Risiko für Long Covid steigt, wenn man sich mehrmals mit Corona infiziert – auch bei Geimpften, so Forscher
Long Covid kann so schlimm verlaufen, dass Patienten eine Reha machen müssen. Die Anzahl der Corona-Infektionen nimmt Einfluss auf das Long-Covid-Risiko, so Forschende.
Long Covid Symptome wie Abgeschlagenheit, depressive Verstimmung oder Kurzatmigkeit können im Anschluss an eine akute Corona-Erkrankung vier bis zwölf Wochen nach Symptombeginn noch bestehen. Der Begriff Long Covid umfasst aber auch Post Covid Symptome, die noch zwölf Wochen nach der Corona-Erkrankung nicht abgeklungen sind, so das Bayerische Staatsministerium für Gesundheit und Pflege.
Wer geimpft ist, schützt sich vor Long Covid, so Long-Covid-Expertin Dr. Jördis Frommhold, Chefärztin der Abteilung für Atemwegserkrankungen und Allergien an der Median Klinik in Heiligendamm. „Mittlerweile gibt es viele Studien, die zeigen, dass eine Impfung die Wahrscheinlichkeit, an Long Covid zu erkranken, um 70 Prozent reduziert“, so die Medizinerin.

Eine Analyse von US-amerikanischen Forschern zeigt jetzt, dass auch die Anzahl der Corona-Infektionen berücksichtigt werden muss. Selbst Geimpfte seien häufiger von Long Covid betroffen, wenn sie sich mehrmals mit Corona infizieren, so ein Ergebnis der Erhebung von Ziyad Al-Aly von der Washington University School of Medicine und seinen Kollegen vom Veterans Affairs St. Louis Health Care System.
Mehrere Corona-Infektionen erhöhen Risiko für Folgeerkrankungen und Tod
In ihrer Studie kommen die Wissenschaftler zu dem Ergebnis: Das Risiko, Schäden an Herz und Lunge zu erleiden oder Long Covid-Symptome zu bekommen, steigt mit jeder weiteren Ansteckung mit Covid-19. „Im Vergleich zu keiner wiederholten Infektion trug die wiederholte Infektion zu einem zusätzlichen Risiko für Tod, Krankenhausaufenthalt und Folgeerkrankungen einschließlich pulmonaler, kardiovaskulärer, hämatologischer, diabetischer, gastrointestinaler, nierenbedingter, psychischer, muskuloskelettaler und neurologischer Erkrankungen bei“, fassen die Studienautoren zusammen. Sie nennen hier zum Beispiel Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes, Müdigkeit und Magen-Darm-Erkrankungen.
Für ihre Analyse hatten Ziyad Al-Aly und sein Team Daten der Krankenkasse der US-Armee-Veteranen ausgewertet. Von knapp 260.000 Personen mit einer bestätigten Corona-Infektion waren es zwölf Prozent, die sich bereits zweimal infiziert hatten. 0,76 Prozent hatten sich dreimal und 0,08 Prozent bereits vier Mal oder öfter mit Coronaviren angesteckt. Für ihre Analyse legten die Forscher die Folgeerkrankungen zugrunde, die in den sechs Monaten nach der Diagnose auftraten. Verglichen wurden diese Zahlen mit einer Gruppe von 5,4 Millionen nicht infizierten Personen, wie auch der Mitteldeutsche Rundfunk (MDR) berichtete.
Mehrfache Ansteckung mit Corona verdoppelt Sterberisiko
Wer sich mehrfach mit Corona infiziert, der verdoppelt sein allgemeines Sterberisiko im Vergleich zu nur einmal Infizierten. Das Risiko, in ein Krankenhaus eingewiesen zu werden, stieg um das Dreifache, so der MDR. Auch Schäden an Atemorganen oder dem Herz-Kreislauf-System traten doppelt so häufig bei den Reinfizierten auf, geht aus der Studie hervor.
Es gibt zwar auch bei dieser Studie Einschränkungen, etwa, dass der Großteil der untersuchten Datensätze sich auf weiße Männer bezieht. Doch die Forscher sind sich sicher: „Um die Gesamtbelastung durch Tod und Krankheit aufgrund von Sars-CoV-2 zu verringern, sind Strategien zur Prävention von Reinfektionen erforderlich“, so ihre Empfehlung.
Mehr Informationen zur Studie „Acute and postacute sequelae associated with SARS-CoV-2 reinfection“
Veröffentlichungsdatum: 10. November 2022
Untersuchungszeitraum: 1. März 2020 bis 25. Juni 2022
Veröffentlicht im Fachjournal nature medicine
Umfang: 40.947 Studienteilnehmer
Studienautoren: US-amerikanisches Forscherteam um Ziyad Al-Aly von der Washington University School of Medicine in St. Lois
Dieser Beitrag beinhaltet lediglich allgemeine Informationen zum jeweiligen Gesundheitsthema und dient damit nicht der Selbstdiagnose, -behandlung oder -medikation. Er ersetzt keinesfalls den Arztbesuch. Individuelle Fragen zu Krankheitsbildern dürfen von unseren RedakteurInnen leider nicht beantwortet werden.