Juri Knorr lässt tief blicken: „Danach empfand ich eine Leere“
Handballer Juri Knorr empfand die Handball-WM im Winter als „extreme Belastung“. Auch der Hype um seine Person macht ihm wenig Freude.
Mannheim - Shootingstar Juri Knorr war bei der Handball-WM im Winter eine tragende Säule des DHB-Teams. Der 22-Jährige stieg schnell zum Lenker der deutschen Mannschaft auf, lieferte tolle Leistungen ab. Am Ende reichte es nicht für eine Medaille, die Deutschen schieden im Viertelfinale gegen Frankreich aus.
Juri Knorrs Leistungen lösten einen Hype in Deutschland aus, die Hoffnungen ruhten auf seinen Schultern. Gefallen hat das dem 22-Jährigen nicht besonders. „Ich bin nicht der Typ, der sich von einem Hype tragen lässt, der es cool findet, wenn alle schreiben, wie toll man ist. Das lässt mich eher noch mehr nachdenken“, sagte Knorr in einem Interview mit den Stuttgarter Nachrichten.

Juri Knorr mag den Rummel um seine Person nicht
Er habe die Handball-WM im Winter als „extreme Belastung“ empfunden, sowohl physisch und psychisch. „Danach empfand ich eine Leere, ich war sehr müde und fing mir auch noch einen grippalen Infekt ein“, sagte Knorr in dem Interview. Mittlerweile ist der WM-Kater sozusagen aber überwunden und Knorr spielt wieder bei seinem Bundesligaverein Rhein-Neckar Löwen groß auf.
Dort kämpft Knorr beim Tabellenzweite noch um die Deutsche Meisterschaft. Die Rhein-Neckar Löwen haben im Gegensatz zu den anderen Top-Teams der Saison nicht die zusätzliche Belastung des Europapokals, als Vorteil sieht Knorr das nicht – und denkt dabei auch an das Thema Dauerbelastung im Handball.
Dauerbelastung im Handball? Das sagt Juri Knorr
„Es ist brutal, wie das Programm durchgezogen wird. Die vielen Verletzungen sind kein Zufall, genauso wenig die Tatsache, dass es viele Spieler ins Ausland zieht“, sagte er der Stuttgarter Zeitung. Eine Veränderung des Systems wäre in Knorrs Augen nicht verkehrt. „Nicht jedes Jahr eine EM oder WM zu veranstalten, wäre natürlich kein Fehler. Eine längere spielfreie Zeit im Sommer, wie in der NBA in den USA üblich, sicher auch hilfreich.“
Knorr hofft, dass sich in Zukunft etwas ändern wird, denn generell ist laut seiner Aussage auch in der Bundesliga der Druck auf junge Spieler schon sehr hoch. Deshalb stellt er in dem Interview einen Ansatz für die „Grundausbildung der Talente“ in den Raum.
„Nicht Medaillen und Titel sollten bei der Jugend und bei den Junioren ganz oben auf der Agenda stehen“, sagte Knorr. Vielmehr müsse das Ziel sein, „sehr gute Handballer auszubilden.“ (msb)