Tor und Tofu: Erster Fußballverein verkauft nur noch vegane Wurst im Stadion
Nur noch vegane Würstchen im Fußball-Stadion: Für viele Fans purer Albtraum – bei dem englischen Verein „Forest Green Rovers“ Realität: angeblich keine bittere.
Nailsworth – Eine Bratwurst und ein schaumiges Bier gehören für viele Fußball-Fans einfach zu einem ausgelassenen Stadion-Besuch dazu. Bei dem Verein „Forest Green Rovers“ würden Fleischliebhaber mit dieser Einstellung aber nicht weit kommen. Denn der englische Viertligist verkauft im Stadion ausschließlich veganes Essen und veganes Bier – was nicht immer auf Begeisterung bei den Fans gestoßen ist. In den letzten Jahren haben sich die „Forest Green Rovers“ mit weiteren „grünen“ Konsequenzen aber schnell zum nachhaltigsten und ersten klimaneutralen Fußballverein der Welt entwickelt.
Fußballverein: | Forest Green Rovers |
Arena/Stadion: | The New Lawn |
Gründung: | 1889 |
Präsident: | Dale Vince |
Bei englischem Fußball-Club gibt´s nur noch vegane Wurst im Stadion: „Wurden dafür angegriffen“
Besitzer und Präsident des englischen Vereins ist seit mittlerweile zehn Jahren Dale Vince. Er steckt hinter der umweltfreundlichen Entwicklung des inzwischen nachhaltigsten Fußballklubs der Welt. Dafür wurde der 60-Jährige sogar schon mit Preisen von der FIFA und den Vereinten Nationen ausgezeichnet. Er selbst lebt natürlich vegan – doch offenbar hatte seine Ernährungsweise auch starke Auswirkungen auf seinen Verein und dessen Spieler. Dale Vince würde sich in der indischen Stadt Varanasi bestimmt wohlfühlen, die Stadt gilt für Veganer als Paradies, da diese Fleisch verbietet*.
Der englische Viertligist „Forest Green Rovers“ setzt komplett auf Klimaneutralität
Der knapp 180 Kilometer westlich von London gelegene Klub setzt auf Klimaneutralität und hat deswegen die Verpflegung im Stadion komplett umgestellt. Vor fast zehn Jahren wurde rotes Fleisch gänzlich von der Speisekarte verbannt und auch alle anderen tierischen Produkte zogen daraufhin langsam nach. „Dabei mussten wir mit Traditionen brechen, denn die traditionelle Stadionwurst gibt es bei uns nicht mehr, stattdessen nur noch veganes Essen und auch veganes Bier“, erzählt Klubbesitzer Dale Vince gegenüber dem Spiegel. Auf veganes Essen setzte auch eine Frau aus Manchester City beim Tauben füttern – musste dafür jedoch eine hohe Strafe zahlen.
Spott für veganes Essen im Stadion: „Aber ohne Eier steigt ihr niemals auf“
Fußball hat Vinces Meinung nach viel mit Tradition zu tun, deswegen stellte die Anpassung des Essens am Anfang wohl die größte Barriere dar. „Wir wurden von Fans dafür angegriffen, nichts war gut genug“, gibt der 60-jährige Chef zu, „Aber wir sind das beste Beispiel dafür, dass man Fans mit veganem Essen überzeugen kann“, fährt er fort. Denn ihm zufolge sind viele Spieler dadurch selbst zu Veganern oder Vegetariern geworden und haben ihre Familien überzeugt. „Und die Fans genauso“, schließt der 60-Jährige „Spiegel“ zufolge. Alle wohl nicht ganz, das zeigen Kommentare auf Facebook und Co. zu Statements des grünen Vereins. „Voll widerlich“ ist einer davon, andere entrüsten sich: „Was hat das noch mit Fußball zu tun? Bratwurst und Bier gehören einfach dazu!“. Andere können immerhin noch scherzen: „Aber ohne Eier steigt ihr niemals auf“ wird als Kommentar dann auch mit vielen Lach-Smileys versehen. Na, Gott sei Dank – das Lachen geht also doch noch bei veganer Stadionverpflegung.

Tatsächlich ist das rundum vegane Essensangebot im Stadion nicht nur umweltfreundlicher, sondern wohl auch deutlich lukrativer. „Wir verkaufen nun viermal so viel Essen wie vorher“, berichtet Vince stolz und nennt sein hochgestecktes Ziel: „Wir wollen damit die Welt verändern.“ Die Welt hin zu einem umweltfreundlicheren Ort verwandeln will auch ein Politiker, der große Hunde abschaffen möchte, da diese „so klimaschädlich wie SUVs“ seien*.
Veganer Fußballverein: „Forest Green Rovers“ ist nachhaltigster Fußball-Club der Welt
Um die Welt zu verändern, kann es natürlich nicht bei veganem Essen bleiben. Die „Forest Green Rovers“ wurden zum nachhaltigsten Fußballverein der Welt, indem sie ihren Rasen mit Regenwasser gießen und diesen von solarbetriebenen Mähern pflegen lassen. Außerdem werden die Spieler in einem Elektrobus zu Auswärtsspielen gefahren, ihre Trikots bestehen aus recyceltem Plastik, Kaffeesatz und Bambusfasern – die kommen laut Dale Vince bei den Fans sogar richtig gut an, schließlich halten sie auch länger als herkömmliche Plastik-Trikots.
Darüber hinaus werde der Fußballklub zu 100 Prozent von erneuerbaren Energien versorgt, 20 Prozent würden dabei von Solarpanels auf dem Stadiondach produziert, erzählt der Vereinschef. Deswegen sieht er sich und seinen Klub als „Botschafter des grünen Fußballs“, äußert er gegenüber dem Spiegel.
Dirk Zingler von FC Union Berlin wettert gegen vegane Würstchen in seinem Fußballstadion: „Werden nicht jeden Wunsch erfüllen“
Wird „grüner“ Fußball auch in Deutschland Einzug erhalten? Dem Präsidenten des 1. FC Union Berlin nach zu urteilen, ist damit zumindest bei seinem Verein vorerst nicht zu rechnen. Dirk Zingler zufolge hat „Union eine eigene Identität“ und ist „kein Verein, der sich ständig anpasst oder jedem Trend folgt“, äußert er laut Bild Sport. Deswegen ist für ihn auch die Frage um vegane Würstchen im Stadion wohl erst einmal keine Diskussion wert: „Ich habe grundsätzlich nichts gegen vegane Würstchen, aber wir werden nicht jeden Wunsch erfüllen. Denn Fußball bedeutet bei uns: Bratwurst, Bier, 90 Minuten Fußball“, erklärt Zingler Bild Sport.
Zu den Top 10 der Veganer-freundlichsten Städte Deutschlands zählt hingegen Hamburg*, die Stadt möchte mit Gründächern auch gegen den Klimawandel ankämpfen. Ob der HSV mit dieser Denkweise bald nachzieht und vegane Würstchen im Stadion anbietet? Wir werden sehen... * 24hamburg.de und kreiszeitung.de sind Angebote von IPPEN.MEDIA.