45 und zu alt für den Job? Personaler mit Altersgrenzen im Kopf
Fachkräftemangel und offene Stellen, die lange unbesetzt bleiben – das ist bei einigen Betrieben der Fall. Trotzdem haben Personaler Altersgrenzen im Kopf.
Demografischer Wandel, Personal- und Fachkräftemangel und andere Arbeitsvorstellungen der neuen Generationen. Die Arbeitswelt ist im Wandel und Arbeitsmodelle, wie beispielsweise Remote-Arbeit oder flexible Arbeitseinteilung sind bei jungen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern immer beliebter. Viele Betriebe und Unternehmen haben Schwierigkeiten, offene Stellen zu besetzen. Ein Lösungsansatz könnten ältere Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer sein – doch daran denken nicht alle Personalerinnen und Personaler, wie aus einem aktuellen Whitepaper der Karriereplattform Indeed hervorgeht.

Zu alt für den Arbeitsmarkt? Eine Umfrage zeigt, dass es das gibt
Eine Frage des Alters, das begegnet Menschen immer wieder in Leben. Einige Sachen, wie Filme oder der Konsum von Alkohol sind an ein bestimmtes Alter geknüpft – aber das Alter spielt auch im Arbeitsleben eine Rolle. Bei einigen Personalerinnen und Personaler gibt es nämlichen bestimmte Altershöchstgrenzen in den Köpfen. Da steht also ein Alter im Raum, welches ein unterbewusstes Einstellungskriterium sein könnte. Indeed bezeichnet die Ergebnisse aus der aktuellen Studie als Altersdiskriminierung.
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Befragte Personaler: Ab dann sind Arbeitnehmer alt
Gemischte Belegschaft | Keine Angabe | Ab 35 | Ab 45 | Ab 55 | Ab 60 | |
---|---|---|---|---|---|---|
Personaler/in | 40,7 Prozent | 0,8 Prozent | 3,8 Prozent | 7,5 Prozent | 19,5 Prozent | 27,7 Prozent |
Quelle: Indeed, 07/22, Stand 14.10.2022
Diese Überheblichkeit gegenüber älteren Berufstätigen passt einfach nicht mit den Klagen über den Arbeitskräftemangel zusammen. Es wird dringend Zeit, dass Unternehmen umdenken und flexibler werden. Es braucht eine inklusive Unternehmenskultur, die unterschiedlichste Hintergründe berücksichtigt.
Die Verantwortlichen von Indeed untersuchten ebenfalls, was die Formulierung „junges Team“ in Stellenanzeigen für Auswirkungen auf potenzielle Bewerberinnen und Bewerber ab 45 Jahren hat. Dabei ist herausgekommen, dass sich 62,6 Prozent der befragten Menschen über 45 Jahren davon angesprochen fühlen. Das Team leitet im Whitepaper daraus ab, dass Unternehmen, die viele Bewerberinnen und Bewerber haben möchten, „möglichst diskriminierungsfrei formulieren“ sollten.
Zu alt für den Arbeitsmarkt? Ein Drittel denkt, sie profitieren vom Fachkräftemangel
Die 45- bis 50-Jährigen geben an, dass sie 37 Prozent mehr Bewerbungsgespräche von Unternehmen erhalten. Mit zunehmenden Alter wird dieser Eindruck allerdings weniger. Diesen positiven Trend bestätigen auch Personaler, 53 Prozent der Befragten wollen auch älteren Menschen eine Chance gehen. Allerdings gehen nur 14 Prozent von ihnen aktiv auf die Suche nach älteren Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern.
Nach Prognosen von Indeed ist es allerdings auch notwendig, dass sie sich auch langfristig gut aufstellen und den Erfahrungsschatz älterer Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer aufgreifen, denn:
Der demografische Wandel hat einen zentralen Einfluss auf die weitere Entwicklung des Fach- und Arbeitskräftemangels. Ein Drittel der aktuellen Erwerbspersonen wird bis 2036 in Rente gehen.
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Zu alt für Arbeit? Reaktionen von LinkedIn-Nutzern
Unter dem Post von Indeed-Chef Frank Hensgens haben einige Nutzerinnen und Nutzer ihre unterschiedlichen Standpunkte geteilt.
- Nutzerin: „Ich habe mit Ü50 2x den Job gewechselt, mit Ü50 auch noch einen Master gemacht. Natürlich gibt es Firmen, die einen, ob zu jung oder zu alt als Mitarbeiterin ablehnen. Aber es gibt auch viele Unternehmen, die offen sind und Diversität leben, statt nur darüber zu reden.“
- Nutzerin: „Ab 55 schlichtweg zu teuer und es besteht das Vorurteil, dass zu unflexibel und nicht offen für Neues. Für mich unverständlich, entweder die Person passt oder nicht, unabhängig vom Alter. Umso schlimmer, dass das Pensionsalter ständig erhöht wird, aber keine Personen ab 55 oder älter gerne eingestellt werden. Fataler Teufelskreis.“
- Nutzer: „Vielleicht findet erst ein Umdenken statt, wenn jeder 2. der jungen Generation mit 3–4-Tage-Woche bei vollem Gehalt anfängt, wegen Work-Life-Balance und so.“
- Nutzerin: „Leider mache auch gerade ich selbst die Erfahrung, mit 51 offenbar zu alt und zu wenig hip für den HR-Markt zu sein.“
- Nutzer: „Dass man in dieser Zeit sich überhaupt den Luxus erlauben kann, Bewerber aus irgendwelchen Gründen schon vorab auszusortieren, ist schon erstaunlich. Dann muss man sich auch nicht wundern, wenn man keine geeigneten Fachleute findet.“