.
Wer in Russland lebt und nicht sparen muss, kann aber weiterhin iPhones erstehen. Denn viele Produkte von Firmen, die Russland eigentlich verlassen haben, lassen sich immer noch über Zwischenhändler im Internet bestellen, wie die Zeit berichtet. Beispielsweise könne man über die russische eBay-Alternative Awito Apple-Produkte oder Kosmetikartikel wie Chanel-Parfüm bestellen – allerdings mit heftigen Preisaufschlägen von bis zu 50 Prozent.
Porsche und BMW gelangen über Umwege nach Russland
Ein ähnliches Bild zeigt sich im Bereich Automotive: Zwar stammen alle elf offiziell vertretenen ausländischen Automarken aus China, so die Zeit. Modelle der deutschen Autobauer BMW und Porsche gibt es aber auch nach wie vor in Russland zu kaufen, berichtet die Zeitung weiter. Private Händler organisieren demnach die Autos per Schiff aus dem Iran oder per Lkw aus der Mongolei oder Kasachstan. Doch dafür müssen die russischen Käufer dann tief in die Tasche greifen: Für die Logistik und Einfuhrsteuern würden die Händler einen Aufschlag von 100 Prozent auf den ursprünglichen Kaufpreis verlangen.
Wer sich das nicht leisten kann, muss zu den chinesischen Modellen greifen – auch wenn bei diesen die Preise mangels offizieller Konkurrenz ebenfalls um 50 bis 100 Prozent gestiegen seien, so die Zeit. Mittlerweile sei Russland zum weltgrößten Importeur chinesischer Autos aufgestiegen.
Mit Material der dpa