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Attila Hildmann und Xavier Naidoo: Falsch getippt – Anschlag auf AKW bleibt aus

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Von: Christian Domke Seidel

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Für die Verschwörungstheoretiker mit VIP-Hintergrund Attila Hildmann und Xavier Naidoo geht es zurück an den Bullshit-Rechenschieber. Prophezeiter Anschlag der Deutschen Regierung auf Atomkraftwerk findet am von Wirr-Warr-Ideologen errechneten Termin nicht statt.

Update vom Freitag, 11. September 2020, 12:48 Uhr: Berlin/Brokdorf – Am Freitag, 11. September 2020, hätte es um 4:15 Uhr so weit sein sollen. Eine Drohne, beladen mit Sprengstoff, hätte das Atomkraftwerk Brokdorf angreifen sollen. Das haben zumindest Attila Hildmann, der in Hamburg angegriffen wurde*, und Xavier Naidoo vorhergesagt. Passiert ist natürlich nichts. Vielleicht redet Jan Böhmermann in seinem gemeinsamen Podcast mit Attila Hidmann ja darüber*.

AutorAttila Hildmann
Geboren22. April 1981 (Alter 39 Jahre), Berlin
Größe1,77 m
ElternUrsel Hildmann
AusbildungFreie Universität Berlin

Attila Hildmann und Xavier Naidoo hatten Unrecht: Kein Anschlag auf Atomkraftwerk in Brokdorf

Errechnet wurden Datum und Uhrzeit für den Anschlag aus verschiedensten zufällig gewählten Szenen der Netflix-Serie „Dark“. Dabei würde es sich um eine „Prophezeiung“ handeln. Erstaunlich ist nicht, dass das „BRD Regime“, wie Attila Hildmann die Bundesregierung nennt, gar keinen Anschlag verübt hat. Erstaunlich ist, dass diese falsche Vorhersage gar keine Konsequenzen hat. Dafür hat er schon die nächste radioaktive Prophezeiung: Ein Atomkrieg zwischen der Nato und Russland*.

Attila Hildmann steht in einem weißen Pulli auf der Straße und blickt nach vorne. Im rechten oben Eck explodiert eine Atombombe.
Attila Hildmann lag falsch. Es gab keinen Anschlag auf das Atomkraftwerk in Brokdorf. © UPI/dpa-Zentralbild/dpa/picture alliance

Weder auf dem Telegram-Kanal von Sänger Xavier Naidoo noch auf dem von Kochbuchautor Attila Hildmann findet sich Freude darüber, dass doch keine Millionen Menschen sterben mussten. Die falsche Vorhersage wird völlig ignoriert. Auf Twitter natürlich nicht.

Attila Hildmann prognostiziert Attacke auf Atomkraftwerke – Xavier Naidoo darüber längst informiert

Erstmeldung vom Sonntag, 6. September 2020, 13:29 Uhr: Berlin/BrokdorfAttila Hildmann und Xavier Naidoo haben eine echte Schocknachricht für ihre Fans. Am Freitag, 11. September 2020, werde die deutsche Bundesregierung mindestens ein Atomkraftwerk sprengen. Vermutlich Brokdorf. Das „BRD Regime“, wie es Attila Hildmann nennt, plane einen „Atomanschlag“ auf die eigenen Bürger. Das verkündete er auf seinem Telegram-Kanal*.

Attila Hildmann und Xavier Naidoo prophezeien Angriffe der Bundesregierung auf Atomkraftwerke

Der Morgen am Sonntag, 6. September 2020, beginnt mit einer echten Schocknachricht für Menschen, die den Vorhersagen von Xavier Naidoo und Attila Hildmann Glauben schenken. Um 6:55 Uhr postet der Autor veganer Kochbücher auf seinem Telegram-Kanal: „ALLE IN BROKDORF UND UMGEBUNG WARNEN! Ich bin mir sicher, sie planen was Böses!“ Was genau verrät er erst im nächsten Posting: „DAS BRD REGIME PLANT EINEN ATOMANSCHLAG.“ Um den durchzuführen, würde die Regierung einen Reaktor wie Brokdorf sprengen.

Attila Hildmann zieht sich eine Gasmaske auf. Im Hintergrund ist das Atomkraftwerk Brokdorf zu sehen. Im rechten oberen Bildrand zeigt ein alter Fernseher einen Atompilz.
Attila Hildmann prophezeit, dass die Bundesregierung das Atomkraftwerk in Brokdorf sprengt. Die Netflix-Serie „Dark“ würde das verschlüsselt ankündigen. (24hamburg.de-Montage) © Jörg Carstensen/Marcus Brandt/UPI/dpa/picture alliance

Auch Xavier Naidoo hat schon vor diesem Anschlag gewarnt. Er verbreitete bereits Ende August 2020 ein YouTube Video des Nutzers „angeblicherterrorist“. Der errechnet in einem Clip das Anschlagsdatum. Es ist Freitag, 11. September 2020. Ein deutsches „Nine Eleven“ also. Der YouTube-User hat die „Prophezeiung“, wie er es nennt, in der Netflix-Serie „Dark“ entdeckt. So wird in der Serie eine Vermisstenanzeige für „Erik Obendorf“ eingeblendet. Der User lässt ein paar Buchstaben weg und tauscht andere aus und schon steht dort „Brokdorf“ geschrieben. „Ein eindeutiger Hinweis. So etwas darf man nicht ignorieren“, kommentiert er sein Puzzle.

Atomkraftwerk Brokdorf: Drohne soll Sprengstoff abwerfen – Anschlag über Netflix-Serie „Dark" angekündigt

Auch ein Wecker in der Serie scheint eine wichtige Rolle zu spielen. Als der an einem Morgen um 8:30 Uhr das Lied „You Spin Me Round“ von der Band „Dead or Alive“ spielt, sei das ein Hinweis auf eine Drohne, die Sprengstoff in das Atomkraft Brokdorf transportieren werde. In der Serie wird als Datum für die Katastrophe der 22. September genannt. „Aber darf der Autor, das genaue Datum angeben? Ich befürchte, er darf das nicht“, gibt „angeblicherterrorist“ zu bedenken. Auf der Seite des Atomkraftwerks Brokdorf werde häufig die Zahl elf verwendet, erklärt er. Deswegen werde der Anschlag am Freitag, 11. September 2020, stattfinden.

Auf diesem Video basiert auch die Warnung von Attila Hildmann. Der weist auf seinem Telegram-Kanal außerdem darauf hin, dass am Donnerstag, 10. September, „Warntag“ sei. Damit hat er recht. Es ist der erste Warntag in Deutschland seit der Wiedervereinigung. Die Bürger sollen damit für das bestehende Katastrophen-Warnsystem sensibilisiert werden. Deswegen wird es um 11 Uhr eine Probewarnung geben. Das bedeutet, dass alle Systeme getestet werden, die an das Modulare Warnsystem (MoWaS) des Bundes angeschlossen sind. Dazu zählen auch Sirenen. Außerdem werden alle Kommunikationskanäle testweise angesteuert. Also Radio- und Fernsehstationen, die diverse Warn-Apps, digitale Werbetafeln, Onlinemedien und Tageszeitungen.

Bundesweiter Warntag am Donnerstag, 10. September 2020: Sirenen heulen

Den ersten bundesweiten Warntag bewirbt die Regierung seit Wochen. Für Attila Hildmann und Xavier Naidoo ist das ein weiteres Anzeichen für den bevorstehenden Anschlag. Dazu kommt, dass Ende Juli und Anfang August 2020 in mehreren Regionen Jodtabletten verteilt wurden. Hintergrund ist das Strahlenschutzgesetz. Es gilt seit dem 12. Mai 2017. Darin hat sich die Bundesregierung auch verpflichtet, die bestehenden Vorräte an Jodtabletten zu erneuern. Deren Einnahme soll im Falle eines Unfalls in einem Atomkraftwerk das Ablagern von radioaktivem Jod in der Schilddrüse verhindern. Als er in einem RTL-Interview seine Thesen vorstellt, eskaliert das Gespräch*.

Attila Hildmann kommentiert es so: „Zu viele Zufälle!!!“ Und weiter: „Brokdorf, Neckarwestheim? Oder ein anderer Reaktor wird bestimmt vom Regime in die Luft gesprengt.“ Es ist nicht die erste wilde Theorie, die er über seinen Telegram-Kanal verteilt. So schrieb er nach seiner Verhaftung* auf der Coronavirus*-Demo in Berlin, dass die Polizei dort zwei Menschen getötet hätte*. Seine Verhaftung brachte ihm auch ein Interview mit Rossija1, dem Staatsfernsehen in Russland*, ein. Außerdem wirft er Kanzlerin Angela Merkel vor, einen Völkermord zu planen*. Wegen seiner extremen Theorien wurde er vor seiner Snackbar angegriffen und verletzt*. * 24hamburg.de ist Teil des Ippen-Digital-Netzwerks.

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