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Hamburger Tierheime: Corona-Zusammenbruch droht

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Von: Fabian Raddatz

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Die Coronavirus-Pandemie und der Lockdown haben einen Haustier-Boom ausgelöst. Dann wurden die Tiere wieder aufgegeben. Hamburgs Tierschützer sind verzweifelt.

Hamburg – Mit einem tierischen Freund durch die Krise? Klingt zunächst nach einer guten Idee. Gesagt, getan – schnell ein Hund besorgt. Doch viele Menschen wird es offenbar erst im Nachhinein klar, dass ein Haustier auch Arbeit, Pflichten und Kosten mit sich bringt. Und darauf haben viele anscheinend keine Lust. Folge: Die Zahl ausgesetzter Tiere in der Corona-Pandemie steigt.

Im Hamburger Tierheim wurden im vergangenen Jahr 1530 mutmaßliche ausgesetzte Haustiere nicht wieder abgeholt. Das sind 270 mehr als noch 2019. Im Corona-Jahr 2020 musste allein Hamburgs größtes Tierheim an der Süderstraße sogar über 10.000 neue Tiere aufnehmen!

Tierheim:Tierheim Hamburg
Adresse:Süderstraße 399, 20537 Hamburg
Öffnungszeiten:Mo, Mi-Do: 10-16 Uhr, Sa + So: 9-12 Uhr, Dienstag: geschlossen
Telefon-Nummer:040 2111060

Corona killt Hamburgs Tierheime: Diese Fälle sorgen für Entsetzen

Der sogenannte „Haustier-Boom“, er rollt über die Stadt Hamburg – und die Opfer sind zahlreich. Schon jetzt sorgen Fälle von weggeworfenen Tieren für Entsetzen. Wie im Fall der Katzen-Oma Lilo, die zum Sterben einfach ausgesetzt wurde – und qualvoll verendete. Oder der Hundewelpe, der wie Abfall in der Mülltonne entsorgt wurde. Und dann war da noch der Hamburger Hühner-Horror.

Die Fälle sind grausam und zahlreich. Die Probleme für die Tierschützer häufen sich. „Wir haben auch mit schlimmen Fällen von Animal Hoarding zu kämpfen“, sagt Sven Fraaß, Sprecher des Hamburger Tierschutzvereins. So würden plötzlich viele Tiere auf einen Schlag ins Heim kommen.

Hamburgs Tierschützer kämpfen gegen Welpen-Mafia

Hamburgs Tierschützer kämpfen an allen Fronten – selbst gegen die Mafia. Sven Fraaß: „Die Welpen-Mafia reibt sich in der Pandemie die Hände.“ Immer wieder verhökern skrupellose Verkäufer todkranke Hunde-Welpen. Oft sterben die kleinen Fellnasen. Ein Ende ist nicht in Sicht: Der Handel boomt!

eine Katze guckt traurig aus einem Käfig im Tierheim.
Tierheime schlagen Alarm: Sie befürchten nach der Corona-Pandemie eine Welle von abgegebenen Tieren. Doch auch andere Probleme verlangen den Rettern viel ab. (Symbolbild/24hamburg.de) © Christian Mutter/dpa

Hamburgs Tierheime unter Dauerfeuer – kein Wunder also, dass die Angst vorm Kollaps steigt. Vor allem, wenn die Corona-Pandemie endet und die Tier-Welle die Aufnahme-Einrichtungen komplett killt. Die Tierheime fürchten sich vor der Zeit nach Corona*.

Hamburgs Tierheim: Katzen stapeln sich

„Noch sind wir im grünen Bereich, aber der Knall wird kommen“, ist sich Sven Fraaß sicher. Schon mit Ende des ersten Lockdowns sei die Zahl der verstoßenen Tiere schlagartig gestiegen*. Offenbar empfanden viele Menschen ihre kleinen Lieblinge plötzlich als Last – entsorgen sie herzlos.

Eine betäubte, verdreckte und teils rasierte Katze liegt auf einem Tisch. Im Hintergrund: Hände, die einen Rasierer halten.
So schlimm sah Katze Lilo aus, als sie bei den Hamburger Tierschützern ankam. Später starb sie. © Hamburger Tierschutzverein

Einmal sei es bereits so schlimm gewesen, dass die Katzen im Tierheim in Hundekäfigen gestapelt werden mussten – einfach, weil kein Platz mehr da war. Und das war noch vor der Aufhebung sämtlicher Corona-Einschränkungen.

Tierheime schlagen Alarm!

Lisa Maria Otte, Grüne Bürgerschaftsfraktion Hamburg

Dieser Paukenschlag wurde nun offenbar auch in der Politik gehört. Lisa Maria Otte, Sprecherin für Tierschutz der Grünen Bürgerschaftsfraktion: „Tierschutzvereine in Hamburg und ganz Deutschland schlagen Alarm!“ Es sei damit zu rechnen, dass Tierschutzvereine und Tierheime in Hamburg nach Ende der Pandemie mit einer kaum zu bewältigenden Anzahl von Abgabe- und Fundtieren konfrontiert sein werden.

Corona killt Hamburgs Tierheime: Politik schreitet ein

Um ein Horror-Szenario zu verhindern, hat Rot-Grün nun einen Antrag im Hamburger Senat gestellt, der mehr Geld für Hamburgs Tierheime und Tierschutzvereine vorsieht. Man müsse nun schnell handeln, bevor diese wegen Überfüllung keine Tiere mehr aufnehmen können. Es brauche Unterstützung und logistische Lösungen. Auch die Hamburger CDU nahm den Hamburger Senat in die Pflicht.

Die pandemiebedingte Haustier-Welle ist aber nicht nur ein Hamburger Problem: In fast der Hälfte aller deutschen Haushalte leben Tiere. Nach Angaben des Deutschen Tierschutzbundes hat sich die Anzahl der Haustiere im Pandemie-Jahr 2020 um eine Million erhöht. Der Bund spricht Tierheime in der Pandemie* Unterstützung zu. * 24hamburg.de und fr.de sind ein Angebot von IPPEN.MEDIA.

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