Gutes Immunsystem und ungeimpft? Corona-Expertin erklärt, wie bedrohlich Long Covid für diese Gruppe ist
Das Argument vieler Menschen, die sich nicht impfen lassen möchten: Ihre körpereigene Abwehr sei hervorragend. Doch Covid-19 kann auch dem Körper fitter Menschen nachhaltig schaden.
Aktuell stecken sich viele Menschen mit der Omikron-Variante des Coronavirus an. Sie gilt als hochansteckend, allerdings auch als harmloser im Vergleich zu Delta oder dem Coronavirus-Wildtypen. Wer eine Grundimmunisierung und eine Auffrischimpfung hinter sich hat, ist Forschenden zufolge am besten vor der Omikron-Mutante geschützt. Generell gilt: Eine Impfung schützt vor schweren Coronaverläufen und reduziert das Risiko, aufgrund von Covid-19 auf einer Intensivstation behandelt zu werden. Denn eine Immunisierung mit den in Deutschland zugelassenen Impfstoffen regt den Körper an, Antikörper gegen den Krankheitserreger Sars-CoV-2 zu produzieren. Kommt man danach in Kontakt mit dem Virus, kann das Immunsystem den Erreger weitaus schneller und besser bekämpfen.
Sie haben ein intaktes Immunsystem und keine chronischen Krankheiten? In diesem Fall steigen die Chancen, dass Ihr Körper eine Corona-Infektion gut übersteht. „Wir können aber nicht ausschließen, dass Personen, die gar kein Risiko-Profil haben, schwer an Covid-19 erkranken“, zitiert das Wissenschaftsportal GEO Dr. Anahita Fathi, Internistin am Universitätsklinikum Hamburg Eppendorf (UKE). Fathi nennt das Alter als „wesentlichen Faktor für einen schweren Verlauf“. Auch chronisch Kranke, etwa mit Diabetes oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen, würden eher schwer an Covid-19 erkranken.
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Doch zurück zu den jungen und gesunden Menschen. Auch diese können nach einem milden Corona-Verlauf an Long Covid erkranken. Anahita Fathi, die an einer Corona-Impfstoffstudie am UKE mitgearbeitet hat, schildert im GEO-Beitrag, dass einige Patienten mit mildem Krankheitsverlauf mit Langzeitfolgen zu kämpfen haben. Diese können so schwerwiegend sein, dass die Betroffenen ihren Alltag nicht mehr eigenständig bewältigen können. Eine Corona-Impfung schütze vor Long Covid, so die Internistin.
Impfung reduziert Long Covid-Risiko um 70 Prozent
Auch die Long-Covid-Expertin Dr. Jördis Frommhold, Chefärztin der Abteilung für Atemwegserkrankungen und Allergien an der Median Klinik in Heiligendamm, rät eindringlich zur Coronaschutzimpfung. „Mittlerweile gibt es viele Studien, die zeigen, dass eine Impfung die Wahrscheinlichkeit, an Long Covid zu erkranken, um 70 Prozent reduziert“, so die Medizinerin. Sie geht davon aus, dass rund zehn Prozent der ungeimpften Menschen, die von Covid-19 genesen sind, Long Covid bekommen. Manche Untersuchungen würden Frommhold zufolge allerdings ergeben, dass es ganze 40 Prozent sind. Die Geimpften würden einen besseren Long Covid-Schutz genießen. Hier sind es Frommhold zufolge unter den Genesenen fünf Prozent, die Corona-Langzeitfolgen entwickeln.

Unterschätzen dürfe man Long Covid keinesfalls, so Dr. Jördis Frommhold. „Viele leiden unter extremer Fatigue, sind also sehr müde und erschöpft, kommen kaum aus dem Bett. Andere haben massive und schmerzhafte Gelenk- und Muskelbeschwerden oder Blutdruckentgleisungen. Oder aber, sie haben schwere kognitive Einschränkungen, können sich also nichts mehr merken. Ein Patient von mir lässt zum Beispiel jeden Tag den Schlüssel im Auto stecken. Vor kurzem kam eine Studie raus, die zeigt, dass Corona sogar das Hirn schrumpfen kann“, so die Corona-Expertin im Kreiszeitung-Interview.