Sonnensturm trifft Erde – wohl häufiger als angenommen
Ein gewaltiger Sonnensturm traf die Erde vor 9.200 Jahren – bei solarem Minimum. Die Forschung zeigt damit, dass Sonnenstürme häufiger sind als gedacht.
Lund, Schweden – Im Vorfeld des für Januar 2022 angekündigten Sonnensturms sprach man von „spürbaren Auswirkungen“ – in Fachkreisen der Astronomie vertrat man diese Auffassung, Forscher warnten. Tage später weiß man, keine Ausfälle des Stromnetzes, sondern nur Polarlichter waren die Folge des Phänomens. Hinterher weiß man immer mehr – und wenn die Erkenntnisse besonders wertvoll sind, lohnt sich auch ein langer Blick nach hinten. Den werfen Forscher auf einen ganze 9.200 Jahre zurückliegenden Sonnensturm: Dabei interessieren die Ursachen weit mehr als die eventuellen Konsequenzen für die Erde – und genau diese Ursache beunruhigt Forscher. Warum?
Universität in Lund, Schweden: | Bistum Lund |
Studentenzahl: | 47.700 (2013) |
Gründer: | Karl XI. |
Gründung: | 19. Dezember 1666 |
Sonnensturm trifft Erde: 9200 Jahren alte koronale Massenauswürfe beunruhigen noch immer
Nach Berichten der Frankfurter Rundschau ist das Ereignis über 9.000 Jahre her: Die Sonne befördert Plasma in den Weltraum – ein Sonnensturm, der Medienberichten zur aktuellen Forschung zufolge nachvollziehbare Spuren in Grönland oder der Antarktis hinterlassen hat. Ein schwedisches Forscherteam der Universität Lund ging mit dieser Information an die Öffentlichkeit. Schnell zeigt sich, dass es um keine gängige Berichterstattung handelt. Die Veröffentlichung des Fachjournals Nature Communications sorgte für Irritationen.
Sonnensturm auf Erde? Thesen zu Korrelation von Sonnenaktivität und Sonneneruption widerlegt
Die bisherige astronomische Annahme: Ein Sonnensturm tritt nur dann hervor, wenn die Sonne sich innerhalb eines 11-jährigen Zyklus befindet. In dieser Phase müsse die Sonne dann das sogenannte solare Maximum erreichen, erklärt die Frankfurter Rundschau. Die neuen Erkenntnisse des über 9.000 Jahre zurückliegenden Sonnensturms torpediert die bisherigen Vorstellung. Mehr als das: Jetzt weiß man, dass Sonnenstürme viel öfter stattfinden, als bisher angenommen. Erst im Oktober 2021 berichtete die NASA, dass ein Sonnensturm die Erde getroffen haben könnte.

Ein Sonnensturm ist auch bei Minimum der Sonenaktivität möglich – laut aktueller Analyse
Die Analyse der Eisbohrkerne der Antarktis und aus Grönland sollte aufschlussreich sein. Die eingespeicherten Isotopen verrieten wichtige Details über die zum Zeitpunkt des Sonnensturms vorherrschende Sonnenaktivität. Es sei jetzt von „größter Bedeutung zu analysieren, was diese Ereignisse für die heutige Technologie bedeuten könnten und wie wir uns schützen können“.
Wann kommt der nächste Sonnensturm? Forscher beunruhigt
Nach der Forschung steht für Wissenschaftler Rainmund Muscheler fest: „Wir haben Spuren eines massiven Sonnensturms entdeckt, der die Erde während einer passiven Phase der Sonne vor etwa 9200 Jahren getroffen hat“. Spekulationen werden angestellt, es könnte sich gar um den stärksten Sonnensturm gehandelt haben, der jemals unsere Erde heimgesucht hat. Was die Astronomie beunruhigt: Sonnenstürme, auch gewaltige Sonneneruptionen, ereignen also offenbar nicht wie immer auf dem Maximum der Sonnenaktivität. Vielleicht, so die Sorge des schwedischen Forschungsteams, trifft der Sonnensturm die Erde gerade dann, wenn keiner mit ihm rechnet.
Ein Superflare, eine Sonnenaktivität, könnte Erde eventuell öfter reffen als bisher berechnet
Ein Superflare ist ein starker Sonnenhurrikan – trifft er die Erde, ist das Ausmaß allen Forschungen zufolge gewaltig. Weite Teile des Stromnetzes würden ausfallen, der Schaden wäre gewaltig. Billionen US-Dollar könnte dann nur ein Bruchstück der Kosten sein, die entstünden – abgesehen von der unmittelbar zusammenbrechenden Infrastruktur, die sofort zahlreiche Menschenleben fordern würde. Bisher ging man davon aus, dass sich ein solches Sonnengroßereignis aber nur alle 2.000 Jahre ereignen könnte. Der nun gefundene Beweis, dass Sonnenstürme kein Maximum von Sonnenaktivität brauchen, stellt nun auch diese Theorie infrage.

Was passiert bei einem Sonnensturm auf der Erde?
Der sogenannte Koronaler Massenauswurf bedingt, dass die Sonne regelmäßig Plasma abwirft. Währenddessen verteilt die Sonne jedoch stark energetisch-geladene Teilchen und Strahlungen, die auch die Erde erreichen könnten (Entwicklung des Sonnenwinds). Zu einem gewissen Zeitpunkt können diese Plasmawolken eine so hohe Dichte an elektrisch-geladenen Teilchen aufweisen, spricht man vom Sonnensturm. Trifft der Sonnensturm in der Folge das Magnetfeld der Erde, könnte es zu Komplikationen auf der Erde kommen – auch die Entstehung von Polarlichtern ist möglich.
Wie gefährlich ist ein Sonnensturm? Sonnenstürme können verheerende Auswirkungen haben
Die möglichen Folgen eines Sonnensturms sind Polarlichter, Auswirkungen auf das Strom- und Handynetz oder beschädigte Satelliten.
Wann war der letzte große Sonnensturm? Das sogenannte „Carrington-Ereignis“
Der letzte große Sonnensturm, der auf die Erde traf, mündete in das sogenannte „Carrington-Ereignis“: Zwischen dem 28. August bis 4. September 1859 ereigneten sich gleich mehrere Sonnenstürme. Polarlichter in Rom, Havanna oder auf Hawaii waren die Folge. Das laut Quellen der FAZ im Jahre 1866 installierte Telegrafienetz wurde massive beschädigt.
Wie oft gibt es einen Sonnensturm?
Nach Informationen von weather.com könnte ein Sonnensturm, wie er sich im Zuge des Carrington-Ereignisses gezeigt hatte, alle 500 Jahre die Erde treffen. Kleinere Sonnenstürme ereignen sich jedoch alle paar Jahre.
Sonnenstürme nicht ausreichend in Risikobewertungen berücksichtigt – Wissenschalfter mahnt
Die Forscher der Universität Lund wollen die Menschheit wohl kaum auf den Untergang vorbereiten oder Endzeit-Theorien verbreiten. Von denen gibt es reichliche aus der Welt- und Weltraumforschung: Zum Beispiel, dass der Erdkern auskühlt und die Erde tödlich kalt wie der Mars wird oder dass das Universum eines Tages zerreißen könnte. Eine weitere der zahlreichen wissenschaftlichen Spekulationen: Die Sonne könnte die Erde verbrennen und zerstören. Dennoch mahnen die verantwortlichen Wissenschaftler der Uni Lund nun zur Vor- und besseren Weitsicht: „Diese gewaltigen Sonnenstürme werden derzeit nicht ausreichend in Risikobewertungen berücksichtigt“.
Keineswegs grundlos, schenkt man ihren Ausführungen Glauben. Die Studie spricht von gefährlichen Auswirkungen für die Raumfahrt sowie massiven Ausfällen des Stromnetzes, würde der Sonnensturm von vor 9125 Jahren heute nochmals mit gleicher Wucht auf die Erde treffen. Mit „tödlichen Folgen“ seien laut der Fachschrift ebenfalls zu rechnen.
Tödlicher Sonnensturm trifft Erde? Was beim Szenario geschehen würde
Das Phänomen der Sonnenstürme könnte zunehmend zum Forschungsschwerpunkt der modernen Astronomie werden. Im Hinblick darauf, dass NASA-Warnsysteme einen Sonnensturm wohl zumindest nicht unmittelbar vorhersagen könnten, sollte die Forschung wohl tatsächlich besser vorangetrieben werden. Dazu kommt eine weitere beunruhigende Studie aus dem Jahr 2013, zitiert von der Frankfurter Rundschau: 1859 begegnete die Erde ein gewaltiger Sonnensturm, das Carrington-Ereignis. Die Auswirkungen waren damals gering, weil das Stromnetz noch in den Kinderschuhen steckte.
Ein Sonnensturm wie das Carrington-Ereignis von 1859 würde Strom auf der Erde für Jahre lahmlegen
Doch was wäre heute? Übertragen auf das Jahr 2022 hätte ein Sonnensturm wie das Carrington-Ereignis zur Folge, dass alleine in en USA 20 bis 40 Millionen Menschen für ein bis zwei Jahre keinen Strom hätten. Die Infrastruktur und das Leben wie wir es heute führen könnten nicht aufrechterhalten werden. Der Wirtschaft würde ein nie gekannter Schaden entstehen, moderne medizinische Versorgung wäre in weiten Teilen eigentlicher Innovationsländer kaum mehr möglich.

Sonnensturm tödlich? NASA ist Gefahr mit der Mission „Parker Solar Probe“ auf der Spur
Die Kosten, die demnach ein Sonnensturm in modernen Zeiten hervorrufen könnten, würden sich demnach auf rund 2,6 Billionen US-Dollar belaufen. Die Zahlen beziehen nur auf den Raum der Vereinigten Staaten Amerikas. Gut, dass auch die NASA mit den Mission „Parker Solar Probe“ einen Forschungsbeitrag leistet. Nach Spiegel-Informationen gelang es einer NASA-Sonde Ende 2021 bereits die äußere Atmosphäre der Sonne zu durchqueren. Das Projekt soll nun laufend Erkenntnisse sammeln – auch über Sonnenstürme. *24hamburg.de ist ein Angebot von IPPEN.MEDIA.