Wut über Hamburger Elterntaxi steigt: „Fahrt doch gleich ins Klassenzimmer“
Vor den Schulen Hamburgs gibts Stress wegen Elterntaxis: Die Polizei beobachtet wilde Park- und Überholmanöver, Anwohner und andere Eltern sind am Limit.
Hamburg – Das Problem Elterntaxis spitzt sich zu: Nach Informationen des Hamburger Abendblatts wird mittlerweile schon ein Drittel aller Schülerinnen und Schüler mit dem Auto der Eltern zur Schule gefahren. Das Aufkommen der Elterntaxis wird in der Hansestadt Hamburg zum Risiko. Die Polizei beobachtet das Geschehen vor Ort tagtäglich.
Spontane Wendemanöver und hohe Geschwindigkeiten unmittelbar vor dem Eingang der Schulen: Die Gefahren, hervorgerufen durch rücksichtslose Elterntaxis, nimmt zu. „Großflächiges Halteverbot und saftige Bußgelder könnten helfen“, nennt ein Facebook-User mögliche Maßnahmen. Maßnahmen, die längst umgesetzt werden: Die Polizei Hamburg ist im Kampf gegen Elterntaxis – das Chaos vor Hamburgs Grundschulen soll unter Kontrolle gebracht werden. Und dennoch ist keine Besserung in Sicht.
Stadt in Deutschland: | Hamburg |
Fläche: | 755,2 km² |
Bevölkerung: | 1,841 Millionen (2019) |
Bürgermeister: | Peter Tschentscher |
Elterntaxis in Hamburg: Polizei beobachtet riskante Überholmanöver und versperrte Fuß- und Radwege
Der Appell der Polizei Hamburg ist unmissverständlich: Angesichts aktueller Szenen vor den Schulen muss den Kindern zugetraut werden, den Schulweg auch ganz ohne Elterntaxi bestreiten zu können. Dass die Elterntaxis für Kinder eine Gefahr sind, ist längst unumstritten. In Hamburg setzt man daher zwischen dem 19. und 30. September 2022 voll und ganz auf eine Aktion namens „Zu Fuß zur Schule“. Das Problem beschäftigt nämlich längst nicht mehr nur Schulen und Passanten, die sich um ihre Sicherheit fürchten.

Berichte häufen sich – der Tenor ist dabei stets derselbe: Die Polizei trifft auf dreiste Elterntaxis – ein Helikoptervater musste zuletzt sogar abgeschleppt werden. Innerhalb kurzer Zeit stauen sich gleich eine Vielzahl von Autos. Es sind Fahrmanöver, die jeglichem Sicherheitskonzept widerstreben. Der Verkehr staut sich, manche Fahrzeuge versuchen plötzlich zu überholen. Andere versperren Fuß- und Radwege oder ganze Kreuzungen. Ein Radfahrer hat für das Verhalten der Eltern nur noch einen markanten Spruch übrig. Dem Abendblatt sagt er: „Fahrt eure Kinder doch gleich ins Klassenzimmer!“
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„Generation unselbstständig“: Immer mehr Schüler werden von Elterntaxis gebracht
Zufolge eines anderen Facebook-Users sind die Kinder heute einfach die „Generation unselbstständig“, die von ihren Eltern über die Maße betüdelt wird. Nicht ganz unwahr: Aus Sorge „helikoptern“ manche Eltern dann sogar auf dem Schulhof, erste Schulen errichten bereits Schutzzäune deswegen.
Ob in Altona, Eimsbüttel oder Harburg: Der Elterntaxi-Stress wird zum Risiko und „die Autofahrenden halten häufig den notwendigen Sicherheitsabstand zu den Radfahrern nicht ein. Manchmal wird das richtig gefährlich“, sagt eine Mutter. In weiser Vorahnung, dass das Hamburger Elterntaxi-Problem Überhand nehmen könnte, gilt vor vielen Schulen das Halteverbot. Dennoch kommt es immer wieder zu Stress – spätestens gegen 7.40 Uhr, 7.45 Uhr, kurz vor Start des Unterrichts.
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Elterntaxis gefährden die Sicherheit vor Hamburgs Schulen
Anstelle die Kinder ein, zwei Straßen vorher aussteigen zu lassen, halten sie unmittelbar vor dem Eingang der Schule. Eltern versperren Wege für Busse oder verabschieden ihre Kinder bei laufendem Motor. Und das ist längst nicht alles: Es kommt zu wilden Wende- und Überholmanövern – und nicht zuletzt zu verstopften Straßen. Anwohner kommen kaum noch durch – Gedränge und Zoff sind vor vielen Schulen am Morgen der Normalzustand geworden.
Nicht alle Elterntaxis sind Helikoptereltern – es gibt auch nachvollziehbare Gründe
Nachvollziehbare Gründe für die Vielzahl an Elterntaxis, die von der Polizei in Hamburg genau beobachtet werden, gibt es bei aller Aufregung aber auch: In den sozialen Netzwerken beklagen viele, dass es oftmals kein gutes HVV-Angebotfür die Schulwege gäbe. Auch der Mangel an Stadtteilschulen wird immer wieder ins Feld geführt: Der Schulweg sei für viele Hamburger Kinder schlicht zu weit, um ihn alleine zu bestreiten.
Ein Facebook-User bringt noch einen weiteren Aspekt ins Spiel: „Hat schonmal jemand darüber nachgedacht, dass vielleicht wegen Corona öffentliche Verkehrsmittel gemieden werden?“ Beim Thema ÖPNV dürften auch Kosten eine Rolle spielen: Immerhin – der HVV arbeitet günstigen an 9-Euro-Ticket-Nachfolgern – vielleicht bremsen die Elterntaxis ein wenig aus.