Radler-Zoff auf Sylt: Fußweg soll weg – Anwohner stinksauer
Mit dem Fahrrad unterwegs auf der Nordseeinsel Sylt – das klingt entspannt. Doch es gibt Streit um den Westküsten-Radweg, weil ein Fußweg weichen soll.
Westerland – Der zunehmende Verkehr auf der Nordseeinsel Sylt ist schon seit längerer Zeit ein großes Problem. Mit verschiedenen Projekten wie den Begegnungszonen in Westerland versucht man, gegenseitige Rücksichtnahme und Kommunikation zwischen den Verkehrsteilnehmenden zu fördern. Damit mehr Menschen vom Auto auf das Rad umsteigen, gibt es ein neues Radwege-Konzept für die Gemeinde Sylt. Doch der geplante Verlauf für den Westküsten-Radweg stößt nicht bei allen auf Begeisterung.
Name: | Sylt (friesisch Söl, dänisch Sild) |
Fläche: | 99,14 Quadratkilometer |
Länge: | 38 Kilometer |
Breite: | 12,6 Kilometer |
Ausgebaute Radwege: | ca. 200 Kilometer |
Radfahren auf Sylt: Neue Strecke für Westküsten-Radweg geplant
Der Autoverkehr auf Sylt nervt viele – Bürgermeister Nikolas Häckel hatte im letzten Jahr sogar schon mit Fahrverboten auf Sylt gedroht. Damit das Radfahren auf Sylt attraktiver und sicherer wird, plant die Gemeinde Sylt für Westerland einen durchgehenden Radweg von Nord nach Süd. Auf der Internetseite der Gemeinde hieß es bereits im März 2020, man habe das Ziel, den Radweg breit auszubauen und auf der ganzen Strecke dem Autoverkehr überzuordnen. Radler First also.

Geplant sei auch eine deutliche Trennung von Fuß- und Radweg, um maximale Sicherheit für alle Verkehrsteilnehmer zu gewährleisten. Baubeginn für den Westküsten-Radweg sollte 2021 sein, doch die Umsetzung verzögerte sich immer wieder. Zwar hatte sich der Verkehrsausschuss auf Sylt im Sommer 2020 auf eine Streckenführung für den Westküsten-Radweg geeinigt – doch die Politiker auf der Nordseeinsel hatten die Rechnung ohne die Einwohner gemacht.
Fußweg soll dem Westküsten-Radweg auf Sylt weichen: Anwohner sind genervt
Besonders ein Abschnitt des neuen Westküsten-Radwegs sorgt für Streit auf der Promi-Insel Sylt: der Lornsenweg im Norden von Westerland. Dieser soll für den Westküsten-Radweg auf 4 Meter verbreitert und als Fußweg gesperrt werden. Bereits im April 2021 protestierten Anwohner gegen die Pläne, den bestehenden Fußweg in einen Radweg umzuwandeln. Es gründete sich die Initiative „Freunde des Lornsenwegs“, die unter anderem eine Petition zur Erhaltung des Lornsenwegs als Fußweg gestartet hat.
Dort heißt es, die geplante Fahrrad-Schnellstraße durch den Lornsenweg sei alles andere als familienfreundlich und würde insbesondere in den Sommermonaten zu erhöhten Unfallzahlen führen. Mittlerweile haben sich rund 300 Unterstützerinnen und Unterstützern den Forderungen angeschlossen.
Den Bewohnern des Altenzentrums Westerland und vielen anderen Anwohnern nimmt man die Möglichkeit, ungefährdet spazieren zu gehen. Viele Mitmenschen sind älter, gebrechlich und können so eine Fahrrad-Schnellstraße nicht mehr überqueren.
Seit dem Start der Proteste hat es mehrere Anhörungen und alternative Vorschläge für den Streckenverlauf gegeben. Am Donnerstag, dem 9. Juni 2022 fand erneut eine Einwohnerversammlung in Keitum statt, die unter anderem den umstrittenen Verlauf des Westküsten-Radwegs auf der Tagesordnung hatte. Rund 80 Einwohnerinnen und Einwohner waren erschienen, wie die Sylter Rundschau berichtet. Eine Lösung des Problems ist indes immer noch nicht in Sicht.
Radfahren auf Sylt: Umdenken in der Verkehrspolitik gescheitert?
Verkehrspolitik auf Sylt ist schon lange ein heikles Thema. Wann immer der ungehinderte Verkehrsfluss für Autofahrer gefährdet scheint, gibt es einen Aufschrei aus der Tourismus-Branche. So auch im Mai 2022, weil man durch die geplante Sperrung der Landesstraße L24 im Sommer 2022 ein Verkehrschaos auf Sylt befürchtet.
Einige Menschen sind skeptisch, ob für ambitionierte Pläne in Sachen Radverkehr auf Sylt überhaupt Platz ist. Auf Facebook machen sie ihrem Unmut Luft und schreiben, dass in Bezug auf die Strecke des Westküsten-Radwegs aus dem „Bicycle 1st“ ein „Alles außer Fahrräder“ geworden sei.
Und wer im Urlaub gerne Fahrrad fahren möchte, findet z.B. in den Kaiserbädern an der Ostsee gute Bedingungen. Schon seit Jahren. Wir behalten dann die Auto Fetischisten.
Und der Verkehr ist zurzeit nicht das einzige Problem, das den Syltern Kopfzerbrechen macht. Seit der Einführung des 9-Euro-Tickets zieht es vermehrt Tagesgäste und Feierwütige auf die Nordseeinsel. Aktuell sorgen Punks für Chaos in Westerland, Gäste fühlen sich belästigt und Ladenbesitzer fürchten um ihr Sommergeschäft.