Markus Lanz (ZDF): Angriff auf Grünen Habeck – „klüger werden ist nicht verboten!“
Bei „Markus Lanz“ wird diskutiert, ob der Umgang mit dem Coronavirus die Gesellschaft weiter spaltet. Grünen-Politiker Robert Habeck erntet viel Kritik.
- „Markus Lanz“: Uneinigkeit mit Grünen-Chef Robert Habeck.
- Coronavirus-Sars-Cov-2: Weitermachen wie bisher oder Kehrtwende?
- Hamburger Fernsehmoderator mit Unverständnis für Fußball-Funktionär Max Eberl.
Hamburg/Altona – In der „Markus Lanz“-Sendung von Dienstag, dem 12. Mai 2020, begrüßt der Hamburger Fernsehmoderator Grünen-Politiker Robert Habeck, „Welt“-Journalistin Claudia Kade, Borussia Mönchengladbach-Sportchef Max Eberl, Virologe Dr. Martin Stürmer und Heike Horn, Bürgermeisterin von Langeoog. Eine bunte Mischung an Gästen, die viel Streitpotential mitbringt.
Coronavirus-Talk: Markus Lanz verschmäht Virologen und will „alles so, wie es war“
Direkt zu Beginn der in Hamburg-Altona produzierten ZDF-Talkshow wird dem Virologen Martin Stürmer rund 15 Minuten lang Zeit gegeben, um zu mahnen, zu analysieren - und zu kritisieren. Ihm zufolge werde seine Zunft „von der Politik zur Seite geschoben“. Missachtung, die der in Frankfurt tätige Forscher auch bei „Markus Lanz" erfährt.
Denn schnell wird wieder über Politik und deren Entscheidungsträger diskutiert. Die zentralen Fragen: Soll man nach der Krise weitermachen wie bisher? Oder lieber das Chaos als Chance nutzen, um nachhaltiger, klüger und besser zu leben? ZDF-Aushängeschild Lanz hat hierzu eine klare Meinung. „Bitte wieder alles so, wie es war“, lautet seine Devise. Und spricht in altbekannter Manier über Polit-Themen.
Dies ermöglicht den ersten Wortbeitrag von Heike Horn, der Bürgermeisterin von Langeoog. Die „Chefin“ der ostfriesischen Insel beschwert sich über Unklarheiten und Chaos bei den lokalen Verordnungen, die die Regierungschefs der Bundesländer getroffen haben. Lanz stimmt ihr zu und prangert ebenfalls massiv an.

Hamburger Fernsehmoderator attackiert Grünen-Chef Habeck
Ein konkretes Ziel hat sich der erfahrene Fernsehmoderator natürlich auch schon ausgesucht. Der Bundesvorsitzende der Grünen, Robert Habeck, stellt den einzigen Parteipolitiker in der Sendung dar. Der 50-Jährige muss sich im Verlauf der heiteren Gesprächsrunde öfters rechtfertigen. Lanz spricht ihn auch auf Boris Palmer an, der sich mit zuletzt getätigten Aussagen selbst ins Abseits gestellt hatte.
Der Oberbürgermeister Tübingens ist ebenfalls Grünen-Politiker und damit Parteifreund von Habeck. Dieser als auch seine restliche Partei hätten sich aber ausnahmslos von dem 47-Jährigen distanziert. So weit, so gut? Mitnichten. Lanz bohrt weiter nach und sucht nach Spaltungen zwischen Habeck und Winfried Kretschmann, dem Ministerpräsidenten Baden-Württembergs. Auch dieser ist Grünen-Mitglied, was den Hamburger einen fiktiven, internen Parteistreit skizzieren lässt.
„Gibt es da Konsens bei den Grünen?“, möchte Lanz wissen. Die fast schon stolz wirkende Antwort Habecks: „Es gibt nie Konsens bei den Grünen“. Doch damit ist Habeck noch nicht entlastet. Zumindest, wenn es nach „Welt“-Journalistin Claudia Kade geht. Sie liefert sich einen offenen Schlagabtausch mit dem Politiker und verfolgt dabei einen anderen Weg als Markus Lanz.
Coronavirus-Krise: Zwischen Umweltauflagen und wirtschaftlichen Konsequenzen
Hatte dieser Habecks Forderung nach klaren Reform-Bedingungen für die Industrie-Rettung der Bundesregierung noch als übergriffigen Irrsinn hinzustellen versucht, erläutert Kade, dass alle Parteien die Krise als Chance zur Durchsetzung ihrer politischen Ziele nutzen wollen. Der bayerische Ministerpräsident Markus Söder (CSU) wolle die Umweltauflagen streichen, die Grünen hingegen wollen sie verschärfen.
Kade ist der Ansicht, dass es das Beste ist, „erst das Feuer [zu] löschen, und dann erst [zu] schauen, wie man den Dachstuhl wieder aufbauen will“. Habeck wiederum möchte „jetzt die Bedingungen stellen, wo doch gerade das Geld verteilt wird“, erklärt er. „Politiker lernen und ändern auch mal ihre Meinung. Klüger werden ist ja nicht verboten", gibt der Grünen-Politiker darüber hinaus zu Bedenken.
Übrigens: Das „Schicksal“, zur Seite geschoben zu werden, ereilt auch Heike Horn. Die Bürgermeisterin ist zugeschaltet und kann zumindest rund fünf Minuten über die wirtschaftlichen Konsequenzen für Langeoog sprechen. Einer Insel, die enorm auf Tourismus angewiesen ist.
„Markus Lanz": Frankreich als Vorbild in Coronavirus-Zeiten?
Doch zurück zu Habeck. Er führt Beispiele aus Frankreich und anderen europäischen Nachbarn Deutschland aufs, die ihre Staatshilfen an die Luftfahrt-Industrie an Bedingungen wie finanzielle Transparenz ihrer Steuerausgaben, eine baldige Verringerung der Emissionen und ein Verbot von dicken Manager-Boni und Aktien-Dividenden knüpfen würden.

An dieser Stelle wirkt der Plan seiner Partei wesentlich nachvollziehbarer als die Aussage von Wirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU), der für solchen „Firlefanz“ keine Zeit hätte. Aber was macht eigentlich Max Eberl, der Sportchef von Borussia Mönchengladbach? Dieser wohnt der Sendung lange Zeit nur als stiller Zuschauer bei und schaut sich das Geschehen in stoischer Ruhe an.
„Markus Lanz“: Eberl spricht von „emotionaler Zeit für den Fußball“
Es dauert bis zu Minute 59, ehe Eberl sich das erste Mal äußern darf. Er spricht von „Lernprozessen“, einer „emotionalen Zeit für den Fußball“ und kann auch Kritik an der Wiederaufnahme des Spielbetriebs nachvollziehen. „Wir wollen auf keinen Fall, dass ein Mensch krank wird und stirbt“, positioniert sich der 46-Jährige unmissverständlich.
„Fußball ist eine Unterhaltungsbranche, wir wollen unser Produkt zeigen. Und es geht um 55.000 Arbeitsplätze“, erläutert der gebürtige Bayer. Dieser Aspekt sei ihm zufolge „in der Debatte weggewischt worden“. Sieht Markus Lanz jedoch anders, der dieses Argument nicht gelten lassen will und weiter nachhakt.
Fall Kalou nicht repräsentativ
Eberl versichert, dass auch ihm die Gesundheit der Spieler am Herzen liege und er diese „in keine Gefahr hineinlaufen lassen“ würde. Abstandsregeln würden eingehalten werden, der Fall Kalou könne nicht als allgemeingültig für die Liga betrachtet werden. Nur auf dem Spielfeld könne man sich nicht an die gebotenen Mindestabstände halten. Damit präsentiert sich Eberl in der Hamburger Talkshow souveräner als Kollege und BVB-Boss Hans-Joachim-Watzke, der für viel Unverständnis bei „Markus Lanz“ gesorgt hat.