Kommt die Corona-Impfung für Babys und Kleinkinder? Biontech nimmt Hürde
In Kürze können Eltern U5-Kinder gegen das Coronavirus impfen lassen. Biontech/Pfizer preschen in den USA vor. Was heißt das für Deutschland?
Hamburg/Washington D.C. – Dieses Thema weckt Emotionen: Seit Dezember empfiehlt die Stiko auch für Kinder ab fünf Jahren eine Impfung gegen das Coronavirus. In Deutschland haben knapp 18 Prozent der fünf bis Elfjährigen und 64 Prozent der Zwölf bis 17-Jährigen bislang eine Erstimpfung erhalten. Tendenz steigend! Dabei gibt es bei den grundsätzlichen Impfungen aller Deutschen mitten in der Omikron-Welle ein starkes Ost-West-Gefälle: Während zum Beispiel in Hamburg 81 Prozent der Einwohner eine Erstimpfung bekommen haben, sind es in Sachsen gerade mal knapp 63 Prozent, zeigt das digitale Impfquotenmonitoring zur Covid-19-Impfung des RKI. Die Kinder-Impfquote ist bundesweit ebenfalls unterschiedlich:
Kinder-Impfquote (5-11 Jahre, Erstimpfung, Stand: 31.1.) | 17,9 Prozent |
Kinder-Impfquote (5-11 Jahre, Zweitimpfung, Stand: 31.1.) | 9,4 Prozent |
Kinder-Impfquote (12-17 Jahre, Erstimpfung, Stand: 31.1.) | 63,6 Prozent |
Kinder-Impfquote (12-17 Jahre, Zweitimpfung, Stand: 31.1.) | 58,8 Prozent |
Kinder-Impfquote (12-17 Jahre, Booster-Impfung, Stand: 31.1.) | 21,1 Prozent |
Corona-Impfung für Kinder: Stiko hat keine Bedenken
Die Ständige Impfkommission (Stiko) empfiehlt die Impfung derzeit für Fünf- bis Elfjährige, die wegen Vorerkrankungen ein erhöhtes Risiko für einen schweren Krankheitsverlauf haben. Außerdem wird die Impfung empfohlen, wenn Angehörige oder andere Kontaktpersonen der Kinder ein hohes Risiko haben, etwa weil sie aus medizinischen Gründen nicht geimpft werden können. Auch wenn es keine allgemeine Impfempfehlung für die Altersgruppe fünf bis elf Jahre gibt, weist die Stiko darauf hin, dass die Impfung auf Wunsch der Kinder, der Eltern oder Sorgeberechtigten nach ärztlicher Aufklärung erfolgen kann. Übrigens: Kinder können sich sogar gegen den Willen der Eltern impfen lassen.

Corona-Impfung für Babys und Kleinkinder: Biontech nimmt wichtige Hürde
Nun könnte auch für Kinder unter fünf Jahren alles ganz schnell gehen: Wie die Washington Post berichtet, könnte am Dienstag die Notzulassung für den Corona-Impfstoff „Comirnaty“ von Biontech/Pfizer folgen – bislang aber nicht in Deutschland, sondern nur in den USA. Noch im Februar könnte der U5-Impfstoff demnach verfügbar sein. Der Antrag werde der Zeitung zufolge am Dienstag bei der zuständigen Food and Drug Administration (FDA) eingereicht. Das Mindestalter der Kinder soll demnach sechs Monate betragen. Offiziell bestätigt wurden diese Angaben bislang nicht: Weder Biontech/Pfizer noch die FDA haben eine Anfrage der Nachrichtenagentur Reuters reagiert. Wann auch die EU bzw. Deutschland folgen könnte? Also noch völlig unklar!
Coronavirus und Kinder: Wer haftet bei Impfschäden?
Gesundheitliche Schäden nach Impfungen sind grundsätzlich selten. Treten sie dennoch auf, gilt für die Covid-Impfung nach dem Infektionsschutzgesetz, „dass für alle gesundheitlichen Schäden, die im Zusammenhang mit Schutzimpfungen eingetreten sind, die auf Grundlage der Coronavirus-Impfverordnung seit 27. Dezember 2020 vorgenommen wurden, bundeseinheitlich ein Anspruch auf Entschädigung besteht“. Das gelte auch für Kinder-Impfungen, schreibt das Bundesgesundheitsministerium auf seiner Webseite. Nur bei sogenannten „off-label-Kinder-Impfungen“ gilt die Staats-Haftung laut Bundesgesundheitsministerium nicht.
Das ist über Nebenwirkungen Corona-Impfungen bekannt
Schwere Nebenwirkungen bei Corona-Impfungen sind insgesamt sehr selten. Typische Beschwerden nach einer Impfung sind laut Deutscher Gesellschaft für Immunologie (DGfI) Schmerzen an der Einstichstelle, Abgeschlagenheit und Kopfschmerzen, Muskelschmerzen, Schüttelfrost und Fieber. Weitere bekannte Nebenwirkungen:
- Herzmuskelentzündungen:
Die sogenannte „Myokarditis ist eine relevante Nebenwirkung“, sagt der Vorstandsvorsitzende der Deutschen Herzstiftung, Thomas Voigtländer. Myokarditis oder Perikarditis als Impfreaktionen seien sehr selten. „Wir sprechen hier von knapp fünf Fällen bezogen auf 100.000 Impfungen.“ Herzmuskelentzündungen auch nach Impfung mit Biontech verliefen zudem in der Regel mild und heilten in nahezu allen Fällen aus. Die Verdachtsmeldungen betrafen hauptsächlich die beiden mRNA-Impfstoffe und überwiegend männliche Jugendliche. Dem Sicherheitsbericht zufolge wurden 15 Todesfälle im zeitlichen Zusammenhang mit der Covid-19-Impfung genannt. - Thrombosen:
Im Frühjahr vergangenen Jahres sorgten Berichte über sehr seltene Thrombosen für Aufregung – das Thrombose-mit-Thrombozytopenie-Syndrom (TTS). Diese Blutgerinnsel treten oft an ungewöhnlichen Stellen auf, etwa im Gehirn, Betroffene haben gleichzeitig eine verminderte Anzahl von Blutplättchen. Der Fall einer Frau sorgte für Aufsehen: Sie landete nach Astrazeneca-Impfung mit Verdacht auf Hirnthrombose im Krankenhaus. „Diese Erkrankung ist eine seltene, aber potenziell gefährliche Nebenwirkung von vektorbasierten Sars-CoV-2-Impfstoffen“, betont die Gesellschaft für Thrombose- und Hämostaseforschung (GTH). Die Meldungen betrafen überwiegend die Vektorimpfstoffe von Astrazeneca und Johnson & Johnson. Frauen waren überdurchschnittlich oft betroffen. - Allergische Reaktionen:
Anaphylaktische Reaktionen traten bei allen vier zugelassenen Impfstoffen auf, allerdings waren auch sie sehr selten. Die Melderate betrug bis Ende November weniger als ein Fall pro 100.000 Impfdosen. Sie ist bei Frauen etwas höher als bei Männern und bei der ersten Impfdosis höher als bei den Folgeimpfungen. - Nervenschäden:
Das Guillain-Barré-Syndrom (GBS) ist eine sehr seltene Autoimmunerkrankung des Nervensystems. Die Melderate nach einer Impfung mit einem der beiden Vektorimpfstoffe lag laut Sicherheitsbericht niedriger als eine Meldung pro 100.000 Impfdosen.
(jkk mit dpa) *24hamburg.de ist ein Angebot von IPPEN.MEDIA.