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Keine Musik in Aldi-Filialen: Welcher Grund dahinter steckt

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Von: Jason Blaschke

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Die zwei Discounter-Riesen Aldi Süd und Lidl spielen in allen ihren Filialen bewusst keine Musik ab. Ein Experte verrät, weshalb das so ist.

Die einen stört sie ganz gewaltig, andere finden sie vielleicht sogar angenehm: die Hintergrundmusik (auch ‚Instore Radio‘), welche in Supermärkten, Baumärkten oder auch Möbelhäusern ertönt und die Kauflaune der Kunden beeinflussen soll. So manche Händler verwenden viel Energie in die Auswahl der richtigen Titel. Oft wird in verschiedenen Abteilungen sogar unterschiedliche Musik – an die Produkte angepasst – abgespielt. Doch zwei große Konzerne verzichten laut HEIDELBERG24 ganz bewusst auf die Marketing-Masche mit der Musik: Aldi und Lidl.

Um die Gründe dafür zu verstehen, muss bekannt sein, was die Musik im Hintergrund eigentlich genau bewirken soll. Ziel sei es, die Kunden in eine bestimmte Stimmungslage zu versetzen und darin zu halten, sagt Psychologe Jens Lönneker, Geschäftsführer vom Marktforschungsinstitut Rheingold Salon aus Köln im Gespräch mit t-online zum Einsatz von Musik in manchen Kaufhäusern. „Diese Stimmungslagen sind eher der Hintergrund des Geschehens. Sie wirken aber nicht bewusst.“

Aldi: Keine Musik im Discounter – deshalb wird sie überhaupt eingesetzt

Die „bewusste Aufmerksamkeit“ werde anderen Dingen gewidmet. „Je nachdem, in welchen Geschäften Sie sich befinden, werden Sie auch durch eine besonders ausgewählte Musik beeinflusst“, erklärt Lönneker weiter. Doch worin liegt dann der Nutzen solcher Musiktitel? Die Antwort: In der Kaufintention der Kunden. Im Vergleich zu Discountern wie Aldi Süd oder Lidl haben diese Märkte ein umfangreicheres Sortiment, oft höhere Preise und setzten auf einen besonderen Effekt: die Inspiration der Kunden.

UnternehmenAldi
ZugehörigkeitDiscount-Einzelhandelskette
HauptsitzEssen, Nordrhein-Westfalen
GründerKarl Albrecht, Theo Albrecht
DachorganisationALDI Einkauf GmbH & Co. oHG

Was sich erst einmal wie psychologischer Blödsinn anhört, ist für riesige Geschäfte eine knallharte Marketingstrategie. Denn viele Verbraucher kaufen laut Lönneker ganz bewusst in großen Geschäften ein, um sich von den Angeboten inspirieren zu lassen. Der Experte fasst es als „Flanier-Verfassung“ zusammen und ergänzt dazu: „Die Kunden wollen das Einkaufen zelebrieren. Und dafür brauchen Sie die entsprechende Stimmung, die über die richtige Musik hervorgerufen wird.“

Aldi: Keine Musik im Discounter – Experte verrät Grund dafür

Die großen Discounter Aldi und Lidl fahren stattdessen eine andere Strategie. Im Gegensatz zu großen Kaufhäusern ist deren Sortiment wesentlich kleiner und zielt auf eine andere Kundschaft ab. „Kunden erwarten nicht, im Discounter inspiriert zu werden oder ein Einkaufserlebnis zu haben – sie wollen einfach die benötigten Produkte einkaufen und gegebenenfalls noch das ein oder andere Schnäppchen machen“, fasst Lönneker zusammen. Das sei eher die „Schnäppchen-Verfassung“.

Zudem beruhe der Grundgedanke der Discounter auf der ‚Umschlagsgeschwindigkeit‘. Das Flanieren und sich inspirieren zu lassen, steigere die Umsätze weniger, als das bloße Zugreifen von Produkten in größerer Stückzahl. Der komplett andere Ansatz von Lidl und Aldi in Bezug auf die Marketingstrategie könnte den Einsatz von Musik sogar kontraproduktiv machen – Kunden könnten sich von der Musik gestört fühlen. Mehr noch, die Musik würde die Discounter unnötig viel Geld kosten.

Aldi: Keine Musik im Discounter – Konzerne sparen eine Menge Geld

Denn wer Musiktitel von Künstlern öffentlich abspielt, muss GEMA-Gebühren abführen. Alle Konzerne, die Musik über Lautsprecher in ihren Filialen abspielen, sind verpflichtet, die Gebühren dafür an die Gesellschaft für musikalische Aufführungs- und mechanische Vervielfältigungsrechte zu entrichten. Das wiederum lohnt sich für die Konzerne bloß, wenn die Musik auch wirklich einen Nutzen hat und die Umsätze steigert. Doch manchmal wäre ein bisschen besänftigende Musik vielleicht gar nicht so schlecht.

Denn erst kürzlich rastete eine Aldi-Kundin völlig aus und zerlegte ein komplettes Schnapsregal. Ein anderer Kunde wiederum war nicht von Musik genervt, sondern von der Tatsache, dass Aldi kein Katzenfutter mehr vorrätig hatte, was beim Kunde eine krasse Reaktion auslöste. Nicht krass, aber überraschend ist auch die Tatsache, dass ganz bestimmte Lidl-Produkte seit Januar nicht mehr verkauft werden. Weshalb das so ist und was Kunden ab sofort beachten müssen, verrät echo24.de im eben verlinkten Beitrag. (jsn)

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