Um Druck von den Kassen zu nehmen: Jugendpolitiker fordert, dass Rentner auf Geld verzichten
Der demografische Wandel belastet die Rentenkassen. Die Debatte um die zukünftige Finanzierung heizt sich auf. Es gibt Forderungen nach einer generationengerechten Anpassung.
Stuttgart – In den kommenden Jahren gehen rund drei Millionen Menschen in Rente. Das ist eine starke Belastung für die Rentenkassen und Beitragszahler. Die Stiftung für die Rechte zukünftiger Generationen setzt sich für eine generationsgerechte Rentenpolitik ein und fordert, dass Jung und Alt zukünftig aufeinander zukommen müssen. Die Stiftung bezeichnet sich als Lobby junger Bürger. Im Gespräch mit focus.de erklärt Vorstandssprecher Jörg Tremmel die nötige Rentenreform.
Rentensystem: Generationsungerechtigkeit und Intransparenz
Laut Tremmel sei das Rentensystem weder generations- und sozialgerecht, noch transparent. Dementsprechend müssten die finanziellen Lasten zwischen den Rentenbeziehern und den Beitragszahlern aufgeteilt werden. So müssten die Jüngeren etwas mehr zahlen. Die Älteren sollten aber auch bereit sein, etwas weniger Rente zu bekommen. Das beschreibt Tremmel als Teilungslösung. Der Lösungsansatz des Bundesarbeitsministers hingegen sei noch intransparenter als ohnehin schon. Steuersubventionen für Rentenkassen würden somit auch zum größten Teil von der jüngeren Generation finanziert werden.
Rentenreform: Nachhaltigkeitsfaktor für gerechtere Verteilung
Eine Verteilung zwischen den Generationen solle das Ziel sein, so Tremmel. Dazu brauche es einen Nachhaltigkeitsfaktor, der die Veränderungen im Mengenverhältnis von Rentenbeziehern zu Beitragszahlern berücksichtige. Ein Anpassungsmechanismus kann bei raschem Anstieg der Rentner die Beitragserhöhung lindern. „Es gab unter der Regierung Schröder/Fischer ernsthafte Reformbemühungen“, erklärt Tremmel. „Nur hat die GroKo den Nachhaltigkeitsfaktor 2018 ausgesetzt. Seitdem erleben wir immer mehr Intransparenz. Man will verschleiern, wie die Kosten am Ende auf verschiedene Generationen aufgeteilt werden. Deshalb unsere Forderungen nach Wiedereinführung des Nachhaltigkeitsfaktors. Und man müsste die Lebensarbeitszeit an die steigende Lebenserwartung koppeln.“

Der Vorstandssprecher der Stiftung plädiert für ein konstantes Verhältnis zwischen berufstätigen Lebensjahren und Lebensjahren im Ruhestand. „Wenn wir jedes Jahr statistisch gesehen drei Monate an Lebenszeit hinzugewinnen, müssen wir diese gewonnene Zeit aufteilen: Die Hälfte davon sollten die Bürger länger arbeiten, die andere Hälfte sollen sie in einer längeren Rente verbringen.“ So könne man die Rentendebatte schon deutlich entschärfen.
Rentenfinanzierung: Sondersysteme verstärken Finanzierungsproblem
Um die Finanzierung der Beitragszahler zu erleichtern, müsse das Sondersystem für Abgeordnete und Beamte wegfallen, so Tremmel. Eine breitere Rentenfinanzierung durch die Gesellschaft könne kommende Probleme, unter anderem durch den demografischen Wandel, einfacher bewältigen. Eine solche Rentenreform bedarf laut Tremmel mehr Protest der jüngeren Generation. Problematisch sei nämlich, dass bei der letzten Bundestagswahl ein Drittel der Wahlberechtigten über 60 Jahre alt war. Demnach orientiert sich die Rentenfinanzierung an den Interessen der älteren Generation. Es sei wichtig, bereits jetzt das System anzupassen, sodass es bei den kommenden Hürden der Rentenfinanzierung bereits eine Basis zur Bewältigung habe. (hk)