Doch es bleibt nicht bei wilden Theorien gegen China. Attila Hildmann geht gezielt auf Politikerinnen und Wissenschaftler los. Am 30. Juni schießt er gegen Angela Merkel, Christian Dorsten, Ursula von der Leyen und Jens Spahn. Gegen Nachmittag bekommt auch der Autokonzern Porsche noch eine Packung ab. Hildmanns Quellen sind wirr und unseriös, manchmal trickst er auch in der Argumentation.
Angela Merkels Corona-Masken-Disziplin* steht aktuell in der Kritik. Darüber berichtet auch der Münchner Merkur. Doch Attila Hildmann postet dazu auf Telegram einen Artikel vom 22. März, in dem Merkel keine Maske trägt. Die Maskenpflicht in Deutschland gilt erst gute sechs Wochen später. Kein Wort darüber von Hildmann.
Der bekannte Virologe Christian Drosten von der Virologie der Berliner Charité wird in einem Text kritisiert, den Hildmann verlinkt hat. In dem Stück wird vermutet, Drosten hätte nie eine Doktorarbeit geschrieben, nie promoviert. Die angeführten Beweise sind haltlos, der Blog ist bekannt für skurrile Verschwörungstheorien. Dort werden Beispielsweise die Corona-Fälle im Tönnies-Schlachthof in Gütersloh heruntergespielt.
Attila Hildmann hat nicht nur eine Telegram-Gruppe, die er aktiv führt oder mit anderen Akteuren verwaltet. Sein „DEMOKRATENCHAT“ wurde am 17. Juni sogar von der Hackergruppe Anonymous gehackt. Das Kollektiv berichtet auf Twitter vom Hildmann-Hack. Sie haben nach eigenen Aussagen knapp 2.200 von den rund 10.500 Teilnehmern aus der geschlossenen Gruppe entfernt. Zudem verbreiteten die eingeschleusten Accounts der Hacker massenhaft Nachrichten und Bilder. Sie füllten die Gruppe mit Spam. Hildmann reagierte erst am Mittwochmorgen auf die Attacke und übernahm wieder die Kontrolle.
Attila Hildmanns Ansage an das Anonymous-Kollektiv: „Sie wollen Krieg - sie werden ihn bekommen!“ „Anonymous German“ zeigten sich auf Twitter erfreut über die Kriegserklärung. Die Hacker haben offenbar noch andere Aktionen in der Hinterhand. Anfang Juli holte Anonymous zum Gegenschlag gegen Attila Hildmann aus.
Am 22. Juni schrieb die Polizei Brandenburg auf Twitter: „Wegen der öffentlichen Androhung von Straftaten haben wir Anzeige von Amts wegen aufgenommen.“ Damit beschäftigt sich nun der Staatsschutz des Landeskriminalamts. Diese Abteilung ist für politisch motivierte Straftaten zuständig. Nach Berichten von rbb24.de soll es dabei um Hildmanns Telegram-Gruppe gehen.
Es ist allerdings nicht bekannt, welche Nachrichten und welche Gruppen genau gemeint sind. Hildmann gerät oft in den Konflikt mit der Polizei. Am 23. Mai wurde Hildmann von der Berliner Polizei festgenommen, weil er eine nicht genehmigte Versammlung am Alexanderplatz durchführte. Ein Video auf YouTube zeigt die Festnahme Hildmanns.
Attila Hildmanns Rhetorik ist geprägt von nationalistischem Vokabular, er spricht häufig vom „deutschen Volk“, für das er angeblich kämpft. Zudem teilt Hildmann in seiner öffentlichen Telegram Gruppe unter anderem Posts mit antisemitischen Erzählungen. Der Blog Volksverpetzer beschäftigt sich mit den möglicherweise volksverhetzenden Inhalte in Attila Hildmanns Telegram-Gruppe. Jetzt wurde es auch der Stadt Berlin zu viel - sie verhängt ein Verbot für Attila Hildmanns Demo.
Im Juni 2021 wird der Telegram-Kanal von Attila Hildmann gesperrt. Nachdem er vorher bereits von Instagram und Facebook verbannt wurde, gibt es plötzlich auch Probleme mit den Zugriffen auf seinen Messenger-Chats. Er ist von iPhones und in Android-Apps nicht mehr erreichbar.
Das Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND) berichtetet, dass der Kanal aber über andere Wege weiterhin erreichbar sei. Zu diesem Zeitpunkt wird Hildmann bereits per Haftbefehl gesucht und soll sich im Exil in der Türkei befinden. Hildmann setzte innerhalb kürzester Zeit einen neuen Telegram-Kanal auf. Wer für die Sperrung verantwortlich war, ist nicht bekannt.
24hamburg.de berichtet über eine heftige Aktion von am Samstag, 27. Juni 2020 in Berlin. Der vegane Verschwörungstheoretiker Attila Hildmann bedrängt Journalisten des Jüdischen Forums in Berlin. Die Aktion am Nordeingang der Messe Berlin ist auf mehreren Videos dokumentiert. Kritisiert wird die Berliner Polizei für ihr lasches Eingreifen.
Bekannte deutsche Rechtsanwälte sind sich nicht einig, ob Attila Hildmann in diesem Video bereits strafbare Handlungen begangen hat. Raphael Slowik aus Hameln ist der Auffassung, Hildmann Aussagen könnten den Tatbestand der Nötigung erfüllen. Der YouTube-Anwalt Christian Solmecke sieht das anders, weil weder Gewalt angewandt noch eine konkrete Drohung ausgesprochen wurde.
Ein Journalist hat Attila Hildmann für sein Verhalten angezeigt, es wird sich zeigen, ob es zu einer Verurteilung kommt. In seiner Telegram-Gruppe macht Hildmann munter weiter, jeden Tag postet er weiterhin teils hunderte Beiträge. Inzwischen hat er dort sogar die Gründung der Attila-Hildmann-Partei* angekündigt und Kanye West einen Satanisten genannt. * 24hamburg.de und merkur.de sind ein Angebot von IPPEN.MEDIA.