Foreign Accent Syndrome: Frau spricht nach OP plötzlich mit russischem Akzent

Aufwachen und plötzlich mit einem ganz anderen Akzent sprechen? Eine Horror-Vorstellung. Genau das ist einer Amerikanerin passiert. Nicht der erste Fall dieser Art.
München – Bayrisch, Sächsisch, Plattdeutsch – in Deutschland gibt es viele verschiedene Akzente. Die können sogar laut einer Studie Einfluss darauf haben, wie viel Gehalt man im Job verdient.
Doch was passiert, wenn man plötzlich nach einer Krankheit oder einer Operation mit einem völlig anderen Akzent spricht? Laut Focus.de musste eine 39-jährige Frau aus Texas das erleben. Nach einer OP an der Bandscheibe verlor die US-Amerikanerin plötzlich vollständig ihren texanischen Akzent. Und einige Tage später sprach sie Englisch mit russischem Akzent. Dabei hat sie zuvor nie Russisch gelernt oder Russland besucht. Und es gibt auch sonst keine Beziehungen zur russischen Sprache. Was ist also der Grund für die plötzliche Wandlung?
Foreign Accent Syndrome: Eine seltene, aber folgenreiche Erkrankung
„Ich wachte nach meiner Operation auf und wusste sofort, dass mit meiner Stimme etwas nicht stimmte, da ich nicht laut sprechen konnte“, erklärte Abby Fender der britischen Jam Press. Und führte weiter aus: „Schon bald spürte ich, dass die Tonlage meiner Stimme sehr, sehr hoch wurde, und wir nannten es die russische Minnie-Maus-Stimme, bei der ich die ganze Zeit wie eine Zeichentrickfigur klang.“ Kurioserweise sprach Fender nach ihrer OP nicht nur russischen Akzent. Auch auf Englisch mit ukrainischem und australischem Akzent kommunizierte die US-Amerikanerin.
Zunächst wussten die behandelnden Ärzte nicht, warum ihre Patientin plötzlich den Akzent gewechselt hatte. Dann gelang es ihnen aber, die passende Diagnose zu stellen: Die Sprachveränderung der jungen Texanerin liegt in der Krankheit Foreign Accent Syndrome (FAS) begründet. Keine 1000 Fälle sind bisher weltweit bekannt. Den Ursprung für die kuriose Erkrankung findet man dabei im Gehirn. Genauer in dem Teil des Hirns, das den Rhythmus und die Melodie der Sprache kontrolliert.
Ausgelöst wird FAS meistens durch einen Schlaganfall, aber auch ein Trauma des Gehirns, eine Hirnblutung, ein Hirntumor oder Multiple Sklerose können die Veränderung der Sprache bewirken. Zudem kann sich aus psychologischen Gründen der Akzent bzw. die Sprache verändern. In diesem Fall besteht laut Medizinern größere Hoffnung, dass es sich wieder zurück zum ursprünglichen Zustand entwickelt.
Weitere FAS-Fälle bekannt: Weitreichende Folgen für die Betroffenen
Auch ein Mann aus North Carolina erlebte laute einem BBC-Bericht dasselbe Schicksal. Der Mann litt an Prostatakrebs. Nachdem seine Krebstherapie begonnen hatte, begann der Mann mit irischem Akzent zu sprechen. Auch er hatte keine nähere Verbindung nach Irland. Und noch viele weitere Fälle der Krankheit sind bekannt. Wie der einer Engländerin, die dem britischen Guardian zufolge plötzlich mit chinesischem Akzent spricht. All diese Fälle klingen sehr kurios, haben jedoch weitreichende Folgen für die Betroffenen.
Foreign Accent Syndrome: Ist der Schaden bleibend?
Behandelt wird die Erkrankung überwiegend durch Logopäden. Die Betroffenen sollen lernen, wie sie am besten ihre Lippen und Kiefer bewegen, um wieder den gewohnten Akzent anzunehmen. Es gibt also Hoffnung, wieder zum alten Sprechverhalten zurückzukehren. Unterdessen gibt es auch andere seltene Krankheiten, dabei können teils Knochen an falschen Stellen wachsen.