Trend ‚Rage Applying‘: Wenn Arbeitnehmer sich aus Wut wahllos bewerben
Wenn Arbeitnehmer unzufrieden mit dem Job sind, bewerben sie sich woanders. Das ist ein bekanntes Prozedere, aber was steht hinter dem Trend ‚Rage applying‘?
Zufriedenheit bei der Arbeit, das ist für einige Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer ein Kriterium, was sie entweder dazu bringt, in dem Unternehmen zu bleiben oder den Arbeitgeber wieder zu wechseln. Wenn der Job und die Arbeitnehmerin oder der Arbeitnehmer nicht zusammenpassen, kann schnell Frust oder Unzufriedenheit aufkommen. Eine Studie von Avantgarde Experts hat im vergangenen Jahr herausgefunden, dass jede/r fünfte Mitarbeiter/in im falschen Job steckt. Das bedeutet, dass viele Jobwechsel anstehen könnten. Jedes Jahr gibt es vermeintlich neue Trends auf dem Arbeitsmarkt, in diesem Jahr ist es einen Trend namens ‚Rage applying‘ (dt. wütend bewerben), bei dem Menschen oft auf die Schnelle und wahllos Bewerbungen verschicken.
Rage Applying – ein neues Phänomen?

Trends gibt es viele und oft ist nur der Name dahinter anders. So kennen bestimmt einige Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer diesen Trend, sich für viele andere Jobs zu bewerben, schon aus der Vergangenheit. Das ist auch keine Seltenheit, denn wie so viele Trends, wiederholen sich auch die Phänomene in der Arbeitswelt. Kennen Sie beispielsweise die Extrameile, die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer nicht mehr gehen möchten? Das ist anderen auch unter dem Namen ‚Quiet Quitting‘ bekannt. Auch ein Phänomen aus der Arbeitswelt ist ‚Quiet Firing‘, dabei versuchen Arbeitgeber, die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zur Kündigung zu drängen. Das dürfte schon vor einigen Generationen bekannt gewesen sein. Jetzt also ‚Rage applying‘ – das wahllose Bewerben auf irgendwelche Jobs, wenn man von dem eigenen frustriert ist.
TikTok-Video über ‚Rage apllying‘ geht viral
TikTok-Userin „Redweez“ ermutigt Menschen, sich weiter wahllos auf Jobs zu bewerben, denn bei ihr habe es gut geklappt. Sie habe sich auf 15 Jobs beworben, wie sie in dem Video sagt, und eine neue Stelle bekommen, in der sie eine Gehaltserhöhung von 25.000 Dollar bekommen habe. Das Video wurde bereits über 370.000 Mal geliket und etliche Male kommentiert.
Reaktionen von Userinnen und Usern zum ‚Rage applying‘
- Userin: „Jedes Mal, wenn mir langweilig bei der Arbeit ist. Ich mache das täglich.“
- User: „Ich bewerbe mich seit acht Monaten wahllos und bin seit fünf Monaten arbeitslos. Habe rund 300 Bewerbungen geschickt, bisher nichts.“
- Userin: „Ich habe mich beworben, als ich weinend in meiner Mittagspause im Auto saß. Ich habe den besten Job jemals bekommen. Ich bin so glücklich.“
- User: „Dieser komische Moment, wenn sie anrufen und sagen, dass sie dir den Job anbieten, auf den du dich beworben hast und du hast keine Ahnung, welcher es ist, weil es so viele waren.“
- Userin: „So habe ich meinen aktuellen Job bekommen.“
- User: „Du hast dich auf 15 Jobs beworben. Ich habe mich auf über 50 Jobs auf LinkedIn beworben. Wir sind nicht gleich.“
- Userin: „Was ist mit ‚sob applying‘, wenn du die ganze Zeit weinst.“
Bei einigen Userinnen und Usern scheint das wahllose Bewerben also geklappt zu haben, während andere noch auf der Suche sind. Die Job-Expertin Amy Zimmerman sagte gegenüber dem Portal CNBC, dass ‚rage appying‘ eine aggressivere Methode sei als ‚quiet quitting‘, und diese die Unzufriedenheit der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter spiegele. Viele Menschen würden sich nicht wertgeschätzt, nicht unterstützt und unglücklich in ihrer Position fühlen und würden so einen Weg suchen, die Gefühle zu beheben, informiert die Karriereexpertin Jenna Greco bei CNBC. Allerdings sei das wahllose Bewerben auch gefährlich, wie man teilweise auch aus den Kommentaren unter dem TikTok-Video entnehmen kann, denn es würde auch mehr Zurückweisung geben. Wahlloses Bewerben kann dazuführen, dass Sie sich auf Jobs bewerben, für die Sie gar nicht qualifiziert sind, in diesen Fällen erhalten Sie entweder eine Absage oder gar keine Antwort auf Ihre Bewerbung. Dies kann den Kreislauf der Unzufriedenheit, in dem Sie sich befinden, verschlimmern.