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Kosten für Heizen und Strom deutlich gesunken? Experten warnen: „Droht ein echter Schock“

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Von: Ulrike Hagen

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Auch dank der Preisbremsen sollen die Energiekosten für Haushalte deutlich gesunken sein, so Auswertungen von Vergleichsportalen. Verbraucherschützer relativieren.

Berlin – Verbraucher und Verbraucherinnen können sich über gute Nachrichten freuen: In Deutschland sind die Energiekosten seit dem Höhepunkt der Energiekrise erheblich gesunken, meldeten Check24 und Verivox unisono. Die Energiepreisbremse zeige also Wirkung bei Gas, Strom und Co. – laut übereinstimmenden Analysen der Vergleichsportale fielen die Ausgaben für Heizung, Strom und Benzin zwischen Oktober 2022 und April 2023 im Schnitt bis zu einem Drittel. Verbraucherschützer sehen diese Berechnungen teilweise kritisch.

Das Kraftwerk Walsum und eine Hochspannungsleitung
Die Energiekosten sind deutlich gesunken. © Olaf Döring/imago

Vergleiche zeigen: Energiekosten für Haushalte sinken um fast ein Drittel

Laut der Auswertung des Vergleichsportals Verivox seien die Kosten für Energie derzeit um etwa 29 Prozent niedriger als beim Höchststand im Oktober 2022. In den letzten sechs Monaten, so das Vergleichsportal, seien die Ausgaben für Heizung, Strom und Sprit demnach signifikant gesunken. Auch Check24 meldet einen deutlichen Rückgang der Energiekosten für die Haushalte um 27 Prozent.

Zu Jahresbeginn sah das noch anders aus. Zuerst schienen die drastisch gesunkenen Energiepreise an den Börsen nicht bei den Verbrauchern anzukommen. Das ändert sich nun offensichtlich.

Gas ist um 41 Prozent günstiger, Öl um 36 Prozent: „Vergleiche beziehen sich auf Neukundenpreise“

Energieexpertin Christina Wallraf von der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen relativiert im Gespräch mit 24hamburg.de von IPPEN.MEDIA dennoch die Meldungen über die scheinbar stark gesunkenen Energiekosten für die Verbraucher: „Die Vergleiche bei Strom und Gas beziehen sich anscheinend auf aktuellen Preise für Neukunden am Markt. Dabei befinden sich viele Haushalte noch in Bestandstarifen, und zahlen mehr“, so Wallraf. „Die Preise auf dem Markt haben sich verändert, aber die Kosten für den Verbraucher werden sich nicht im gleichen Ausmaß verändert haben.“

So haben sich die Preise nach den Berechnungen der Vergleichsportale entwickelt:

Energieexperten raten: „Trotz Preisbremse kann sich der Anbieterwechsel lohnen“

„Beim Tanken ist diese Entwicklung ganz klar zu bestätigen“, erklärt Verbraucherzentralen-Expertin Wallraf. Auch der ADAC berichtete jüngst von extrem gesunkenen Preisen für Benzin und Diesel. „Bei Gas, Öl und Strom sind diese Zahlen vorsichtig zu bewerten. Natürlich möchten die Portale mit diesen Hausnummern vor allem Werbung für sich machen.“ Dass aber ein Vergleich des aktuellen Tarifs mit Neukundenangeboten Sinn ergibt, bestätigt auch Christina Wallraf.

„Mit einem Anbieterwechsel können Gas- und Stromkunden teilweise viel Geld sparen.“ Eine Erklärung für die günstigen Neukundenpreisen gibt es natürlich auch. Die Börsenpreise für Strom und Gas sind aufgrund gut gefüllter Speicher und eines verhältnismäßig milden Winters deutlich gesunken. „Darum kann es sich auch trotz Preisbremse lohnen, den Anbieter zu wechseln“, sagt Wallraf.

„Rücklagen bilden“: Abrechnungs-Dienstleister rechnet mit Heizkostenschock 2023

Doch obwohl die Heizkostenabrechnung für dieses Jahr sogar überraschenderweise für viele glimpflich und sogar mit einer Rückzahlung ausgehen wird, wie der Abrechnungs-Dienstleister Ista errechnete: Danach kommt die dicke Rechnung fürs Heizen mit Gas erst noch. Ista rechnet vor, dass auf dem aktuellen Preisniveau von 12 Ct/kWh im günstigsten Fall mit einem Anstieg der Heizkosten um 58 Prozent zu rechnen ist – vorausgesetzt die Verbraucher bleiben bis Jahresende unverändert sparsam und die Temperaturen mild wie im Vorjahr. Im weniger optimistischen Szenario kommt es zu Mehrkosten von bis zu 116 Prozent. Die Musterrechnung für Heizöl zeigt einen Anstieg zwischen 28 und 68 Prozent.

„Vermieter und Mieter sollten die Abschläge unbedingt an das neue Preisniveau anpassen oder entsprechende Rücklagen bilden. Andernfalls droht ein echter Schock mit der Abrechnung für 2023, die im Jahr 2024 den Mietern zugeht“, warnt Ista-Chef Hagen Lessing.

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