Sylt leidet unter dem Andrang der Punks – „Es geht um Existenzen“
Auch dank 9-Euro-Ticket sind im Sommer 2022 viele Punks auf Sylt. Es kam bereits zu Zwischenfällen. Die Politik reagiert nun.
Update vom 27. Juli 2022: Seit fast zwei Monaten sind die Menschen in Deutschland mit dem 9-Euro-Ticket unterwegs, und ebenso lange bevölkern die Punks die Innenstadt und den Strand von Westerland auf Sylt. Ordnungsamt und Tourismus-Service gehen mittlerweile mit verstärkten Kontrollen gegen die auf der Insel nicht unbedingt willkommenen Gäste vor. Bis zu fünfmal täglich soll das Ordnungsamt bei den Punks in Westerland vorbeischauen, die sich regelrecht terrorisiert fühlen.
Bis vor Kurzem haben viele von ihnen am Strand wild gecampt, jetzt ist die bunte Truppe in den Stadtpark vor dem Rathaus von Westerland gezogen. Hier haben sie ihr Lager aufgeschlagen, denn einige von ihnen sollen mittlerweile lebenslanges Strandverbot auf Sylt haben. Urlaubern und Einheimischen bietet sich ein ungewohntes Bild: Auf der Wiese im Park wurden Zelte aufgebaut, die Punks haben sogar ein Protestcamp auf Sylt beim Ordnungsamt angemeldet. Anwohner fordern von der Politik nun noch härtere Maßnahmen.
Ursprungsartikel vom 18. Juni 2022: Westerland – Die Urlaubssaison auf der Insel der Schönen und Reichen ist auf dem Höhepunkt – der World-Cup im Beach Polo auf Sylt ist gerade vorbei, die schillernde Lindner-Hochzeit auf Sylt steht in Kürze an. Alles wie immer also auf der Promi-Insel möchte man meinen. Nicht ganz, denn in diesem Jahr ist vieles anders – denn einige Gäste passen so gar nicht ins Bild. Pünktlich zu Pfingsten enterten Hunderte Punks die Insel. Viele von ihnen sind geblieben und leben mehrheitlich friedlich auf der Insel.
Doch immer wieder kommt es zu Zwischenfällen und Polizeieinsätzen. Vor allem die Geschäftsleute in Westerland, Kampen und Co. sehen in den bunten Gästen eine Gefahr für ihr Sommergeschäft. Die Worte sind mittlerweile drastisch gewählt. Das hat auch die Politik erkannt – ein Runder Tisch soll nun helfen.
Insel: | Sylt |
Einwohnerzahl: | Ca. 18.000 |
Fläche: | 99,14 km² |
Besucherzahl vor Corona: | Ca. 800.000 (2019) |
Sylt leidet unter dem Andrang der Punks – „Es geht um Existenzen“
Grundsätzlich freut sich die Insel über seine zahlreichen Gäste. Doch immer Falle der Punks ist das nicht bei allen so. „Das Problem ist, dass Toleranzgrenzen überschritten werden, und die haben wir schon sehr weit erweitert“, zitiert das Hamburger Abendblatt den Vorsitzenden des Hauptausschusses, Holger Flessau (CDU). Er kritisiert Sachbeschädigungen und permanente Verunreinigungen durch Kot und Urin infolge des Alkoholkonsums – das sei den Geschäftsleuten nicht zuzumuten, es gehe um Existenzen. Der CDU-Politiker fordert: „Wir brauchen eine Lösung. Bis Ende August halten wir das nicht durch.“

Diese Lösung soll nun ein sogenannter Runder Tisch mit Polizei, Ordnungsamt, dem Bürgermeister und dem Bürgervorsteher sein, der Maßnahmen einleitet. Die Zeit drängt: Bereits für Ende Juli hat sich eine neue Gruppe für die Insel angekündigt: Rechte wollen auf Sylt demonstrieren, auch das wird aller Voraussicht nach zu neuen Herausforderungen führen – denn auch der militante „Schwarze Block“ will dann anreisen.
Sylt: Punks zufrieden: „Toll, dass wir hier feiern und unsere Musik hören können“
Die angekündigte Demo der Rechten hat auch die Punks bereits in Alarmbereitschaft versetzt. Man sei schon jetzt nachts immer in Kleingruppen unterwegs, da man Ziel möglicher Attacken sei, hieß es vor Ort gegenüber 24hamburg.de. Grundsätzlich fühle man sich aber sehr wohl auf der Insel. „Toll, dass wir hier feiern und unsere Musik hören können“, sagen die Punks auf Sylt, die bei den Reichen chillen und feiern.
Letzteres ist auch dem Ordnungsamt ein Dorn im Auge. Im Hauptausschuss sagte der Bürgermeister der Insel, Nikolas Häckel: „Wir haben aktuell das Problem einer Großstadt und sind ausgestattet wie ein Dorf.“ Er berichtet vom schwierigen Kampf gegen Wildcamper – regelmäßig werde den Ordnungsamt-Mitarbeitern Prügel angedroht. Eine Attacke auf einen Restaurant-Mitarbeiter auf Sylt hatte kürzlich für Aufmerksamkeit gesorgt. Der Chef des Tourismus-Service wird von der Sylter Rundschau mit den Worten zitiert: „Ich kann nur empfehlen, der Gruppe nicht durch Dinge wie extra Toiletten entgegenzukommen.“
Maßnahmen gegen Punks auf Sylt: Betonblöcke, Security und ein Zaun
Um zu verhindern, dass die Punks in der Innenstadt von Westerland den Brunnen mit der „Dicken Wilhelmine“ und einen Durchgang dahinter als Toilette missbrauchen, hat man Ende Juni 2022 erste Maßnahmen ergriffen. Der Durchgang wurde mit großen Betonblöcken verschlossen – sehr zum Unmut der Inhaberin eines Reformhauses, zu dem der Durchgang eigentlich führt. Und auch der Zaun, den man um den Brunnen in Westerland errichtet hatte, wurde nach massiver Kritik wieder abgebaut.
Neue Lösungen mussten her und schnell war klar: Nur ein Sicherheitsdienst kann gegen die Punker-Invasion auf Sylt helfen. Der soll zwischen 13:00 Uhr bis 1:00 Uhr nachts in der Innenstadt patrouillieren. Und es werden nun doch mobile Toiletten aufgestellt, um das Wildpinkeln durch Punks und Obdachlose zu unterbinden. Nachdem es für die Lage in Westerland also erste Lösungsansätze gibt, könnten bald Bundesfinanzminister Christian Lindner und Partnerin Franca Lehfeldt die Bekanntschaft der neuen Insel-Gäste machen. Die Punks haben angekündigt, die Hochzeitsfeier der beiden in der Sansibar zu entern.