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Trauriger Fund: Seehund stirbt am Sylter Strand – Hundebesitzer Schuld?

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Von: Lia Stoike

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Ein Spaziergänger fand kürzlich einen toten Seehund am Sylter Strand. Sein Sicherheitshinweis entfacht eine hitzige Debatte: Hundebesitzer ernten harte Kritik.

Sylt - „Ruhe in Frieden“, schreibt ein Facebook-Nutzer in eine Sylter-Gruppe. Er machte bei einem Spaziergang am Strand einen traurigen Fund: Ein Seehund lag tot am Südstrand von Rantum. Diese habe er bereits gemeldet. Abschließend gibt er allerdings einen explosiven Hinweis an alle Hundebesitzer: Hunde sollen angeleint werden, solange das Meerestier nicht geborgen wurde. Eine emotionale Debatte beginnt.

Tier:Seehund
Gewicht:87 kg (Erwachsener)
Länge:1,6 m (Erwachsener)
Stellung in der Nahrungskette:Fleischfresser

Seehund stirbt am Sylter Strand – Hundebesitzer sollen Schuld sein

„Hunde gehören an die Leine, basta! Auf unserer Insel gibt es nun mal Regeln, die eingehalten werden müssen“, schreibt ein Sylter. Seiner Meinung ist auch eine Nutzerin, die schreibt „Anleinen, sowieso.“ Ein Jäger unter den Kommentatoren ist anderer Meinung: Die pauschale Aussage, dass Hunde ausnahmslos angeleint werden müssen, findet er nicht passend.

So verhalten Sie sich richtig, wenn Sie einen einsamen Heuler finden

Wenn das Jungtier von der Mutter getrennt wird – ob durch eine Störung oder weil sie auf Jagd ist – stößt es „Klagelaute“ aus. Diese Laute benutzt der „Heuler“, um mit der Mutter in Kontakt zu bleiben. Grundsätzlich gilt: Heuler nicht anfassen, rät die Nationalparkverwaltung Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer. Falsch verstandene Tierliebe sei es, das Tier zu streicheln oder mitzunehmen. „Lassen Sie den Seehund am Fundort und halten Sie mindestens 300 Meter Abstand, damit die Mutter ihr Jungtier wiederfinden kann.“ Der Fundort soll an die zuständige Seehundstation weitergeleitet werden.

Sind Hunde in richtiger Hand „funktionieren“ sie, meint der Jäger. Das sieht ein anderer Facebook-Nutzer problematisch, schließlich seien viele Besitzer überzeugt davon, dass ihre Tiere „auf das Wort gehorchen“. Die Realität sehe aber anders aus. Das Problem seien nicht die Hunde, sondern die Menschen selbst, meint eine weitere Dame.

Hund oder Mensch? Robbenexperte erklärt: Das ist das Hauptproblem

Die Tiere kommen an Land, um sich auszuruhen. Lässt man sie nicht in Ruhe, flüchten sie ins Wasser, heißt es weiter. Da könne der eine oder andere vor Erschöpfung sterben. Eine andere pflichtet ihr bei und schildert, sie habe vor zwei Wochen einen Heuler gefunden. „Ich hatte ausschließlich Streitgespräche mit Menschen ohne Hund, die das Tier regelrecht umzingelt haben.“

Mensch oder Hund? Was das Hauptproblem der Seehunde ist, weiß Armin Jeß, Robbenexperte der Nationalparkverwaltung Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer.

Dadurch werden Seehunde gefährdet

Er stellt klar: Hund und Mensch sollen Abstand von gestrandeten Seehunden halten. „Je nach Möglichkeit bitte 200 Meter und mehr“, sagt Jeß. So niedlich die Tiere aussehen, so gefährlich können sie werden: „Robben können Überträge von Krankheiten auf den Menschen sein.“ Es handele sich um sogenannte „Zoonosen“. Beispiele hierfür sind: Brucellose, Rotlauf und auch Influenza. Hinzu komme aber auch, dass unangeleinte Hunde rastende Robben stören.

Jährlich 1500 tote Seehunde an den Küsten Schleswig-Holsteins

„Die beunruhigen diese, jagen sie ins Wasser oder beißen sie in Einzelfällen.“ Bei bereits geschwächte Robben löse dies Stress aus. Das muss nicht unbedingt zum Tod führen, schwäche die Tiere aber. In den Wintermonaten rasten regelmäßig schwache Robben an den Stränden, von denen zahlreiche auch an ihren Erkrankungen verenden. Jährlich werden rund 1500 tote Seehunde an den Küsten Schleswig-Holsteins registriert.

Seehund liegt tot am Sylter Strand
(Symbolbild) © Carsten Rehder/dpa

Sterben gehöre zwar zu den ganz normalen Naturvorgängen in einem gesunden Seehundbestand, wie auch die Vermehrung. Gründe für den Tod seien vielfältig: Unterernährung, Parasitenbefall, Infektionen, äußere Verletzungen oder Prädation durch Kegelrobben. Dennoch appelliert der Robbenexperte an alle Hundehalter: „Leinen Sie umgehend, besser grundsätzlich, Ihren Hund an, um die Robbe nicht weiter zu beunruhigen.“

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