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„Wollte nur, dass sie aufhören“: Italiener wehrt sich gegen dreiste Touristen – und vermietet sein Klo

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Von: Nadja Zinsmeister

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In Venedig sorgt die Aktion eines Anwohners für Diskussionen. Weil einem Italiener der Geruch von Urin vor seinem Haus störte, vermietete er seine Toilette.

Venedig – Ein italienischer Student, der in Venedig wohnt, hatte im wahrsten Sinne des Wortes „die Nase voll“. Ständig gebe es Touristen, die vor seine Haustür pinkeln. Deshalb hat der 20-Jährige eine Gegenmaßnahme ergriffen und einen Zettel an seine Tür angebracht, auf dem er Passanten seine Toilette für einen Euro anbietet. Die Aktion rief gespaltene Reaktionen in Italien hervor. Wildpinkeln in Italien kann allgemein teuer werden. Nahe dem italienischen Ort Monterosso in Cinque Terre wurden zwei Männer beim Pinkeln ins Meer erwischt und erhielten eine satte Strafe.

OrtVenedig, Italien
AktionStudent vermietet sein eigenes Klo an Touristen
HintergrundViele Passanten pinkeln vor seinem Haus in der Innenstadt

Student aus Venedig hat genug von pinkelnden Touristen vor der Haustür – er bietet sein eigenes Klo an

„Mein Mitbewohner und ich waren es leid, dass Leute vor unserem Haus pinkeln“, sagte der Student Daniele Lucentini der Tageszeitung La Nuova Venezia. Zu zweit teilen sie sich eine Unterkunft in der Nähe der Anlegestelle Sant‘Angelo, die sich mitten in Venedig befindet. Beiden sei es lieber gewesen, wenn Menschen ins Haus kommen und ihre Toilette benutzen, statt davor hin zu pinkeln. Deshalb brachte er einen Post-it mit der Aufschrift „WC 1 Euro“ an seiner Haustüre an.

In Venedig hatte ein Student von pinkelnden Touristen vor seiner Haustüre die Nase voll. (Symbolfoto)
In Venedig hatte ein Student von pinkelnden Touristen vor seiner Haustüre die Nase voll. (Symbolfoto) © Felix Kästle/dpa

Der Student ließ den Zettel einige Tage hängen, in dieser Zeit sollen auch zwei Touristen das Angebot genutzt haben. Anschließend entfernte er ihn jedoch wieder. Grund seien die hitzigen Diskussionen gewesen, die seine Aktion in den sozialen Netzwerken ausgelöst hatte. Dort wurde ihm unter anderem unterstellt, Geld damit verdienen zu wollen.

„Das war nicht meine Absicht“, meinte der 20-Jährige gegenüber der Zeitung weiter und betonte, dass es lediglich als Provokation gegen dreiste Touristen gedacht war. „Ich wollte kein Geld verdienen, ich wollte nur, dass sie aufhören, vor mein Haus zu pinkeln.“ Auch in Deutschland wurde es einer Anwohnerin in München zu viel. Während des Oktoberfests urinierten so viele Menschen vor ihr Haus, dass sie zu einer ungewöhnlichen Maßnahme griff.

Italiener vermietet Klo für Touristen in Venedig – Netz reagiert gespalten auf „Wildpinkel-Maßnahme“

Einige italienische Zeitungen hatten die Aktion des Studenten auf Facebook veröffentlicht und hunderte Kommentare zu der Geschichte bekommen – teils befürwortend, teils kritisch. „Wenn es mehr öffentliche Toiletten gäbe (sogar kostenlos), würden die Leute vielleicht nicht mehr auf die Straße urinieren“, schreibt eine Nutzerin zu dem Thema. Sie findet es problematisch, dass mit den Bedürfnissen von Menschen Geld verdient wird und sieht es als Aufgabe der Stadt, dringend mehr öffentlich zugängliche Toiletten zu schaffen. Ein anderer Nutzer schreibt wiederum: „Es gibt die üblichen Leute, die anderen vorwerfen, sie wollten damit Geld verdienen, aber sie wollen selbst keinen Urin an ihren Hauswänden haben. Oder bevorzugen Sie den Geruch von Urin?“.

Für Wildpinkeln in Venedig drohen Einheimischen sowie Touristen hohe Strafen. Die Berliner Morgenpost berichtet unter anderem über einen Fall, bei dem zwei Männer in der Nähe der Markusbasilika in Venedig beim Urinieren erwischt wurden. Beiden sei eine Geldstrafe von 3.000 Euro pro Person verhängt worden. Auch in Deutschland ist das Pinkeln in der Öffentlichkeit oder Wildnis verboten und zieht Strafen mit sich.

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