1. 24hamburg
  2. Welt

Ist Eis gut für den Stoffwechsel? „Es sprechen einige Punkte dafür“

Erstellt:

Von: Christoph Gschoßmann

Kommentare

Eis sollte man nur in Maßen genießen, heißt es. Doch was, wenn die leckere Creme statt ungesund gesund ist? Darüber ist ein Streit entbrannt.

München – „Iss dein Gemüse, dann gibt es hinterher noch Eis“: So oder so ähnlich haben wohl viele von uns einen Handel mit den fürsorglichen Eltern in Erinnerung. Dabei geht man von der simplen Tatsache aus, dass Eis zwar lecker ist, aber eben zu viel Zucker enthält und daher ungesund ist. Allerdings befasst sich ein amerikanischer Gesundheitshistoriker nun mit der Thematik, dass über Jahrzehnte lang verschiedene Studien über einen angeblichen gesundheitlichen Vorteil von Eis berichten.

Verblüffendes Studienergebnis: Eis verringerte angeblich Chancen zu einer Vorstufe von Diabetes

In einem Artikel für das Magazin Atlantic erzählt David Merritt Johns, er habe im vergangenen Sommer begonnen, sich mit diesen Behauptungen zu befassen, nachdem er von einer Studie eines Harvard-Doktoranden namens Andres Ardisson Korat aus dem Jahr 2018 gehört hatte. Dieser hatte herausgefunden, dass der Verzehr einer halben Tasse (64 Gramm) Eiscreme pro Tag mit einem geringeren Risiko für Herzprobleme bei Diabetikern in Verbindung gebracht wurde. Für den Epidemiologen Mark Pereira, von dem eine andere Studie zu dem Thema stammt, ist das laut Johns trotz gründlicher Analyse unerklärlich: „Ich habe bis heute keine Antwort darauf“, äußerte sich Pereira demnach.

Speiseeis
Ist Eis gar nicht so ungesund, wie sein Ruf es vermuten lässt? © Shotshop/Imago

Pereira stellte fest, dass Desserts auf Milchbasis wie Eiscreme bei übergewichtigen Menschen mit stark verringerten Chancen für die Entwicklung eines Insulinresistenzsyndroms (einer Vorstufe von Diabetes) verbunden waren. „Könnte die Vorstellung, dass Eiscreme den Stoffwechsel schützt, wahr sein? Es wäre ziemlich verrückt. Trotzdem sprechen zumindest einige Punkte dafür“, schreibt Johns und verweist auf den glykämischen Index von Eiscreme, der niedriger sei als bei Naturreis.

Ist Eis gesund? Experten sehen Studie sehr kritisch

Die Theorien über gesundes Eis wurden laut Guardian in Großbritannien aber bisher sehr kritisch aufgenommen. Dr. Duane Mellor, leitender Dozent und Ernährungsberater an der Aston Medical School, warnte davor, sich auf die gesundheitlichen Vorteile einer einzigen Art von Nahrung einzulassen. Mellor warnte auch vor der potenziellen Ungenauigkeit von Studien zur Nahrungsaufnahme, die normalerweise mit Fragebögen durchgeführt werden. So sagte er weiter: „Das Problem besteht letztendlich darin, dass wir versuchen, eine gesundheitliche Wirkung oder einen Nutzen mit einem einzelnen Lebensmittel in Verbindung zu bringen, während wir in Wirklichkeit eine Vielzahl von Lebensmitteln essen und es auf unser gesamtes Ernährungsmuster ankommt.“

Dennoch räumte Mellor ein, dass Eiscreme „einige Nährstoffe enthalten kann, die nützlich sein könnten“, wie etwa Kalzium, und dass es einen niedrigen glykämischen Index hatte. Wahrscheinlich würde dies aber durch seinen Zucker- und Kaloriengehalt aufgewogen. Sein Fazit: „Insgesamt sollten wir Eiscreme nicht als gesundes Lebensmittel betrachten, sondern nur als etwas, das in kleinen Mengen als Teil eines allgemeinen gesunden Ernährungsmusters genossen werden kann.“

Eiscreme-Studie: „Es gibt viele andere mögliche Erklärungen“

Auch John Ford, leitender klinischer Dozent an der Queen Mary University London, äußerte sich kritisch: „Als akademischer Arzt für öffentliche Gesundheit werde ich auf der Grundlage dieser Forschung nicht hinauseilen, um mehr Eis zu essen“, erklärte er im Atlantic. „Es gibt viele andere mögliche Erklärungen – es kann sein, dass Menschen eher ein Eis zur Abkühlung nach einem Spaziergang oder einer sportlichen Betätigung zu sich nehmen, oder dass Menschen, die eher Eis als Nachtisch anstatt eines kalorienreichen Schokoladenkuchens essen, wahrscheinlich auch andere fettreiche Lebensmittel ersetzen.“ Für eine genauere Analyse bräuchte man mehr Daten, so Ford.

Vielleicht greift man also – nur, um sicherzugehen – lieber zum Fruchteis, am besten aus 100 Prozent Obst. Dagegen hätten sicher auch die Eltern nichts. (cgsc)

Apropos Gesundheit: Zusatzstoffe in sogenannten hochverarbeiteten Lebensmittel sind Studien zufolge gefährlich für unserer Wohlbefinden. Doch was genau steckt eigentlich dahinter?

Auch interessant

Kommentare