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Besser als Mineralwasser? So gesund ist Leitungswasser wirklich

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Von: Franziska Kaindl

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Beim Trinken von Leitungswasser herrscht in Deutschland oft Unsicherheit – da wird lieber auf Mineralwasser zurückgegriffen. Dabei muss das gar nicht sein.

Mineralwasser in Flaschen ist in Deutschland sehr beliebt. In einer Onlinebefragung gab je über die Hälfte der Teilnehmer an, Wasser in Einweg- oder Mehrwegflaschen immer oder häufig einzukaufen, wie das Umweltbundesamt (UBA) informiert. Die Gründe dafür sind unterschiedlich: So sehen viele die Wasserleitungen im Wohnhaus als problematisch an, andere wiederum fürchten Nitratbelastung oder Medikamentenrückstände bei Leitungswasser. Viele Bedenken sind allerdings unbegründet.

Flächendeckend hohe Trinkwasserqualität in Deutschland

Das Trinkwasser ist überall in Deutschland von guter bis sehr guter Qualität, wie der aktuelle Bericht zur Trinkwasserbeschaffenheit vom Gesundheitsministerium und Umweltbundesamt für die Jahre 2017 bis 2019 zeigt. Zu über 99 Prozent seien die Anforderungen bei den meisten mikrobiologischen und chemischen Qualitätsparametern eingehalten und die Grenzwerte nicht überschritten worden. Ein wichtiger Bestandteil zur Erhaltung der Trinkwasserqualität in Deutschland ist die Trinkwasserverordnung. Darin heißt es: „Trinkwasser muss so beschaffen sein, dass durch seinen Genuss oder Gebrauch eine Schädigung der menschlichen Gesundheit insbesondere durch Krankheitserreger nicht zu besorgen ist. Es muss rein und genusstauglich sein“. Die Gesundheitsämter überwachen, dass die Grenzwerte eingehalten werden. Und auch bei Stoffen ohne eigene Grenzwerte gibt es den „Gesundheitlichen Orientierungswert“ (GOW) von 0,1 Mikrogramm pro Liter Wasser, wie die Verbraucherzentrale informiert.

Frisches Leitungswasser fließt sprudelnd aus einem Wasserhahn in ein Glas.
Beim Trinken von Leitungswasser haben immer noch viele Menschen Bedenken. © Petra Schneider-Schmelzer/Imago

Können Wasserleitungen und Rohre die Wasserqualität verschlechtern?

Bis zum Hausanschluss sind die Wasserversorger für die Trinkwasserqualität verantwortlich – nach dem Wasserzähler sind es jedoch die Hauseigentümer. Daher ist es möglich, dass alte Bleirohre das Wasser doch noch verunreinigen. Das kann zum Beispiel in teil- und unsanierten Altbauten im Norden und Osten des Landes der Fall sein, die vor 1973 gebaut wurden, wie Stiftung Warentest und die Apotheken Umschau informieren. Wer sich unsicher ist, sollte beim Vermieter oder bei der Hausverwaltung nachfragen. Vermieter müssen alte Leitungen notfalls austauschen. Abgesehen davon ist es möglich, dass Schadstoffe wie Kupfer, Blei, Nickel oder organische Verbindungen aus Kunststoff aus anderen Teilen der Hausinstallation ins Trinkwasser gelangen, so Stiftung Warentest. Die Trinkwasserinstallation sollte daher nur von Fachbetrieben eingerichtet oder repariert werden.

Was Nitrat angeht, so gibt das Umweltbundesamt Entwarnung: „Trinkwasser ist das bestüberwachte Lebensmittel. Seine Qualität ist durchweg sehr gut bis gut. Das gilt auch für die praktisch flächendeckende Einhaltung des Grenzwertes für Nitrat.“ Auch Stiftung Warentest hat bei eigenen Tests keine Überschreitungen des Grenzwertes von 50 Milligram je Liter festgestellt. Nitrate sind Salze der Salpetersäure, die als Mineraldünger in der Landwirtschaft verwendet werden und so ins Grundwasser gelangen. In Tierversuchen stellten Forscher laut Apotheken Umschau eine krebserregende Wirkung fest. Über eine Aufnahme übers Trinkwasser müssen sich die Menschen dem UBA zufolge allerdings keine Sorgen machen.

Diese Vorteile hat Leitungswasser

Viele Bedenken, die Menschen gegenüber Leitungswasser haben, sind unbegründet. Selbst enthaltener Kalk hat keine schädlichen Auswirkungen. Ganz im Gegenteil: Kalk besteht unter anderem aus Magnesium und Kalzium, die beide wichtige Mineralstoffe für den Körper sind – und auch im Mineralwasser enthalten sind. In einem Beitrag des SWR spricht Dr. Jens Neumann, Facharzt für Innere Medizin und Balneologie von einem „Image-Problem“: „Im Leitungswasser heißen die Mineralien Kalk – im Mineralwasser sind es die guten Mineralien. Aber das ist genau das gleiche – das sind Ionen, also geladene Teilchen, die im Wasser natürlicherweise vorkommen.“ Die Menge an Mineralien, die im Leitungswasser enthalten sind, hängt von der Region ab. Ein Großteil der Mineralstoffe wird aber sowieso über andere Lebensmittel aufgenommen.

Abgesehen davon hat Leitungswasser eine bessere Umweltbilanz. Die Klimabelastung durch Mineralwasser – insbesondere aufgrund der Transportaufwendungen – ist 600 Mal höher als bei Leitungswasser, so die Verbraucherzentrale. Allein in Berlin entstanden 2019 dadurch 105.000 Tonnen CO₂. Bei alleinigem Leitungswasserkonsum wären es nur 175 Tonnen CO₂ gewesen. Obendrein ist Leitungswasser rund 100 Mal preiswerter als Mineralwasser.

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Was Sie beim Trinken von Leitungswasser beachten sollten

Trinken Sie beim Leitungswasser am besten nicht den ersten Schwall, der aus der Leitung kommt. Wenn Wasser länger in der Leitung steht, ist es nicht mehr frisch und kann kritische Stoffe wie Schwermetalle enthalten, die über die Installation oder Armaturen ins Wasser gelangt sind. Auch Legionellen sind laut Apotheken Umschau möglich. Besonders Risikogruppen wie Schwangere, Babys oder Kinder sollten hier vorsichtig sein. Die Verbraucherzentrale empfiehlt, das Wasser zum Trinken oder Kochen erst einmal so lange laufen zu lassen, bis es kühl aus dem Hahn kommt. Das könne bis zu 30 Sekunden dauern.

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