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Lidl stoppt Tabakverkauf in Dänemark – so regelt es Deutschland

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Von: Stella Henrich

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Der Discounter Lidl schmeißt in Dänemark Zigaretten aus den Supermarktregalen. Mit dem Verkaufsstopp soll ein Zeichen gesetzt werden.

Syke – Zigaretten an der Supermarkt-Kasse, ein gewohntes Bild. Doch in Dänemark wohl nicht länger: Der Lebensmitteldiscounter Lidl hat ein Verkaufs-Stopp in Deutschlands Nachbarland angekündigt. Die erste tabakfreie Filiale werde in Hjørring eröffnet, alle weiteren neuen Geschäfte würden von Anfang an keinen Tabak verkaufen, berichtet die Lebensmittel-Zeitung (LZ).

In den Niederlanden verkauft Lidl seit dem Herbst 2021 keine Tabakwaren mehr. Jetzt soll Dänemark diesem Beispiel folgen.

Lidl stoppt Tabakverkauf: Zigaretten fliegen aus den Regalen

Konkret bedeutet das für die Verbraucher in Dänemark, dass sie bei Lidl bald bis keine Zigaretten mehr kaufen können. Denn der Discounter will bis 2028 alle seine 139 Filialen rauchfrei machen und sich vom Verkauf von Zigaretten und anderen Tabakartikeln komplett verabschieden. Schon jetzt wird dem Bericht der LZ zufolge ein Fünftel der Zigarettenpackungen aus den Lidl-Regalen entfernt. 

Was bereits in Holland funktioniert und bald auch in Dänemark gilt, könnte auch Folgen für andere Länder haben. Ist Deutschland eventuell das nächste Land, in dem Lidl den Verkauf von Tabakprodukten stoppt? Das wäre nicht nur für die Verbraucher, die gern an der Discounter-Kasse nochmal bei den Packungen von Marlboro, Goldfield Red oder dem Drehtabak zugreifen, eine Umstellung.

Lidl stoppt in Dänemark den Verkauf von Zigaretten: So regelt es Deutschland

Der Verkaufstopp in Deutschland hätte auch direkte Auswirkungen auf den Fiskus. Denn der Staat verdient schließlich gutes Geld mit der Sucht von Rauchern. Das Finanzministerium beziffert die jährlichen Einnahmen aus der Tabaksteuer auf rund 14,7 Milliarden Euro. Wobei die Einnahmen – auf das Jahr betrachtet – in den letzten Jahren eher rückläufig waren. Sicher auch ein Grund dafür, warum die Tabaksteuer seit Beginn 2023 gestiegen ist.

Eine der dicksten Steuerquellen des Staates

Die Tabaksteuer gehört mit zu den dicksten Steuerquellen des Bundes und landet nach der Energiesteuer und dem Solidaritätszuschlag auf Platz drei. Im ersten Quartal dieses Jahres nahm Deutschland damit rund 2,8 Milliarden Euro ein. Im Vorjahresquartal waren es immerhin rund 2,4 Milliarden Euro. (Quelle: Bundesministerium für Finanzen, Steuereinnahmen Stand 19. April 2023).

Im Vergleich dazu nahm das Finanzministerium im ersten Quartal 2023 mit der Energiesteuer rund 4,4 Milliarden Euro und dem Solidaritätszuschlag etwa 2,9 Milliarden Euro im gesamten Bundesgebiet ein.

Bidl zeigt Person, die an Zigarette zieht.
Rauchen ist ungesund. Dennoch greifen viele Verbraucher regelmäßig zur Zigarette. (Symbolbild) © imago

Lidl stoppt Tabakverkauf: Deutscher Fiskus bittet Raucher mehr zur Kasse

Der deutsche Fiskus rechtfertigt die „Anpassung“ der Steuertarife für Tabakprodukte mit dem „Gesundheitsschutz für Jugendliche und Heranwachsende“. Erstmals werden auch Liquids besteuert. So soll die Steuer für zehn Milliliter Liquid erst auf zwei Euro plus 19 Prozent Mehrwertsteuer steigen, dann auf 2,60 Euro plus Mehrwertsteuer und ab 2026 soll die Steuer dann auf 3,20 Euro plus Mehrwertsteuer angehoben werden, berichtet Südkurier.de. Eine Forderung, die das Aktionsbündnis für Nichtrauchen schon lange an die Politik hat. Denn bislang wurde laut dem Bündnis auf Liquids nur die Mehrwertsteuer erhoben.

Die neue Tabaksteuer: Alles, was für eine Zigarette gehalten wird, wird jetzt besteuert

Wer raucht, wird zur Kasse gebeten: Seit Januar 2023 kommen auf den Durchschnittspreis von 7,60 Euro pro Schachtel zehn Cent an Steuer obendrauf; er liegt also nun bei 7,70 Euro. Bis 2026 soll laut Finanzministerium eine „regelmäßige, moderate Erhöhung der Tarife für Zigaretten und Feinschnitt erfolgen“. Pro Jahr soll die Steuer für eine Packung Zigaretten mit 20 Stück durchschnittlich um etwa acht Cent steigen. Die Steuer für Feinschnitt, also Tabak, der zum Beispiel für das Selbstdrehen von Zigaretten benutzt wird, soll pro Jahr im Durchschnitt etwa 13 bis 16 Cent steigen. 2025 und 2026 werden Zigaretten dann jeweils um 15 Cent pro Packung teurer.

Auch für Verdampfer, sogenannte „Heat-not-Burn“-Produkte, soll der höhere Steuersatz gelten. Das Finanzministerium teilt mit, dass die steuerliche Anpassung aufgrund des bestehenden Gefährdungspotenzials nikotinhaltiger Produkte und Substanzen auch aus Gründen des Gesundheits- und Jugendschutzes geboten sei. Heat-not-Burn-Produkte würden daher steuerlich mit Zigaretten gleichgestellt: „Was die Verbraucher*innen für eine Zigarette halten, wird ab dem 1. Januar 2022 auch wie eine Zigarette besteuert.“

E-Zigaretten werden erstmals mit dem „Tabakmodernisierungsgesetz“ besteuert. Laut Finanzministerium gilt: „Für nikotinhaltige Liquids zur Verwendung in E-Zigaretten wird der Steuertarif in den Jahren 2022 (ab Juli) und 2023 zunächst 0,02 Euro pro Milligramm Nikotin betragen. Erst ab 2024 wird der Steuertarif auf 0,04 Euro pro Milligramm Nikotin erhöht.“

Lidl stoppt Tabakverkauf: Kampf gegen Krebs wichtiger als Umsatzeinbußen

In Holland habe Lidl aktiv dazu beigetragen, eine Nicht-Raucher-Generation möglich zu machen, erklärte das Unternehmen bei Einführung des Verkaufsstopps in den Niederlanden im Jahr 2021. Lidl kommt damit als erste Handelskette einem von der Regierung angekündigten Verkaufsverbot für Supermärkte zuvor: Ab 2024 dürfen Tabakwaren in den Niederlanden nur noch an Tankstellen sowie in Fachgeschäften, Zeitungskiosken und anderen dafür lizenzierten Läden angeboten werden. Seit diesem Jahr ist auch der Verkauf im Internet verboten. Zudem muss man wissen, dass Rauchen von Zigaretten und anderen Tabakwaren in den Niederlanden nur in extra dafür abgetrennten Räumen erlaubt ist.

In Dänemark sollen alle jungen Leuten, die nach 2010 geboren wurden, nicht mehr rauchen dürfen. So der Plan der dänische Regierung. Denn offenbar qualmen die (jungen) Dänen zu viel. Derzeit gilt für Tabakprodukte in Dänemark ein Mindestverkaufsalter von 18 Jahren. Lidl sieht sich mit seinem Vorhaben, den Tabakverkauf im Nachbarstaat zu stoppen, dem Bericht der LZ zufolge auf dem richtigen Weg in eine rauchfreie Zukunft. Angeblich sei dem Discounter der Kampf gegen Krebs wichtiger als Umsatzeinbußen, berichtet derwesten.de und beruft sich dabei auf eine dänische Nachrichtenagentur.

Auf eine Anfrage von kreiszeitung.de von IPPEN.MEDIA, ob Lidl auch in Deutschland Tabakwaren aus den Regalen wirft, antwortete eine Pressereferentin: „Derzeit planen wir keine Veränderungen bei dem Angebot unseres Tabaksortiments.“ Ob sich das irgendwann ändern wird, wird sich zeigen.

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