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Italien greift durch: „Rote Zonen“ und „Betten-Stop“ gegen Touristen-Ansturm

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Von: Michelle Brey

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Der Tourismus ist ein wichtiger Wirtschaftsfaktor Italiens. Doch gegen den gewaltigen Ansturm an Reisenden ergreift das Land Maßnahmen. Es drohen sogar Bußgelder.

Portofino/München – Am Strand entlang spazieren, die Sonne genießen, einfach abschalten. Italien ist bei Touristen aus der ganzen Welt beliebt. Urlaub in „Bella Italia“ steht bei vielen ganz weit oben auf der Liste. Ein Wunder ist das nicht. Denn neben Strand und Meer verzückt das Land eben auch mit seinen traditionellen Gerichten wie Pasta und Pizza.

Doch um dem gewaltigen Ansturm an Reisenden Herr zu werden, greifen viele Städte zu harten Maßnahmen. Von „roten Zonen“ und einem „Betten-Stop“ über Bikini-Verbote bis hin zu Eintrittspreisen: Ein Überblick.

Italien greift gegen Touristen-Ansturm durch: Auf mehreren Inseln keine Privatfahrzeuge zulässig

In Innenstädte mit dem Auto zu fahren, ist oftmals eine stressige Angelegenheit. Wenn die Städte noch dazu sehr klein und etliche Touristen unterwegs sind, kann das zu einem großen Problem werden. Dem wollen einige italienische Inseln vorbeugen. Etwa auf Lampedusa, Linosa und Procida sollen keine Privatfahrzeuge mehr fahren dürfen, die nicht auch in der Region gemeldet sind. Reisende haben also schlechte Karten.

Gegenüber dem Fernsehsender tg24.sky.it sagte Dino Ambrosino, Bürgermeister von Procida, dass das jedoch die einzige Initiative sei, die funktioniere. Die Insel sei sehr klein und am dichtesten bewohnt in ganz Europa. 10.000 Menschen würden auf Procida leben. „Wir haben bis zu 600.000 Besucher, die kommen. Und sei es nur, um einen Spaziergang zu machen.“

Italien-Urlaubsort Portofino greift zu harten Regeln - Bußgelder inklusive

Auch die malerische Badeortschaft Portofino im norditalienischen Ligurien will dem Touristenansturm entgegenwirken. Jährlich zieht die italienische Stadt massenhaft Touristen an. Zwei Verordnungen sorgen für Aufsehen:

In der Stadt Portofino gelten strenge Regeln, um dem Ansturm an Touristen Herr zu werden.
In der Stadt Portofino gelten strenge Regeln, um dem Ansturm an Touristen Herr zu werden. © Imago/sergiomonti

Italien gegen den Touristen-Ansturm: Portofino richtet „rote Zonen“ ein

Die erste Verordnung sieht die Einrichtung von sogenannten „roten Zonen“ in Portofino zwischen dem Stadtkern und den Stränden vor. Das berichtete die Nachrichtenagentur Ansa Ende April. In den Bereichen kann das Stehenbleiben oder ein vermeintliches Warten mit Bußgeldern von bis zu 275 Euro bestraft werden.

Die „roten Zonen“ befinden sich demnach vornehmlich dort, wo man einen besonders guten Ausblick auf die berühmte Bucht hat. Einige verstanden das als Selfie-Verbot. Die Nachricht verbreitete sich etwa in britischen Medien sowie auf sozialen Plattformen rasant. Viele zeigten sich empört. Dass Touristen aber etwa für ein Selfie Geld bezahlen müssen, ist zwar ungewöhnlich, in einem Urlaubsort in der Schweiz aber nun Pflicht.

Bürgermeister Matteo Viacava zeigte sich daraufhin verärgert. „Reden wir nicht um den heißen Brei herum. Niemand hat hier Selfies verboten, und selbst wenn die Engländer das schreiben, gibt es keinen Grund, das zu glauben“, zitierte ihn Ansa. Die Verordnung verbiete lediglich aus Sicherheitsgründen Versammlungen in bestimmten Bereichen.

Regeln für Touristen in Italien: Das gilt laut einer weiteren Verordnung in Portofino

Wie die Corriere della Sera berichtete, folgen auf die „roten Zonen“ weitere Regeln:

Diese Regeln, so schrieb die italienische Tageszeitung, würden schon mehrere Jahre gelten. Doch durch die neue Verordnung sei es nun möglich, Bußgelder zwischen 25 und 500 Euro dafür zu verhängen. Hintergrund sei unter anderem der Schutz des Images des Dorfes, zitiert die Corriere della Serra den Bürgermeister.

Italien gegen den Massentourismus: Eintrittsgeld für Venedig ab Sommer 2023 fällig?

Eine Stadt, die schon seit Jahren mit dem Massentourismus ringt, ist Venedig. Millionen Touristen aus aller Welt besuchen die berühmte Stadt und schieben sich durch die schmalen Gassen. Ein Eintrittsgeld für Tagestouristen steht deshalb nicht erst seit gestern zur Debatte. Ursprünglich sollten Reisende ab dem 16. Januar 2023 für einen Besuch zahlen. Tagestouristen sollten für ihren Venedig-Trip je nach Auslastung der Stadt drei bis zehn Euro pro Person abdrücken, wie Medien übereinstimmend berichteten.

Die italienische Stadt Venedig ist bei Touristen sehr beliebt.
Die italienische Stadt Venedig ist bei Touristen sehr beliebt. © IMAGO / blickwinkel

Aus den Plänen wurde aber vorerst nichts. Es fehle die abschließende Zustimmung des Kommunalrats, erklärte Kulturassessor Simone Venturini. Das Inkrafttreten wurde damit Ende Dezember vertragt. Frühestens im Sommer 2023 könnte das Venedig-Ticket eingeführt werden. Doch wie es scheint, bleibt Venedig für Tagestouristen vorerst gratis.

Strikte Regeln in Italien: „Betten-Stop“ in Südtirol gegen den Tourismus-Ansturm

Die italienische Provinz Südtirol hat sich indes ebenfalls intensiv mit Maßnahmen für einen zukunftsorientierten und verantwortungsvollen Tourismus beschäftigt. In ihrem Landestourismusentwicklungskonzept 2030+ wird etwa die Einführung einer Bettenobergrenze erwähnt, durch die zu den bestehenden Betten in touristischen Betrieben keine neuen hinzukommen sollen.

Konkret heißt es in dem Konzept: „Die Festlegung einer sogenannten Bettenobergrenze wird vor allem in Regionen angestrebt, die sehr tourismusintensiv sind und ein hohes Gäste- und Besucheraufkommen aufweisen. Die Einführung einer regionalen Bettenobergrenze ist ein klares Bekenntnis zum Grundsatz ‚Qualität vor Quantität‘ mit dem Ziel, quantitatives Wachstum einzuschränken und hierfür auch die Förderungen entsprechend umzustrukturieren.“ Bereits vergangenes Jahr war der „Betten-Stop“ beschlossen worden.

Italien hat jedoch nicht nur mit dem Tourismus zu kämpfen. Auch am Gardasee wird sich für Reisende einiges ändern. Der „Lago di Garda“ ist nämlich so trocken, wie seit 70 Jahren nicht. (mbr)

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