Dank „Stammkunden“: Pfandsammler verdient „um die 800 Euro im Monat“ mit Flaschen und Dosen
Mancherorts sammeln Menschen Flaschen, um mit dem Pfand für das weggeworfene Leergut über den Tag zu kommen. Sie sammeln in Parks, vor Clubs und in U-Bahnhöfen. Doch lohnt sich die Sammelei eigentlich?
Hamburg ‒ Es gibt Pfandsammler, die eine traurige Geschichte erzählen. Sie sehen aus, als hätte es das Leben nicht immer gut mit ihnen gemeint, wenn sie mit ihren Säcken voller Flaschen aus Plastik und Dosen vor den Automaten von Supermärkten und Discountern stehen. Doch so mancher hat den Trick raus. Wie etwa ein Pfandsammler aus Münster, der sich von Mülleimer zu Mülleimer schlängelt, während Fußballfans ihren Müll beim Aussteigen aus den Waggons entsorgen.
Etwa 7000 Euro will er damit pro Jahr verdienen, berichtete Süddeutsche.de. Und bei Festivals komme er sogar auf bis zu 13.000 Euro. Die Geschichte kann man glauben oder nicht. Es klingt zumindest nicht ganz abwegig, mit dem Abfall anderer Leute auch Geld verdienen zu können.
Pfandsammler schildert Einkünfte: „Um die 800 Euro im Monat“ durch „Stammkunden“
Auch das Online-Portal Vice.com hat einen Berliner Sammler getroffen und frech nachgefragt, ist Pfandsammeln lukrativer als Hartz-IV? Der Mann war zum damaligen Zeitpunkt obdachlos und wohnte mit Zelt und Schlafrucksack im Park von Neukölln. „Ich hab Firmen und WG’s als Stammkunden, die rufen mich an und ich hole deren Pfand ab. Dadurch lohnt es sich. Ich nehme um die 800 Euro im Monat ein.“
Unfassbar. Offenbar lohnt sich die Suche im Müll tatsächlich für manchen Sammler. Im Jahr zuvor hat Frank - wie er sich nennt - von einer Versicherung sogar 30 Kästen geschenkt bekommen. Damit hat er nach eigenen Angaben 115 Euro in zwei Stunden gemacht. Gefunden hat ihn die Firma über die Vermittlungsplattform pfandgeben.de. Zum Vergleich: Wenn der Berliner selbst auf der Straße sammelt, kommt er auf 15 bis 20 Euro am Tag.

Die einzige Möglichkeit, Pfandflaschen zu entsorgen und im Kreislauf der Warenwirtschaft zu Geld zu machen, ist, sie in einem Supermarkt wie Edeka, Kaufland oder Rewe oder Discountern wie Aldi und Lidl abzugeben. Die Annahme ist zumindest für Einwegflaschen im deutschen Lebensmittelhandel verpflichtend.
Einzige Voraussetzung: Die Flaschen dürfen nicht stark verschmutzt oder beschädigt sein. Dann kann der Markt die Rücknahme verweigern. Über die Annahme einer maximalen Anzahl von Flaschen gibt es hingegen keine einheitliche Regelung. Wer mit vielen Säcken bepackt vor einem Tante-Emma-Laden sein Glück versuchen sollte, könnte auf Granit stoßen. Grundsätzlich gilt das Hausrecht.
Pfandsammler: Soviel Geld bringen die unterschiedlichen Pfandflaschen
- 25 Cent: Alle Einwegflaschen und -dosen
- 15 Cent: Mehrweg-Bierflaschen mit Bügelverschluss, Mehrweg-Mineralwasserflasche (Glas), Mehrwegflaschen für Saft oder Softdrinks (Glas)
- 8 Cent: Mehrweg-Bierflasche (Glas)
Pfandsammeln kann in Einzelfällen steuerpflichtig sein
Wer sich mit ein paar gesammelten Flaschen sein Taschengeld aufbessern möchte, dürfte keine Probleme bekommen. Denn das Sammeln ist hierzulande grundsätzlich gestattet. Wer allerdings als beruflicher Pfandsammler unterwegs ist, braucht ein Gewerbe für diese Tätigkeit. Etwa Senioren, die so ihre Rente aufbessern. Oder Menschen mit geringem Einkommen. Sie sollten ihre Einkünfte aus dem Pfandsammeln in der Anlage G der Steuererklärung „Einkünfte aus Gewerbebetrieb“ angeben. Der Grundfreibetrag für das laufende Jahr 2023 beträgt aktuell 10.908 Euro für Einzelpersonen. Wer weniger als das verdient oder an Pfand sammelt, muss also keine Steuern zahlen.
Wer dagegen bei einem Musikfestival mit dem Flasche sammeln beginnt, dürfte mit seinen Einkünften, wie unsere Beispiel aus Münster und Berlin zeigen - am Ende der Veranstaltung deutlich über dem Freibetrag liegen.
Im Newsletter von 24hamburg.de stellt unsere Redaktion Inhalte aus Hamburg, Norddeutschland und über den HSV zusammen. Täglich um 8:30 Uhr landen sechs aktuelle Artikel in Ihrem Mail-Postfach – die Anmeldung ist kostenlos, eine Abmeldung per Klick am Ende jeder verschickten Newsletter-Ausgabe unkompliziert möglich.