Windsurfer Philip Köster: Hohe Sprünge, fünf WM-Titel
Windsurfer Philip Köster ist ein Ausnahme-Talent. Bereits mit 17 Jahren gewann er seinen ersten Weltmeistertitel. Inzwischen kann er fünf WM-Siege verbuchen.
Gran Canaria – Der Profi-Windsurfer Philip Köster ist eine echte „Wasserratte“: Bevor er seine Windsurf-Kariere begann, war er kanarischer Meister im Freistil-Schwimmen. Der Sohn deutscher Eltern kam auf der Kanaren-Insel Gran Canaria zur Welt. Dort lernte er schon in jungen Jahren das Windsurfen. Mit 17 Jahren wurde er das erste Mal Weltmeister in der Disziplin „Waveriding“. Mittlerweile ist Köster selbst Vater einer kleinen Tochter. Beim Windsurf Worldcup 2022 auf Sylt verpasste er knapp seinen sechsten Weltmeistertitel.
Name: | Philip Köster |
Geburtsdatum: | 05. März 1994 |
Geburtsort: | Las Palmas de Gran Canaria |
Disziplin: | Waveriding |
Segelnummer: | G-44 (ehemals E-44) |
Ehefrau: | Manca Notar |
Philip Köster: Schon mit acht Jahren auf dem Waveboard
Geboren wurde Philip Köster am 05. März 1994 in Las Palmas de Gran Canaria, der größten Stadt auf den kanarischen Inseln. Seine Eltern, Linda und Rolf Köster, wanderten schon viele Jahre vor Philips Geburt nach Spanien aus. 1980 packten sie in Hamburg ihre Sachen, um auf Gran Canaria eine Surf-Schule zu eröffnen. Sie leben in einem Haus am Strand von Vargas, knapp 100 Meter vom Wasser entfernt. Kein Wunder also, dass der kleine Philip bereits mit acht Jahren das Windsurfen lernen wollte. Wie er auf seiner Internet-Seite berichtet, trainierte er jeden Tag stundenlang, nachdem er ein Waveboard geschenkt bekommen hatte.

Während seiner Schulzeit war Köster auch ein extrem guter Schwimmer, wurde zweimal kanarischer Jugendmeister im Freistil. Doch bald konzentrierte er sich ganz aufs Windsurfen. Und das viele Training zahlte sich aus: im Jahr 2005, also mit 11 Jahren, wurde er kanarischer Meister im Waveriding. Am ersten Worldcup der PWA (Professional Windsurfers Association) nahm Philip Köster 2006 teil. Nach seinem Schulabschluss 2009 widmete sich Köster dann ganz dem Windsurfen. Der Profi-Windsurfer wurde vom Surf-Magazin zweimal hintereinander als „Surfer of the Year“ ausgezeichnet.
Philip Köster: Erster Weltmeistertitel mit 17 Jahren
Seinen ersten Weltmeistertitel gewann Philip Köster bereits mit 17 Jahren. Jünger war nur Surf-Legende Robby Naish bei seinem ersten Titelgewinn 1976 auf den Bahamas. Mit seinen damals 13 Jahren ist er bis heute der jüngste Windsurf-Weltmeister. Doch zurück zu Philip Köster: Es war 2011, als der junge Surfer bereits in Klitmöller den Titelgewinn in der Tasche hatte. Sein Sieg im als „Cold Hawaii“ bekannten Örtchen an der dänischen Nordseeküste sicherte ihm seinen ersten Weltmeistertitel.
Da machte es auch nichts, dass beim letzten Worldcup des Jahres 2011 in Westerland wegen zu wenig Wind keine Heats (zeitlich begrenzte Wettkämpfe im K.-o.-System) mehr stattfinden konnten: Köster stand auf Sylt bei der Ehrung des Gesamtsiegers das erste Mal ganz oben auf dem Siegertreppchen.
Die Disziplin Waveriding (kurz Wave) beim Windsurfen
Beim Waveriding zeigen die Windsurfer verschiedene Tricks und Sprünge in den Wellen. Dabei nutzen sie die Welle als Rampe, mit deren Hilfe sie sich in die Luft katapultieren und dabei spektakuläre Action zeigen. Zuschauer können nur staunen über Sprünge wie den Pushloop (schnelle Rolle rückwärts), den Backloop (flache Rückwärtsrotation), Frontloop (Vorwärtsrotation) oder den Table Top, bei dem die Boardunterseite nach oben gedreht wird.
Auch Wellenritte und Manöver auf den Wellen gehören zum Repertoire der Waverider. Beim Wettkampf treten die Surfer in sogenannten Heats, die zeitlich begrenzt sind, im K.-o.-System gegeneinander an. Ihre Leistung auf dem Wasser wird durch Kampfrichter bewertet.
Dieser Erfolg spornte den jungen Profi-Windsurfer natürlich an, seinen Titel im folgenden Jahr zu verteidigten. Was ihm – trotz starker Konkurrenz durch die Spanier Víctor Fernández López und Alex Mussolini – auch gelang. Im Jahr 2013 folgte dann die erste Flaute in Kösters Windsurf-Karriere: nur wenige Events mit Wind und eine Staphylokokken-Infektion bremsten den Surfer aus, er landete am Ende nur auf Platz sechs der Weltrangliste. Auch im Folgejahr lief es nicht besser, Köster gewann zwar den Worldcup auf Teneriffa, wurde aber nur siebenter in der Gesamtwertung.
Philip Köster: Nach Verletzungspause 2017 zurück an die Weltspitze
2015 konnte Philip Köster wieder richtig aufdrehen: Es war ein tolles Jahr für den Surfer, alles lief perfekt und am Ende konnte er Weltmeistertitel Nummer drei für sich verbuchen. Erfolgreich startete der Profi auch ins Jahr 2016, doch im September passierte dann das Missgeschick: Bei der Landung nach einem Sprung in den Wellen vor Australien rutschte Kösters Fuß aus der Schlaufe. Bei der unsanften Landung zog sich der Surfer einen Kreuzbandriss sowie einen Meniskusschaden im rechten Knie zu, wie u.a. der SPIEGEL damals berichtete. Die Saison war für Köster gelaufen.
So eine Verletzung auszukurieren, kann langwierig sein. Doch Philip Köster ist ehrgeizig. Nach einer Operation in Hamburg und einer sehr intensiven Reha-Behandlung auf Teneriffa wolle er sich zwar Zeit lassen, wie er in einem Interview mit dem Online-MagazinWINDSURFERS erzählt. Aber auf jeden Fall auch wieder aufs Ganze gehen, wenn er sich wieder fit fühle. Schon sechs Monate nach der Operation steht Köster wieder auf dem Board. Und was kaum einer für möglich gehalten hat: 2017 holt er sich seinen vierten Weltmeistertitel – fast genau ein Jahr nach seinem verhängnisvollen Trainingsunfall.

Beim Windwurf Worldcup 2022 auf Sylt will Philip Köster den sechsten Titel holen
2018 musste sich Philip Köster zwar mit Rang drei in der Gesamtwertung begnügen, aber im Folgejahr surfte sich der Ausnahmesportler wieder ganz an die Spitze. Mit seinen aktuell fünf Weltmeistertiteln im Waveriding reiht sich Köster an dritter Stelle in die Liste der Surf-Legenden ein, hinter Björn Dunkerbeck und Robby Naish, die in der Disziplin Waveriding jeweils sieben Weltmeistertiteln erringen konnten. Einen Spitzenplatz belegt Philip Köster aber bereits: Mit Sprunghöhen von 18 bis 20 Metern kann er die bisher höchsten Sprünge in der Geschichte des Windsurfens für sich verbuchen.
Das sollten doch beste Voraussetzungen sein, um im Jahr 2022 an seinen Erfolg von 2019 anzuknöpfen und die Saison erneut als Gesamtsieger zu beenden. Beim Windsurf Worldcup 2022 auf der Promi-Insel Sylt wollte er es wieder wissen. Vor dem internationalen Surf-Event lag der Profi-Surfer in der Disziplin Wave noch auf Rang vier – ebenso wie die deutsche Windsurferin Lina Erpenstein bei den Frauen. Auf Sylt konnte er sich mit tollen Sprüngen gegen die Konkurrenz auf dem Wasser durchsetzen, in der Gesamtwertung reichte es am Ende aber nur für Rang zwei.