Kunden entsetzt: Warum sind Gurken plötzlich so extrem teuer?
Gemüse wie Gurken und Tomaten werden durch die Inflation für einige gerade zum Luxusgut. Die Gründe für die gestiegenen Preise sind vielfältig.
Hamburg – Wohnen, Energie, Lebensmittel – all das wird in Deutschland zunehmend teurer. Zuletzt brachten die steigenden Preise dem Einzelhandel sogar einen Rekordumsatz. Insbesondere Gemüse, wie etwa Gurken, Paprika und Tomaten, wird momentan immer teurer. Die Gründe dafür sind vielfältig.
Inflation in Deutschland: Warum sind Gurken plötzlich so teuer?
Seit Monaten ist die Inflation in Deutschland auf konstant hohem Niveau, auch wenn sie zuletzt im Vergleich zum Jahresbeginn einigermaßen stabil blieb. Der altbekannte Preistreiber Energie bekommt nun jedoch von den Lebensmitteln, insbesondere vom Gemüse, Konkurrenz. Wie das Statistische Bundesamt mitteilte, stiegen die Gemüsepreise im Vergleich zum Vorjahr um 10,7 Prozent.
Besonders stark verteuerten sich Gurken mit einem satten Plus von 26,2 Prozent sowie Tomaten (plus 16,9 Prozent). Insgesamt legten demnach die Verbraucherpreise im Schnitt des Jahres 2022 um 7,9 Prozent zu und befeuerten die Inflation.
Die Teuerungen im Überblick:
- Lebensmittel sind 2022 in Deutschland um rund 13,4 Prozent teurer geworden.
- Besonders drastisch stiegen die Gemüsepreise (10,7 Prozent). Am stärksten ist die Preissteigerung bei Gurken und Tomaten (26,2 bzw. 16,9 Prozent).
- Insgesamt sind die Verbraucherpreise im Vergleich zum Vorjahr um rund 7,9 Prozent gestiegen.
- Zum Vergleich: Energie wurde innerhalb eines Jahres um 19,1 Prozent teurer.
Gurken, Tomaten und Co. werden teurer: Lieferengpässe als Grund für Preissteigerung
Geht man im Moment also in den Supermarkt, lässt man deutlich mehr Geld für die gleichen Produkte liegen als ein Jahr zuvor. Zuletzt sorgten Gurkenpreise von 3,29 Euro das Stück bei Edeka für Entsetzen. Grund für solche Summen sind unter anderem Lieferengpässe im Lebensmitteleinzelhandel, wie das Münchner Ifo-Institut am Dienstag (14. März) bekannt gab. Demnach hätten im Februar 85,7 Prozent der befragten Unternehmen von solchen Lieferschwierigkeiten berichtet.

Ein wichtiger Grund für Lücken im Supermarktregal sind nach Einschätzung der Experten schwierige Verhandlungen zwischen Herstellern und Händlern um Preise und Konditionen bei Lebensmitteln. Hersteller könnten Lieferstopps als „Druckmitteln in diesen Verhandlungen“ nutzen, während Händler gleichzeitig Produkte bestimmter Hersteller aus dem Sortiment nähmen, wie zuletzt auch Edeka.
Preissteigerung bei Gurken: Gemüseangebot aus den Niederlanden bleibt aus
„Angebot und Nachfrage – das ist das eiserne Gesetz des Marktes, das für die Preisbildung entscheidend ist“, wie ein Sprecher des Deutschen Bauernverbandes gegenüber dem RND die Lage einschätzt. „Da das Angebot an Gurken in ganz Europa derzeit gering ist, sind die Preise hoch.“
Hinzukomme, dass im März eigentlich ein größeres Gemüseangebot aus den Niederlanden vorherrsche. Die Bauern dort hätten allerdings wegen der hohen Energiepreise entweder die beheizten Gewächshäuser noch nicht in Betrieb genommen oder etwas später angepflanzt, so der Sprecher weiter. Sobald diese Ernte in den deutschen Supermärkten ankomme, würden die Preise für Gurken und Co. auch wieder sinken. Das könne allerdings noch „eine gewisse Zeit brauchen.“
Inflation in Deutschland: Hohe Energiepreise lassen auch Gurken teurer werden
Dass Bauern wegen der hohen Energiepreise später oder im geringeren Umfang ihr Gemüse anbauen und damit die Preise für eben diese Erzeugnisse in die Höhe getrieben werden würden, zeige laut dem Konjunkturforscher Sebastian Dullien, dass „sich die unterliegenden Inflationstreiber verschieben.“ Nun sind es also Produkte wie die Gurke, die die Preise weiter in die Höhe treiben.
Die indirekten Effekte der hohen Energiekosten treten nun in den Vordergrund.
Dazukommt, dass Gurken, Tomaten und Co. in Deutschland schlicht noch nicht Saison haben. Dies ist erst im Frühsommer der Fall. Anbaugebiete wie Spanien hatten zuletzt mit Wetterproblemen zu kämpfen, die ebenfalls Schuld an den hohen Supermarktpreisen sind. Die Situation im Süden habe sich allerdings wieder beruhigt, so ein Rewe-Sprecher gegenüber dem RND.
Preissteigerung bei Gurken und Co.: Könnte heimischer Obst- und Gemüseanbau zurückgehen?
Bauernverbandspräsident Joachim Rukwied mahnt allerdings auch davor, dass der Anbau von heimischem Obst und Gemüse deutlich zurückgehen könne. Und zwar dann, wenn tatsächlich nach EU-Vorschlägen weniger Pflanzenschutzmittel zum Einsatz kommen sollten. „Dann werden die Preise für Lebensmittel noch weiter steigen“, sagte er dem RND. Auch der seit Oktober angehobene Mindestlohn wirke sich auf die Preise aus. Rukwied stellt klar: „Unsere Bauern brauchen diese höheren Preise, um überhaupt weiter wirtschaften zu können. Diese politischen Vorgaben machen die Lebensmittel teuer.“
Indes bekräftigt die Verbraucherorganisation Foodwatch ihre Forderung nach einer Streichung der Mehrwertsteuer auf Obst und Gemüse. Damit würde die Bundesregierung Menschen mit wenig Geld sofort entlasten. Im Gegensatz zu dieser Einkommensschicht haben im Übrigen einige Firmen die Inflation für eine Gewinnsteigerung genutzt. (mef/dpa/afp)