Nach internationalem Vorbild: Kommt bald verpflichtendes Trinkgeld nach Deutschland?
In letzter Zeit wurde die Debatte um verpflichtendes Trinkgeld laut. International ist eine Service-Pauschale nicht unüblich. Sollte das zum Standard werden?
München – Geben Sie regelmäßig Trinkgeld? Die Frage zum Trinkgeld wurde in den vergangenen Tagen zum Thema der Wiener Gastroszene: Eine fixe Servicepauschale eines Lokals am Wiener Naschmarkt war Zündstoff für Diskussionen. Zehn Prozent für den Service waren automatisch berechnet worden, die Gäste reagierten verärgert, wie derstandard.de berichtete. Doch auch in Deutschland, wo Trinkgeld geben freiwillig ist, wird die Debatte laut – gerade die Gastronomie begrüßt festgesetzte Trinkgelder, wie sie andere Länder bereits haben.
Verpflichtendes Trinkgeld: In diesen Ländern ist das Trinkgeld Teil einer Servicegebühr
Während Trinkgeld in manchen Ländern sogar als Beleidigung aufgefasst wird, gibt es viele Länder, die Trinkgeld als Service-Pauschale abrechnen. Laut Business Insider gilt das für folgende Länder:
- Skandinavien: In Finnland, Norwegen und Dänemark ist der Service schon in der Rechnung inklusive. Lediglich in Schweden gilt ein kleiner Aufschlag als angemessen.
- Südeuropa: Eine Servicepauschale ist in den südeuropäischen Ländern Frankreich, Italien und Spanien bereits mit inbegriffen. Bei guter Bedienung kann man trotzdem ein kleines Trinkgeld von fünf bis zehn Prozent on Top geben.
- Schweiz: Auch in der Schweiz ist das Trinkgeld meist in der Servicegebühr enthalten.
- USA: Service-Personal in den USA leben fast nur vom Trinkgeld. Der Stundenlohn ist gering, sodass man in der Regel 15 bis 20 Prozent Trinkgeld gibt.

Laut Umfrage: 78 Prozent der Österreicher sind gegen verpflichtendes Trinkgeld
Eine Online-Umfrage des österreichischen Gourmet- und Weinmagazins Falstaff von letzter Woche (19.05.2023) untersuchte zudem, wie die Österreicher zu verpflichtendem Trinkgeld stehen. Die Debatte in Österreich ist mit der Deutschen vergleichbar. Dabei ging hervor, dass etwa drei Viertel (78 Prozent) der Befragten nicht mit einer Service-Pauschale einverstanden sind und lieber selbst entscheiden möchten, ob und wie viel Trinkgeld sie geben möchten. Von den Befragten geben ebenfalls rund drei Viertel (76,6 Prozent) zehn Prozent Trinkgeld, wenn sie zufrieden waren. Übrigens: Etwa 14 Prozent belohnen guten Service mit 15 Prozent Trinkgeld.
Und was, wenn der Service nicht zufriedenstellend war? Trotzdem Trinkgeld? Fast 65 Prozent der Befragten geben trotzdem einen Tip, selbst wenn sie nicht zufrieden waren. Wer vom Service völlig enttäuscht war, gibt vielleicht auch mal kein Trinkgeld. Im Falle der Umfrage traf dies auf etwa 34 Prozent zu.
Verpflichtendes Trinkgeld in Deutschland – Wie viel Trinkgeld ist angemessen?
Die meisten geben Trinkgeld, vor allem bei gutem Service. Doch wie viel ist angemessen? Nicht nur im Restaurant, sondern auch im Taxi oder beim Friseur gehört es zum guten Ton, Trinkgeld zu geben. Verschiedene Regeln sorgen immer wieder für Verwirrung, etwa, dass das Trinkgeld geringer sein kann, wenn die Rechnung teurer wird, oder dass man kein Trinkgeld geben muss, wenn man einen Haarschnitt etwa vom Chef selbst bekommt. Eine Faustregel gibt es aber trotzdem: Mit etwa zehn Prozent liegt man in Deutschland nie falsch. Wer besonders zufrieden war, kann auch fünfzehn Prozent geben.