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Wegen Corona: Britische Regierung erwog während Pandemie alle Hauskatzen zu töten

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Von: Carolin Gehrmann

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Zu Pandemie-Beginn gab es in Großbritannien Berichten zufolge Pläne, alle Hauskatzen töten zu lassen. Grund: die Regierung befürchtete eine mögliche Ansteckungsgefahr mit dem Corona-Virus. (Symbolfoto) © dpa

In Großbritannien leben rund 11 Millionen Katzen. Zu Beginn der Corona-Pandemie gab es in der britischen Regierung offenbar Pläne, diese Tiere töten zu lassen. Der Grund: die mögliche Ansteckungsgefahr. Wie es dazu kam.

London – „I‘ll killl that cat!“, ruft der Butler aus dem Silvester-Klassiker „Dinner for One“. Und verzieht angeekelt das Gesicht, nachdem er aus Promillegründen versehentlich das Wasser aus der Blumenvase getrunken hat. Mit diesem – hier scherzhaft gemeinten – Ausspruch hätte die britische Regierung zu Beginn der Corona-Pandemie im Jahr 2020 aber um ein Haar Ernst gemacht: Offenbar dachte man im Kabinett von Premierminister Boris Johnson in der ersten Corona-Welle darüber nach, alle Hauskatzen auf der britischen Insel zu töten, wie jetzt bekannt wurde.

Wegen Corona: Britische Regierung wollte Katzen töten lassen und warnte davor, Haustiere zu küssen

Der Hintergrund zu diesen Überlegungen: Im Juli 2020 hatte sich eine weibliche Siamkatze mit dem Sars-Covid-2-Virus infiziert. Es war der erste bekannt gewordene Fall dieser Art in Großbritannien. In der Folge waren vielerorts Warnungen an Katzenhalter ausgesprochen worden, ihre Tiere aus hygienischen Gründen besser nicht mehr zu küssen, wie die britische Zeitung Guardian schreibt. „Wir sollten nicht vergessen, wie wenig wir über diese Krankheit wussten“, erklärt der konservative Politiker James Bethell, seinerzeit Regierungsmitglied im Gesundheitsministerium, im britischen Nachrichtensender Channel 4.

Katzen und Corona: Lange Zeit war unklar, ob Haustiere die Krankheit übertragen können

„Es gab einen Augenblick, in dem wir uns sehr unklar darüber waren, ob Haustiere die Krankheit übertragen könnten“. Bethell zufolge, der 2020 und 2021 als Stellvertreter des damaligen Gesundheitsministers Matt Hancock im Gesundheitsministerium arbeitete, herrschte große Unsicherheit darüber, ob von Katzen eine Ansteckungsgefahr mit dem Coronavirus für den Menschen ausgehen könnte.

Demnach kursierten in Regierungskreisen zu diesem Zeitpunkt Hinweise, die aus wissenschaftlicher Sicht auf diese Annahme hindeuteten. Auch in Hamburg hatte der Fall von zwei Katzen, die sich bei ihrem an Corona verstorbenen Frauchen angesteckt hatten, für Aufsehen gesorgt.

„Vorstellung, dass wir die Öffentlichkeit auffordern müssten, alle Katzen in Großbritannien auszurotten“

„Eine Zeit lang gab es die Vorstellung, dass wir die Öffentlichkeit auffordern müssten, alle Katzen in Großbritannien auszurotten. Können Sie sich vorstellen, was passiert wäre, wenn wir das hätten tun wollen?“, berichtete Bethell. Fakt ist: Die Briten lieben ihre Haustiere. Man erinnere sich nur an die verstorbene Königin Elisabeth II, deren schlappohriges Gefolge aus Corgies weltberühmt wurde.

Aber die Bewohner des Vereinigten Königreichs sind auch völlig verrückt nach Katzen: Rund 11 Millionen Samtpfoten teilen sich auf der britischen Insel ein Haus mit „ihren“ Menschen – das ist jeder vierte Haushalt. Eine davon: Kater Larry, der „oberste Mäusefänger des Vereinigten Königreichs“. Seine Adresse: der Regierungssitz in der Downing Street Nummer 10.

11 Millionen Hauskatzen leben in Großbritannien – sie alle hätten wegen Corona getötet werden sollen

Dazu kommen noch etwa 250.000 Streuner, wie aus einer Studie hervorgeht, die in der Zeitschrift Scientific Report veröffentlicht wurde, hervorgeht. Die hätten wegen der Ansteckungsgefahr dann auch gefangen und eingeschläfert werden müssen.

Im weltberühmten Musical „Cats“ des britischen Komponisten Andrew Lloyd Webber, das über Jahrzehnte hinweg auch in Hamburg allabendlich für volles Haus sorgte, geht es um das Leben solcher Straßenkatzen in London. Das Verhältnis der Engländer zu Katzen ist also durchaus emotional. Nicht auszudenken also, wie die britische Bevölkerung auf die Anordnung zur Massentötung der samtigen Tiere reagiert hätte.

Corona war für Katzen und Hunde auch so schon die Hölle – so viele ausgesetzte Tiere wie nie

Aber auch ohne, dass ihnen nach dem Leben getrachtet wird, hatten es Haustiere während der Corona-Pandemie schon schwer genug: Für viele Katzen und Hunde entwickelte sich die Pandemie-Zeit zur wahren Hölle. Genauso schnell wie während der diversen Lockdowns unüberlegt Haustiere zur Belustigung der gelangweilten Menschen angeschafft wurden, landeten sie oft nämlich wieder auf der Straße. Nachdem die neuen Herrchen oder Frauchen wieder Freiheitsluft geschnuppert hatten und die Urlaubszeit begonnen hatte, wurden Katze, Hund, Kaninchen oder Wellensittich einfach ausgesetzt oder im Tierheim abgegeben. Die platzten im Sommer 2020 daher auch vielerorts aus allen Nähten – so auch in Hamburg, 24hamburg.de hatte darüber berichtet.

Was die Corona-Gefahr, die von Tieren ausgeht, betrifft, weiß man inzwischen glücklicherweise mehr. Dennoch kam es teilweise zu Massentötungen, wie in dem dänischen Nerz-Skandal, bei dem 15 Millionen Tiere aus Pelzzuchtanlagen getötet, dann vergraben und schließlich wieder ausgegraben wurden, damit sie das Grundwasser nicht mit dem Virus verseuchen. Die britischen Katzen sind noch einmal davon gekommen: Ihnen ging man wegen Corona nicht ans Fell. Nicht nur Kater Larry dürfte deshalb sehr erleichtert sein.

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