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Überraschende Wende im Fall Leon (6): Vater bleibt in U-Haft – Seine Ehefrau hält weiter zu ihm

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Von: Marcus Giebel

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Nach monatelangen Ermittlungen im Todesfall von Leon (6) verhaften Ermittler überraschend den Vater des Jungen. Der Anwalt des Verdächtigen äußert sich nun.

Update vom 3. März, 11.45 Uhr: Die Vorwürfe gegen den Vater des ertrunkenen Leon (6) sind schwer. Er steht unter Mordverdacht. Nichtsdestotrotz hält die Mutter des toten Kindes zu ihrem Mann. „Er hat den Rückhalt von seiner Ehefrau und seiner ganzen Familie, aber er ist abgeschnitten von dieser persönlichen Unterstützung“, sagte Hubert Stanglechner, der Anwalt des Verdächtigen, gegenüber Bild. Er habe sich gewünscht, zu seiner Frau und Tochter nach Hause zurückkehren zu dürfen, das darf er jedoch nicht.

Hintergrund hierfür ist, dass der Richter die Möglichkeit in Betracht zieht, dass der 38-Jährige Zeugen beeinflusse. Laut der Zeitung geht es dabei offenbar insbesondere um die Betreuer von Leon. Als „absurd“ und „einfach abwegig, so etwas anzunehmen“ bewertete der Anwalt dies. „Diese Zeugen werden ja unter Wahrheitspflicht vernommen, und wenn sie dann gefragt werden, haben Sie mit dem Beschuldigten gesprochen, und es würde herauskommen, er habe tatsächlich versucht, sie in irgendeine Richtung zu beeinflussen - das wäre ja fatal für den Ausgang des Verfahrens. Dann wäre seine Glaubwürdigkeit völlig ruiniert“.

Ähnlich steht der Anwalt zu dem Argument des Richters, der Vater könne eine ähnliche Tat erneut begehen (siehe vorheriges Update). „Dafür gibt es überhaupt keinen Anhaltspunkt“, so Stanglechner gegenüber Bild.

Wende im Fall Leon (6): Vater in U-Haft – Richter sieht Gefahr, dass er erneut straffällig wird

Update vom 2. März, 12.33 Uhr: Nach der Verhaftung des Vaters des in Tirol ertrunkenen sechsjährigen Leon sieht der Richter offenbar die Gefahr, dass der 38-Jährige erneut eine Straftat begehen könnte. Dies erklärte der Sprecher der Staatsanwaltschaft, Hansjörg Mayr, auf Anfrage der österreichischen Nachrichtenagentur APA. Das meint die etwas sperrig klingende Formulierung „Tatbegehungsgefahr“.

Die Ermittlungen werden fortgesetzt. In zwei Wochen wird erneut über die Haft des dringend tatverdächtigen Vaters verhandelt. Mayr betonte, dass alles berücksichtigt werde, was den Mann „entlasten und den Verdacht anders darstellen könnte“.

Vater von ertrunkenem Leon in Österreich festgenommen - Untersuchungshaft angeordnet

Update vom 2. März, 10.40 Uhr: Der Vater des vor sechs Monaten ertrunkenen Leon (6) kommt in Untersuchungshaft. Das entschied ein Haftrichter am Donnerstagvormittag in Tirol. Diese gelte vorerst für 14 Tage, dann ist eine erneute Haftverhandlung vorgesehen. Laut der Staatsanwaltschaft Innsbruck begründete der Richter die U-Haft damit, dass eine Verdunkelungs- sowie eine Tatbegehungsgefahr vorliegt.

Der 38-Jährige war am Montagmorgen verhaftet worden, bestreitet allerdings vehement, seinen kranken Sohn getötet zu haben.

Tirol: Wende im Fall des ertrunkenen Leon (6) – Vater überraschend festgenommen

Ursprungsmeldung: Innsbruck – Ist Leon Opfer seines eigenen Vaters geworden? Diesen Verdacht haben offenbar die Ermittler, die den Tod des Sechsjährigen im August vergangenen Jahres aufklären wollen. Damals war der geistig beeinträchtigte und auf einen Kinderwagen angewiesene Junge tot in der Kitzbüheler Ache in St. Johann in Tirol gefunden worden, wo er ertrunken war.

„Mehrere Indizien haben sich inzwischen zu einem Bild gefügt, das den dringenden Tatverdacht erhärtet“, erklärte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft in Innsbruck am Mittwoch. Demnach steht der Vater unter dringendem Mordverdacht. Der 38-Jährige sei jedoch nicht geständig und bleibe bei seiner Darstellung.

Vater von Leon unter Mordverdacht: Tod des Sechsjährigen bei morgendlichem Spaziergang

Der in Hessen aufgewachsene und in Österreich lebende Mann will während eines Spaziergangs mit Leon von einem Unbekannten mit einer Flasche niedergeschlagen und im bewusstlosen Zustand ausgeraubt worden sein. Seinen Angaben zufolge stieg das Kind aus dem Kinderwagen und stürzte in die Ache.

Rund 80 Minuten nach der vermeintlichen Tat – um 5.20 Uhr in der Früh – war der nun Tatverdächtige von einem Passanten bewusstlos aufgefunden worden. Die Eltern von Leon, der wegen eines seltenen Gendefekts sehr wahrscheinlich nie hätte sprechen können, hatten sich mit emotionalen Worten an die Öffentlichkeit gewandt und später sogar 30.000 Euro als Belohnung für entscheidende Hinweise zum Täter versprochen.

Anwalt des verdächtigen Vaters: „Soll Sohn umgebracht haben, um ihn von seinem Leid zu erlösen“

Rund ein halbes Jahr später wurde der 38-Jährige „plötzlich und überraschend“ festgenommen, wird sein Verteidiger Hubert Stanglechner von der Kronen-Zeitung zitiert. „Er wird beschuldigt, seinen Sohn umgebracht und in die Ache geworfen zu haben, um ihn von seinem Leid zu erlösen“, erklärte der Anwalt.

Am Dienstag sei sein Mandant verhört worden, dabei habe er die Vorwürfe „vehement“ bestritten, „laut seiner Aussage habe er seinen Sohn selbstverständlich nicht selbst umgebracht, das sei völlig absurd, er habe seinen Sohn geliebt“.

Polizei hinter einem Kinderwagen
Tat vor der Aufklärung? Nach dem Tod des kleinen Leon steht sein Vater unter Mordverdacht. © Georg Köchler/dpa

Hat Vater Leon getötet? Anwalt nennt drei Indizien und bringt Gegenargumente vor

Stanglechner betonte dem Bericht zufolge, dass es keinerlei Beweise für die Schlussfolgerung der Ermittler gebe. Allerdings stützen diese sich auf drei Indizien. Da wäre die Tatwaffe: „Zum einen wird meinem Mandanten vorgeworfen, dass er die Flasche, mit der er niedergeschlagen wurde, selbst im Kinderwagen zuvor mitgeführt habe.“ Laut Polizei sei auf einem Video einer Überwachungskamera ersichtlich, dass die Flasche im Buggy gelegen habe.

Allerdings habe eine Auswertung des Videos beim Bundeskriminalamt (BKA) Zweifel an der Version der Polizei gesät. „Laut diesem Bericht kann man keinesfalls sagen, dass es sich tatsächlich um eine derartige Flasche handelt“, gibt der Verteidiger Einblick in das Ergebnis der Untersuchung.

Ermittler stützen sich auf Handy-Daten: Warf Leons Vater sein Mobiltelefon in den Mülleimer?

Ein weiterer Vorwurf der Ermittler laute, Leons Vater habe „sein Handy selbst in den Mülleimer am Tatort geworfen“. Zwar sei die letzte Speicherung des Schrittzählers, der auf dem Telefon installiert ist, zwei Stunden vor dem Auffinden des Handys gewesen. Stanglechner gibt laut Kronen-Zeitung jedoch zu bedenken, „dass es genauso kriminalpolizeiliche Ergebnisse darüber gibt, dass eine halbe Stunde später mein Mandant das Handy im Betrieb hatte und damit im Internet war“.

Es müsse deshalb technisch überprüft werden, warum „zu diesem Zeitpunkt keine Speicherung dieser Schrittzähler-App erfolgt ist“. Dem Anwalt zufolge ist es „keineswegs so, dass man zum jetzigen Zeitpunkt annehmen kann, dass unser Mandant das Handy selbst im Mülleimer entsorgt hat“.

Ermittler zweifeln an Verletzungen von Leons Vater: Anwalt hinterfragt Vorgehen

Das dritte Indiz bezieht sich auf die Verletzungen des 38-Jährigen. Diese seien, wie Stanglechner erklärt, laut einem Sachverständigen-Gutachten „nicht wirklich mit der Tat in Einklang zu bringen“. So sei die gemessene Körpertemperatur bei der Erstversorgung „zu hoch dafür gewesen, als dass er lange dort gelegen ist“.

Doch auch dieser Punkt ist für den Verteidiger nicht stichhaltig: „In Wahrheit ist es jedoch so, dass nicht geklärt ist, wie lange mein Mandant im bewusstlosen Zustand am Tatort gelegen ist. Niemand behauptet, dass er lange dort gelegen ist.“

Tatverdacht gegen Leons Vater: Anwalt verweist auf Fortschritte beim tot aufgefundenen Jungen

Für ihn stehe daher fest: „All diese Indizien sind nicht tragfähig.“ Für Stanglechner ist der Tatverdacht gegen Leons Vater geradezu „schockierend“. Zumal es für die Familie zuletzt positive Signale gegeben habe, „die Erkrankung seines Sohnes im Laufe der Zeit eine Besserung erlebt hat“. Die Eltern hätten sich nicht mehr so alleine gelassen gefühlt wie zuvor: „Es hat sich alles in die richtige Richtung entwickelt.“

Ein führender Wissenschaftler habe sogar die Hoffnung gehegt, das sogenannte Syngap-Syndrom zu heilen. Diese Entwicklung sei für Leons Eltern „ihr Antrieb und ihr Optimismus“ gewesen.

Die Staatsanwaltschaft gab keine weiteren Einzelheiten zum Tatverdacht gegen den 38-Jährigen bekannt. Bis Donnerstagabend muss das Landesgericht nun entscheiden, ob der Mann die nächsten Tage in Untersuchungshaft verbringt oder auf freiem Fuß bleibt. (mg)

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