Nach Attacke: Bergsteiger-Legende Messner sieht im „Töten von Bären die halbe Lösung“
Ein Bär tötet einen Jogger in Italien. Der Fall entfacht eine hitzige Debatte. Nun meldet sich Reinhold Messner zu Wort und fordert eine drastische Maßnahme.
Caldes/München - Ein 26-Jähriger wurde in Nord-Italien von einem Bären attackiert und getötet. Während die Biopsie Details zum Todeskampf des jungen Joggers lieferte, spitzt sich die Debatte um das Zusammenleben von Mensch und Bär weiter zu. Der Fall in der norditalienischen Provinz Trentino sorgt für enormen Wirbel. Auch einer, der die Natur und die Berge wie wohl kaum ein anderer kennt, äußerte sich nun: Bergsteiger-Legende Reinhold Messner.
Hintergrund: Jogger von Bär getötet - Was ist bekannt?
Ein Jogger wurde tot an einem Forstweg in der Gemeinde Caldes (Trentino) in einem bei Wanderern und Touristen beliebten Tal gefunden. Eine bereits mehrfach auffällig gewordene Bären hatte den Mann getötet. Wie sich durch einen DNA-Abgleich herausstellte, ist das Tier die Schwester des 2006 in Bayern erschossenen „Problembären“ Bruno. Die Eltern der beiden Tiere wurden im Rahmen des EU-Projekts „Life Ursus“ nach Italien gebracht. Bruno wanderte damals nach Bayern aus.
Nach einer Attacke im Jahr 2020 sollte die seine Schwester bereits erlegt werden. Ein Gericht entschied allerdings gegen die Tötung. Maurizio Fugatti, Regionalpräsident von Trentino-Südtirol, hatte nach dem erneuten Vorfall entschieden, dass die Bären gesucht und erlegt werden solle. Die Suche nach dem Tier läuft. Das Gebiet werde vom Trentiner Forstkorps bewacht, es seien zudem Röhrenfallen aufgestellt worden, sagte Fugatti am Donnerstag (13. April).
Angaben der Provinz zufolge hat die Anzahl der Bären in dem Gebiet massiv zugenommen. 100 wildlebende Tiere haben sich in dem Gebiet angesiedelt - statt wie geplant 50.
Bergsteiger-Legende Messner sieht im „Töten von Bären die halbe Lösung“
Extrembergsteiger Reinhold Messner schaltete sich mit einem Interview in die Debatte ein. Gegenüber der italienischen Zeitung La Stampa machte er seinen Standpunkt mehr als deutlich. Das Töten von Bären in der Region solle kein Tabu sein, so Messner. „Bären und Wölfe sind zu einem Problem geworden, für Landwirte, Züchter, Einwohner und Touristen“, sagte der 78-Jährige. „Man kann nicht länger warten, man muss handeln.“
Seiner Meinung nach müsse die große Anzahl von Bären in der Provinz Trentino halbiert werden. Das Erlegen von aggressiven Tieren sei dafür ein legitimes Mittel. Doch „das Töten von Bären“ sei lediglich „die halbe Lösung“.

Bär tötet Jogger in Nord-Italien: Messner fordert Gesetz zum Umgang mit den Tieren
Messner plädierte für eine Gesetzgebung auf europäischer Ebene, um die Problematik anzugehen. Es sei inakzeptabel, erst dann einzugreifen, wenn ein Raubtier bereits getötet habe. Man brauche ein klares Gesetz „von Kärnten bis nach Italien, in dem steht, wer entscheidet, was zu tun ist“.
Die Bären befinden sich Messners Worten zufolge nicht in der Wildnis, „unsere Alpen sind von Menschen bewohnt und beherbergen Tausende Touristen.“ Das Problem müsse daher im Sinne der öffentlichen Sicherheit gelöst werden. (mbr mit dpa)