1. 24hamburg
  2. Schleswig-Holstein

Umbruch auf der Ferieninsel: Sylt verbietet neue Ferienwohnungen

Erstellt:

Von: Carolin Gehrmann

Kommentare

Es gibt zu viele Ferienwohnungen auf der Insel Sylt und zu wenig echten Wohnraum. Dem hat die Gemeinde Sylt nun mit einem Beschluss ein Ende gesetzt.

Westerland/Hamburg – Die Nordseeinsel Sylt rangiert auf den vordersten Plätzen der Beliebtheitsskala deutscher Urlaubsorte. Zu Recht, denn Ferien auf der Insel mit ihren schönen Stränden und der abwechslungsreichen Gastronomie können sehr erholsam sein. Entsprechend hoch ist das Angebot an Gästebetten: Laut dem Sylter Tourismusservice sind es 43.161. Nicht alle davon befinden sich in Ferienwohnungen, aber viele. Bisher seien noch lange nicht alle Ferienwohnungen offiziell dokumentiert, berichtet der NDR.

Das Verhältnis zwischen Gästewohnungen und Dauerwohnungen auf Sylt ist gekippt

Mit Tourismus lässt sich auf der auch bei Hamburgern sehr beliebten Ferieninsel natürlich gutes Geld verdienen. Doch zuletzt gab es immer mehr Wildwuchs, vor allem auch im Bereich der privaten Vermietungen. Das Verhältnis zwischen Gästewohnungen und Dauerwohnungen ist dadurch in vielen Orten schon gekippt und für Insulaner wird es immer schwieriger, eine dauerhafte Wohnung zu finden. Die Gemeinde Sylt hat jetzt die Notbremse gezogen: Der Bau neuer Ferienwohnungen ist dort künftig verboten.

Wohnraum auf Sylt ist zu teuer, Inselbewohner finden keine Wohnungen mehr

Das neue Beherbergungskonzept wurde von der Gemeindevertretung einstimmig beschlossen, wie es auf der Webseite der Gemeinde heißt. So wolle man laut Bürgermeister Nikolas Häckel (parteilos) ein Zeichen für ein ausgewogenes Miteinander von Einheimischen und Gästen setzen und dem herrschenden Ungleichgewicht zwischen Ferienwohnen und Dauerwohnen entgegenwirken. „Dauerwohnen ist deswegen so wichtig, weil wir Menschen hier vor Ort brauchen – für die Feuerwehr, Pflege, im Schichtdienst“, betonte Häckel kurz vor der Abstimmung gegenüber dem NDR.

Leuchtturm Ferienwohnung Sylt
Die Insel Sylt ist beliebt – entsprechend groß ist das Angebot an Ferienwohnungen. © Frank Sorge/IMAGO

Die Gemeinde Sylt umfasst die Ortschaften Westerland und Rantum sowie mehrere Dörfer

Die Gemeinde Sylt umfasst die Ortschaften Westerland und Rantum sowie die östlichen Dörfer Archsum, Keitum, Morsum, Munkmarsch und Tinnum. Etwas über 13.000 Menschen leben dauerhaft dort. Ihr Recht auf bezahlbaren Wohnraum soll mit dem Beschluss nun stärker geschützt werden. Mehr als 120 Bebauungspläne müssten jetzt angepasst werden, um weitere Ferienwohnungen auszuschließen und Dauerwohnraum zu sichern.

Neues Beherbungskonzept auch sinnvoll für andere Sylter Gemeinden, sagen Bürgernetzwerke

Die Gemeinde Sylt hat drei neue Personalstellen geschaffen, um das neue Konzept in den dazugehörigen Ortschaften umzusetzen. Denn das sei eine große Aufgabe, erklärt der Bürgermeister. Für die anderen Orte der Nordsee-Insel wie List oder Kampen gilt das Konzept zunächst nicht. Bürgernetzwerke halten es allerdings für sinnvoll und notwendig, dass sich auch die übrigen Sylter Gemeinden dem Beherbergungskonzept anschlössen, wie die Deutsche Presseagentur dpa berichtet.

Durch den fehlenden Wohnraum ist das gemeinschaftliche Leben auf Sylt gefährdet

Nicht nur die Menge an vermieteten Ferienwohnungen sind demnach ein Problem für die Insel, sondern auch dauerhafte Zweitwohnsitze, die von den Eigentümern nur für kurze Zeiträume im Jahr genutzt werden. Auch dadurch werden dem Markt große Mengen an Wohnraum entzogen, was die Wohnungspreise auf Sylt immens ansteigen lässt. In einigen Lagen gefährde dies bereits das Ortsteilleben, schreibt dpa, da immer weniger Menschen dauerhaft auf der Insel leben. Sie stehen damit nicht als Arbeitskräfte zur Verfügung und ihr Einsatz fehlt auch bei ehrenamtlichen Tätigkeiten und in sozialen Einrichtungen.

Auch interessant

Kommentare