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Zwei Leichen, Täter aus Prepper-Szene, dramatischer Funkspruch: Hintergründe zur Ratingen-Explosion

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Von: Hannes Niemeyer

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Nach der Explosion in Ratingen kämpfen mehrere Einsatzkräfte um ihr Leben. Der Täter wurde festgenommen. Die Polizei informierte nun über die Hintergründe.

Ratingen – Es ist ein Fall, der die gesamte Bundesrepublik erschüttert. In Ratingen in Nordrhein-Westfalen sprengt ein Mann am Donnerstag seine Wohnung in die Luft. Etliche sich vor Ort befindende Einsatzkräfte der Feuerwehr erleiden teils schwere Verletzungen, kämpfen nach der Tat um ihr Leben. Spezialkräfte der Polizei rücken an, nehmen die Person fest. Kurz darauf wird eine Leiche gefunden, am Freitag wird das Auffinden einer zweiten verstorbenen Person in dem Gebäude bestätigt. Auf einer Pressekonferenz sprach die Polizei Düsseldorf und auch die Feuerwehr nun über die Hintergründe zur Tat.

Der Täter soll noch am Freitag dem Haftrichter vorgeführt werden. Der Haftbefehl wurde wegen versuchten Mordes in neun Fällen beantragt, wie auch 24rhein.de berichtet. Hinzu kommen Körperverletzung und das Herbeiführen einer Sprengstoffexplosion und eines Brandes. Die Staatsanwaltschaft bestätigte, dass der Mann kein Unbekannter gewesen sei. Wegen eines nicht gezahlten Geldbetrags habe ein Vollstreckungshaftbefehl gegen ihn vorgelegen, sagte Laura Neumann, Sprecherin der Düsseldorfer Staatsanwaltschaft, am Freitag, dem 12. Mai, der Deutschen Presse-Agentur. Er habe auch Voreintragungen, „aber nichts Einschlägiges, nichts Vergleichbares“, sagte sie.

Fahrer „schrie um Hilfe“: Dramatischer Feuerwehr-Funkspruch nach Attacke in Ratingen

Dramatisch klingen die Details, die Feuerwehr und Polizei auf der Pressekonferenz am Freitag bekannt gaben. Demnach soll es sich bei der Explosion in Ratingen um eine bewusste Attacke auf die Einsatzkräfte gehandelt haben. Der Bewohner soll die Wohnungstür geöffnet und gezielt eine brennende Flüssigkeit auf die Kräfte von Polizei, Feuerwehr und Rettungsdienst geschleudert haben, sagte Dietmar Henning von der Polizei Düsseldorf am Freitag. „Die Einsatzkräfte haben dann, selber brennend, den Ort verlassen.“

Einsatzkräfte vor einem Haus in Ratingen. Hier sorgte ein Bewohner am Donnerstag für eine Explosion und verletzte zahlreiche Menschen.
Einsatzkräfte vor einem Haus in Ratingen. Hier sorgte ein Bewohner am Donnerstag für eine Explosion und verletzte zahlreiche Menschen. © IMAGO/Tim Oelbermann

Bei der brennenden Flüssigkeit habe es sich mutmaßlich um Benzin gehandelt. Die Einsatzkräfte seien aber auch durch eine ätzende Flüssigkeit oder durch Gase verletzt worden – worum genau es sich handle, war zunächst nicht abschließend geklärt. René Schubert von der Feuerwehr Ratingen berichtete derweil, dass es sich eigentlich um einen Routine-Einsatz gehandelt habe, bis die Situation vor Ort eskalierte. Der Feuerwehr-Fahrer „schrie um Hilfe“ und teilte über Funk mit, dass seine Kollegen verletzt seien. Dann sei der anschließende Großeinsatz erfolgt.

„Gut durchdacht“: Polizei spricht nach Ratingen-Explosion von gezieltem Hinterhalt

Mittlerweile ist die Polizei sich sicher, dass es sich bei der Explosion in Ratingen nicht um eine zufällige Tat, sondern um einen geplanten Hinterhalt für die Einsatzkräfte gehandelt habe. Der mutmaßliche Täter sei nach Angaben der Polizei-Einsatzleiterin Heike Schultz „gut durchdacht“ vorgegangen. „Die Situation in der Wohnung, die Verwendung von dieser brennbaren Flüssigkeit und die Art und Weise, wie diese Flüssigkeit dann gegen die eingesetzten Kräfte verwendet wurde, lassen darauf schließen, dass das durchaus gut durchdacht ist“, sagte Schultz am Freitag. „Die Tür war verbarrikadiert, das macht man auch nicht mal so eben.“

Sie gehe daher nicht nur von einem gezielten Angriff aus, sondern dass die Tat seit „mindestens mehreren Tagen so durchdacht“ gewesen sei. „Das macht man nicht mal eben so spontan.“ Bei der Explosion in Ratingen am Donnerstag waren zahlreiche Einsatzkräfte verletzt worden, einige von ihnen lebensgefährlich.

Täter schweigt nach Explosion in Ratingen – zwei Leichen in Wohnhaus bestätigt

Der Täter schwieg nach Explosion in Ratingen zunächst zu den Vorwürfen und Anschuldigungen. Er wurde bei dem Vorfall selber nur leicht verletzt. Bereits am Donnerstag wurde publik, dass es sich bei ihm um eine Person aus dem Coronaleugner-Millieu handeln könnte. Am Freitag hieß es vonseiten der Ermittler, er gehöre der sogenannten Prepper-Szene an. Die Polizei fand zudem mehrere Waffen. Eine PTB-Waffe sowie mehrere Messer und Dolche seien sichergestellt worden, sagte Heike Schultz von der Polizei Düsseldorf. Außerdem sei ein Gefäß gefunden worden, aus dem der Verdächtige die brennbare Flüssigkeit auf die Einsatzkräfte geschleudert haben soll.

Bei der vor Ort gefundenen Leiche soll es sich um die Mutter des Festgenommenen handeln, die gemeinsam mit ihm in der Wohnung gelebt habe. Die Frau sei allerdings bereits seit Wochen tot gewesen, ein Fremdverschulden sei ausgeschlossen. Im Rahmen der Pressekonferenz bestätigte die Polizei auch die Berichte über eine zweite tote Person, die im Hochhaus gefunden wurde. Hierbei handele es sich um einen älteren Mann, der im selben Haus gelebt habe. Nach Informationen des „Spiegel“ sei dieser auf Pflege angewiesen gewesen und hatte durch den mehrstündigen Einsatz nicht mehr versorgt werden können.

Dramatisch ging es am Donnerstag auch in Sindelfingen zu. In einem Mercedes-Werk wurden dort zwei Menschen erschossen. (han/dpa)

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