Betrug bei „Wer wird Millionär?“: Helfer im Studio husteten bei richtiger und falscher Antwort
Dieser Skandal schrieb „Wer wird Millionär?“-Geschichte: 2001 holte Charles Ingram im britischen Original den Hauptgewinn – dank einer ausgeklügelten Betrugsmasche …
Borehamwood – Es ist der wohl berüchtigtste Moment, der sich je in der Geschichte der britischen „Wer wird Millionär?“-Vorlage ereignet hat: 2001 holte Charles Ingram (59) als damals erst dritter „Who Wants to Be a Millionaire?“-Kandidat den Hauptgewinn. Ausgezahlt wurde dieser ihm allerdings nie. Stattdessen wurde der ehemalige Major als raffinierter Betrüger entlarvt.
Britischer „Wer wird Millionär?“-Kandidat erzockt ohne Wissen den Hauptgewinn
Schummeln ist bei „Wer wird Millionär?“ praktisch unmöglich – trotzdem versuchte Ingram vor gut zwei Jahrzehnten, mit unlauteren Mitteln an die Million zu kommen. Anfangs blieb der damals 38-Jährige noch recht unauffällig, beantwortete die ersten sieben Fragen halbwegs souverän, verbrauchte dabei allerdings bereits zwei Joker. Weil die Sendezeit abgelaufen war, sollte der Brite am nächsten Tag weiterspielen.
Sein zweiter Tag bei „Who Wants to Be a Millionaire?“ schrieb dann Fernsehgeschichte: Bei keiner der Fragen schien der einstige Militärangehörige auch nur annähernd sicher, zockte sich dennoch kontinuierlich nach oben – augenscheinlich, indem er nach teils ausführlichen Überlegungen immer richtig riet. So erreichte er schließlich die letzte Gewinnstufe, in welcher die Bezeichnung einer Eins mit hundert Nullen erfragt wurde. Auch hier erriet Ingram – offenbar nur durch Glück – die richtige Antwort („Googol“), obwohl er anfangs zwischen den falschen Lösungen hin- und hergerissen schien.
Größter „Wer wird Millionär?“-Betrug aller Zeiten: Durch Husten richtige Antworten verraten
Doch der Millionengewinn (damals umgerechnet über 1,6 Millionen Euro) blieb Charles Ingram verwehrt: Von „Who Wants to Be a Millionaire?“-Moderator Chris Tarrant (76) wurde er in der Sendung zwar noch als „unglaublichster Kandidat aller Zeiten“ geadelt, die Produktion war dem vermeintlichen Glückspilz da allerdings schon auf der Spur: Bereits während der Aufzeichnung waren Mitarbeitern laute Hust- und Räuspergeräusche im Publikum aufgefallen – die stammten ausgerechnet von Ingrams Ehefrau und Mitkandidat Tecwen Whittock.

Die Masche des Trios war denkbar einfach: Ingram las die Antwortmöglichkeiten zu jeder Frage laut vor und tat so, als denke er nach. Parallel dazu signalisierten ihm seine Komplizen durch falsches Husten die richtige Lösung, sobald der Quizkandidat diese verlas. Das Vorgehen erklärte auch, wieso sich der Major im Laufe der Sendung fast bei jeder Frage mehrfach umentschied. Pech: Bereits einen Tag später wurde der Betrüger von der Geschäftsführung über „Unregelmäßigkeiten“ informiert – und schließlich enttarnt!
Die Staatsanwaltschaft ermittelte und das durchtriebene Trio landete in einem aufsehenerregenden Prozess im Frühjahr 2003 vor Gericht. Dort wurden mithilfe eines Audioexperten ganze 19 Huster festgestellt, von denen einer ganz deutlich wie ein entschiedenes „No!“ geklungen hatte, um Ingram von einer falschen Antwort abzubringen. Der Richter verurteilte die drei Übeltäter zu Bewährungsstrafen. Sie selbst beteuern bis heute ihre Unschuld.
Derartige Zwischenfälle gab es hierzulande noch nicht, hier und da kommt es aber trotzdem zu ungeplanten Unregelmäßigkeiten: Erst kürzlich verabschiedete Günther Jauch (66) seinen „Wer wird Millionär?“-Kandidaten, ohne die Frage aufgelöst zu haben. Verwendete Quellen: youtube.com/@MillionaireUK, chroniclelive.co.uk