Tschüss, Heuschnupfen: Warum Sie genau jetzt mit einer Allergie-Impfung anfangen sollten
Derzeit können Heuschnupfen-Geplagte durchatmen. Dabei ist es jetzt höchste Zeit, etwas gegen die Pollenallergie zu unternehmen. Mit einer Immunimpfung oder Hyposensibilisierung.
Berlin – Wer denkt bei Sibirischer Kälte, die zuerst durch das Land zog und Glatteis, das dann ganz Norddeutschland lahm legte, schon an Heuschnupfen? Dabei ist genau jetzt der richtige Zeitpunkt für Pollenallergie-Geplagte, an das nächste Frühjahr zu denken und Vorkehrungen zu treffen: mit einer ursächlichen Behandlungsform des Heuschnupfens – der spezifischen Immuntherapie mit Allergenen (SIT) oder auch Hyposensibilisierung. Studienergebnisse zeigen, dass eine Behandlung Allergiesymptome um bis zu 85 Prozent reduzieren kann – und das bis zu zehn Jahre.
Tschüss, Heuschnupfen: Warum Sie jetzt mit der Hyposensibilisierung anfangen sollten
Husten, laufende Nase, tränende Augen, Juckreiz, Abgeschlagenheit, Atemprobleme – manche Allergie-Symptome ähneln denen einer Erkältung oder sogar Omikron-Symptomen: Heuschnupfen macht Betroffenen fies zu schaffen. Etwa zwölf Millionen Menschen, also etwa 15 Prozent der hiesigen Gesamtbevölkerung, leiden in Deutschland an Pollenallergien, so das Robert Koch-Institut (RKI). Das berichtet kreiszeitung.de.
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Und es ist zu erwarten, dass die Zahlen noch kräftig anziehen werden, denn Ärzte warnen vor der Zunahme von schweren Allergien bei Kindern. Allergien sind europaweit auf dem Vormarsch: Bereits in 15 Jahren könnte jeder zweite Europäer an einer allergischen Erkrankung leiden, schätzt die European Academy of Allergy and clinical Immunology (EAACI)

Beruhigend darum die Nachricht, dass sich Heuschnupfen richtig und effektiv behandeln lässt. Die Hyposensibilisierung wird dabei als einzige ursächliche Behandlungsmethode von Allergien von der Weltgesundheitsorganisation WHO anerkannt und empfohlen.
Heuschnupfen: Was ist die Hyposensibilisierung oder Immunimpfung?
Die Hyposensibilisierung – auch spezifische Immuntherapie (SIT) oder Desensibilisierung genannt – ist dabei die einzige Therapie, die die Ursache direkt bekämpft. Die Methode setzt allerdings voraus, dass der Allergieauslöser bekannt ist. Die Hyposensibilisierung, umgangssprachlich Sensibilisierung genannt, dauert in der Regel drei Jahre.
Insbesondere bei Allergien gegen Gräserpollen, Frühblüher wie Birke, Hasel und Erle, Hausstaubmilben sowie Wespen- und Bienengift gilt die Methode als besonders erfolgreich. Oft ist die Therapie bei Kindern ab fünf Jahren besonders wirksam, bei Insektengiftallergien bereits ab zwei Jahren.
Immuntherapie gegen Heuschnupfen: Wie funktioniert die Hyposensibilisierung?
- Subkutane Immuntherapie (SCIT): Eine geringe Dosis der Allergen-Lösung wird ins Fettgewebe im Oberarm gespritzt. Die Dosis wird langsam gesteigert und das Immunsystem so umprogrammiert, dass der Körper bei erneutem Kontakt in der Pollensaison nicht mehr mit Schnupfen oder sogar Asthma reagiert. Einmal wöchentlich werden dem Betroffenen die Allergene gespritzt. Ein Zyklus dauert etwa 15 Wochen. Die gesamte Therapie dauert drei bis fünf Zyklen, also drei bis fünf Jahre. Begonnen wird sie im Herbst oder Frühwinter, wenn die Pollenkonzentration am geringsten ist. Wichtig: Die Behandlung darf nicht frühzeitig beendet werden, da der langfristige Erfolg sonst ausbleibt.
- Sublinguale Immuntherapie (SLIT): Die sogenannte sublinguale Therapie ist eine Alternative zum Spritzen. Hier werden Tröpfchen in aufsteigender Dosierung oder eine Tablette unter die Zunge gelegt und geschluckt. Die Allergene gelangen dabei über die Mundschleimhaut ins Blut. Auch diese Therapie dauert drei Jahre und beginnt in der kalten Jahreszeit. Im Gegensatz zur Hyposensibilisierung mit Spritzen findet die Einnahme der Allergene ohne Pause drei Jahre am Stück statt. Die Patienten dürfen die Therapie dabei allerhöchstens eine Woche aussetzen. Vorteil: Der Patient kann die Tropfen oder Tabletten morgens zu Hause einnehmen. Nachteil: Der Langzeiteffekt ist aktuell noch wenig untersucht.
Hyposensibilisierung: Erschöpfung ist eine häufige Nebenwirkung
Grundsätzlich gilt die spezifische Immuntherapie (SIT) oder Hyposensibilisierung als gut verträglich. Dennoch können Nebenwirkungen auftreten:
- Rötung und Schwellung an der Einstichstelle
- Juckreiz
- Müdigkeit und Erschöpfung
- Nervosität
- Kopfschmerzen
- Atembeschwerden
- Nesselsucht
- Übelkeit, Kreislaufprobleme und anaphylaktischer Schock (sehr selten)
Last-Minute-Therapie für Spätentschlossene: Kurzzeit-Hyposensibilisierung
Grundsätzlich gilt: Eine Immuntherapie sollte vor der Blütephase des betreffenden Allergens beendet sein. Für Spätentschlossene gibt es aber dann noch die Kurzzeit-Hyposensibilisierung. Bei der Kurz-SCIT erhöht der Arzt die Allergendosis schneller, in insgesamt weniger Injektionen – und ist nach etwa vier bis sieben Wochen abgeschlossen. Auch die Kurzzeit-Hyposensibilisierung wird jedoch in drei aufeinanderfolgenden Jahren durchgeführt.
Erstaunlich: Nur sieben Prozent der Heuschnupfen-Patienten und fünf Prozent der Asthmatiker erhalten eine Hyposensibilisierung, belegen Zahlen des Ärzteverbandes Deutscher Allergologen (AeDA) – und das, obwohl die WHO diese Allergie-Impfung empfiehlt.