Farid Bang: Echo-Eklat polarisiert – Rapper will kritische Textzeile ungeschehen machen
Mit einer Textzeile haben Farid Bang und Kollegah sogar dafür gesorgt, dass der deutsche Musikpreis „Echo“ abgeschafft wird. Nun äußert sich der „Banger“ dazu.
- Deutschrapper* Farid Bang äußert sich zu Echo-Eklat aus dem Jahr 2018.
- Düsseldorfer gesteht Fehler und zeigt sich geläutert.
- Freundschaft mit Kollegah stand „auf dem Prüfstand“.
Düsseldorf – In der immer wieder aufkommenden Diskussion um Sexismus und Gewaltverherrlichung im Deutschrap steht nicht zuletzt Farid Bang oft im Kreuzfeuer der Kritik. Der 34-jährige Düsseldorfer polarisiert mit seinen Worten und Taten und sorgt mitunter auch für die Abschaffung eines Musikpreises. So geschehen 2018, als eine Textzeile des passionierten Pöbel-Rappers die Gemüter im Kontext des „Echos“ mehr als erhitzte. Nun äußert sich Farid Bang zu dieser Zeit und zeigt sogar Einsicht.
Rapper: | Farid Bang |
Geboren: | 4. Juni 1986 (Alter 34 Jahre), Melilla, Spanien |
Vollständiger Name: | Farid Hamed El Abdellaoui |
Filme: | Fack ju Göthe, Fack ju Göthe 2, Fack ju Göthe 3 |
Plattenfirmen: | Banger Musik, Alles oder Nix Records |
Farid Bang gesteht im „Bild"-Interview Fehler hinsichtlich des Echo-Eklats mit Kollegah ein
„Und wegen mir sind sie beim Auftritt bewaffnet / Mein Körper definierter als von Auschwitzinsassen“, lautet die unsägliche Aussage, die der Deutschrapper auf dem Song „0815“ getätigt hatte. Dieser war Teil einer Bonus-EP, die dem „Jung, brutal, gutaussehend 3“-Album, einer Kollaboration mit Kollegah, beigefügt war. Eine Textzeile, die medial kontrovers diskutiert wurde und letztendlich dazu führte, dass der deutsche Musikpreis „Echo“ ein jähes Ende fand - und seit nunmehr zwei Jahren nicht mehr veranstaltet wird.
Im Interview mit der „Bild"-Zeitung, von der Sido spätestens seit seinem Ausraster am Gartenzaun* eine ganz spezielle Meinung hat, äußert sich Farid Bang nun zu dem Vorfall. Er spricht über die mit dem Eklat verbundenen Konsequenzen und erläutert, warum er die in der Regel nicht zitierfähige Textzeile zutiefst bereut. Offen und ehrlich gibt der Düsseldorfer zu, dass er die Line gerne rückgängig machen würde, wenn es ihm doch nur möglich wäre. Erst durch all den Wirbel sei dem gebürtigen Spanier bewusst geworden, dass auch das Subgenre Battle-Rap Grenzen haben muss.

„So etwas wird mir nie wieder passieren. Ich distanziere mich heute wie auch damals ausdrücklich vom Antisemitismus. Mir ist mit dieser Rap-Zeile ein Fehler unterlaufen, für den ich mich bei allen Betroffenen immer noch entschuldigen möchte“, heißt es vom 34-Jährigen. „Rap war bis zu dem Eklat für mich eine Kunstform ohne Grenzen. Ich habe damals diese Zeile einfach ohne Nachzudenken gerappt. Mir fehlte damals die nötige Selbstreflexion“, präsentiert sich Farid Bang ungewohnt selbstkritisch. Immerhin: Seine Modemarke „Helal Money“ ist mit einem starken Umsatz gestartet*.
Kunstfreiheit ade: Selbskritischer Deutschrapper - Farid Bang hat „Konsequenzen akzeptiert“
Argumentationen hinsichtlich Kunstfreiheit, auf die sich auch der Hamburger* Gangster-Rapper Bonez MC* aufgrund von Homophobie-Vorwürfen* berufen könnte, sind damit passé. Das sei aber auch gut so, wenn man den Worten des „Bangers" Glauben schenken mag. Der Düsseldorfer erläutert, dass er es als bekennender Moslem ebenfalls nicht gut finden würde, sollte sich jemand über seine Glaubenskultur und die damit verbundene Historie in beleidigender Manier äußern.
Darüber hinaus erzählt Farid Bang im „Bild“-Interview, mit welchen negativen Konsequenzen er sich wegen des Echo-Eklats konfrontiert sah. „Viele Leute haben sich damals von mir abgewandt, wir haben unseren Plattendeal verloren. Ich stand vor dem Ende meiner Karriere. Ich habe aber meinen Kopf nicht in den Sand gesteckt. Ich habe meine Konsequenzen akzeptiert“, sagt der Deutschrapper mit marokkanischen und spanischen Wurzeln.
„Nach dem Echo habe ich mich von vielen Leuten abgewandt. Ich wollte kein Mitläufer sein und mir ständig etwas einreden lassen. Sie kamen aus allen Segmenten. Das waren Kriminelle, Menschen aus der Musikindustrie oder aus dem Alltag. Aber ehrlicherweise entsprach ihr Handeln und Auftreten nicht meinen Prinzipien. Das war dann auch der größte Schnitt in meinem Privatleben, der sehr viel Kraft und Überwindung gekostet hat“, spricht Farid Bang über eine harte Zeit.
Farid Bang: Deutschrapper entschuldigt sich bei Ausschwitz-Überlebender - Verlust des Plattendeals
Einen mit Sicherheit belastenden Zeitabschnitt, der aus der zitierten Textzeile und der „Echo“-Nominierung für das beste Album resultierte. Bereits während der Preisverleihung wurden Farid Bang und Kollegah vom Toten Hosen-Frontmann Campino wegen der antisemitischen Aussage stark kritisiert. Auch schaltete sich der Ethik-Beirat des Musikpreises in die öffentliche Diskussion und überprüfte die Nominierung. Daraufhin entfachte innerhalb, aber auch außerhalb der Deutschrap-Szene eine Debatte über die Grenzen und den Rahmen, innerhalb der mit Kunstfreiheit argumentiert werden kann und darf.
Es muss aber auch erwähnt werden, dass sich Farid Bang und Kollegah bereits 2018 von etwaigen Diskriminierungs- und Antisemitismusvorwürfen distanzierte. Jedoch mit der Begründung, dass die besagte Textzeile im Kontext von Battle-Rap zulässig wäre. Ebenso entschuldigte sich der 34-Jährige bei der Auschwitz-Überlebenden Esther Bejarano, die sich seit Jahrzehnten politisch gegen Unterdrückung und für ein humanes Miteinander engagiert.
Die Retrospektive zeigt, dass die „Ausschwitz“-Aussage für alle Parteien nur Negatives mit sich brachte. Die „Echo“-Veranstalter sahen sich vermehrt immer stärker werdender Kritik ausgesetzt, die nicht zuletzt das Nominierungssystem des Musikpreises infrage stellten. Als Konsequenz wurde die jährliche Preisverleihung, die es bereits seit dem Jahr 1992 gab, abgeschafft. Farid Bang und Kollegah wiederum verloren ihren Plattendeal und das entsprechende Album, „Jung, brutal, gutaussehend 3“ wurde indiziert. Image-Schaden, wie ihn der „Banger“ skizziert hat, inklusive.
Farid Bang: Freundschaft mit Deutschrapper Kollegah stand „auf dem Prüfstand“
Sogar die Freundschaft zu Kollegah stand „nach dem Echo-Eklat auf dem Prüfstand“, wie es vom Düsseldorfer im „Bild“-Interview heißt. Mittlerweile scheinen die Wogen aber wieder geglättet zu sein, sind sie doch zusammen auf dem Farid Bang-Song „Public Enemies“ zu hören. Das Trio komplettiert Deutschrapper Fler, beileibe auch kein Kind von Traurigkeit und aktuell mal wieder in Streitigkeiten mit Ex-Kumpel Bushido verstrickt*.
Allesamt sehen sich jedoch nicht mit solch einer enormen Geldstrafe wie Shindy konfrontiert, der sich seit Montag, 8. Juni 2020 vor dem Amtsgericht Stuttgart aufgrund eines Rechtsstreits verantworten muss*. Da kann nur Kollegah „mithalten“, der an die Töchter der RTL2-Stars „Die Geissens“ 100.000 Euro abdrücken soll*. Kein Tag ohne Aufregung um Deutchrapper.
Quelle: 24hamburg.de-DeutschRap
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